Evil (Roman)

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Für den Roman aus dem Jahr 1981, siehe Jan Guillou bzw. die Verfilmung Evil (2003).

Evil (Originaltitel: The Girl Next Door, 'Das Mädchen von nebenan') ist ein 1989 veröffentlichter Roman des US-Schriftstellers Jack Ketchum.

Handlung

Nachdem die 14-jährige Meg und ihre jüngere Schwester Susan nur knapp einen Autounfall überlebt haben, der ihre Eltern das Leben kostete, ziehen sie zu ihrer Tante Ruth (37). Meg hat einige Narben von dem Unfall, während Susan schwerere Verletzungen hat und Beinschienen tragen muss. Ruth war derweil eine junge geschiedene und alleinerziehende Mutter, die bereits drei Jungen, Woofer (10) und die Zwillinge Willie und Donnie (12) erzog. Sie galt unter den Kindern der unbenannten Kleinstadt als Idealmutter, da sie die Kinder gelegentlich mit Bier und Zigaretten versorgte.

Durch das Auftauchen der neuen Kinder beginnt besonders für Ruth eine Abwärtsspirale und sie verfällt allmählich dem Wahnsinn – sie hasst Männer, die ihren Frauen in Form von Kindern nur Arbeit hinterlassen und nur Sex wollen. Diesen Hass lässt sie immer mehr an Meg und Susan aus. Meg ist in ihren Augen nur eine nymphomane Schlampe, während die hilflose Susan ihr selbst als Sexualobjekt sadomasochistischer Phantasien dient. Anfangs sind es nur Beschimpfungen, dann beginnt sie, die Mädchen zu schlagen, meist mit einem Gürtel. Als Meg es wagt, einen Polizisten anzusprechen, eskaliert die Situation: Sie kann den Polizisten abwimmeln – doch nun beginnt für Meg eine wochenlange Tortur, als Ruth sie in den Keller sperrt. Nicht in einen normalen Keller; es ist 1958 und Ruths Ehemann hatte auf dem Höhepunkt der Atombomben-Paranoia einen Bunker ausgehoben. Dort haust nun Meg, abgeschottet von ihrer Schwester und der Außenwelt (es sind Schulferien und niemand vermisst sie) – ihrer neuen Familie hilflos ausgeliefert, die schnell anfängt, sie zu foltern.

Erzählt wird die Geschichte rückblickend aus dem Jahr 1987 von dem damaligen Nachbarjungen David, der Ruths Verfall in den Wahnsinn mitbekam, jedoch erst viel zu spät in seinem vollen Ausmaß erkannte.

Er erlebt mit, wie Meg an Seilen aufgehängt die Nacht im Bunker verbringen muss, wie man sie entkleidet und demütigt. David macht bei diesem „Spiel“, wie es die Nachbarn nennen, nie mit, verspürt aber eine fürchterliche Faszination und kann nächtelang vor Erregung nicht schlafen, besonders weil Ruths Jungen mit Begeisterung an den Folterungen teilnehmen und offensichtlich damit durchkommen.

Es wird immer schlimmer: Meg wird auf Essensentzug gesetzt, wird sie aufmüpfig, wird die nach dem Autounfall gehbehinderte Susan an ihrer Stelle geschlagen. Die körperliche Folter wird grausamer: Ruth drückt Zigaretten an Megs Körper aus, verbrennt sie mit dem Bügeleisen und steckt sie mit Hilfe ihrer drei Söhne unter eine dampfend heiße Dusche, die ihren gesamten Körper mit Brandblasen überzieht.

Noch immer sieht David sich machtlos, glaubt mittlerweile, er sei wegen seiner langen Untätigkeit ein Komplize. Ein Eingreifen scheint David unmöglich, doch die Situation verschlechtert sich noch für Meg, als Ruths Söhne ihre Freunde einweihen und mitbringen. Plötzlich wird Meg von drei weiteren Kindern gefoltert, die sie schlagen und ihr ins Gesicht urinieren. Meg bleibt dennoch stark und zerbricht auch nicht, als man sie zwingt, Hundekot zu essen.

Als einer der Jungen eher beiläufig nachfragt, ob man Meg nicht einfach umbringen sollte, kann David nicht mehr und beschließt, Meg zu helfen. In der Nacht bricht er in das Nachbarhaus ein, lässt Meg frei und flieht. Aber Meg kommt nicht weit: Sie will ihrer Schwester helfen und wird dabei erwischt. Der Alptraum eskaliert: Ruth lässt ihre Jungen Meg vergewaltigen. Gemeinsam brennen sie ihr mit einer glühenden Nähnadel die Worte ICH FICKE FICK MICH in den Bauch.

Als David dies sieht, will er fliehen, doch er wird aufgehalten und nun mit Meg und Susan eingesperrt. Seine Folter ist es, dass er zusehen muss, was nun geschieht: Ruth ist zufrieden damit, dass Meg nun mit ihren Narben ein Leben lang entstellt sein und für Männer nicht mehr attraktiv sein wird – nun will sie aber dafür sorgen, dass Meg ihrerseits keine Männer mehr will. Mit einem glühenden Eisen lässt sie einen der Jungen Megs Klitoris verbrennen.

In jener Nacht, als eine gebrochene Meg mit ihren bloßen Fingern versucht, sich einen Weg durch den Betonfußboden zu graben, muss David handeln. Er legt ein Feuer im Bunker und will Ruth im anschließenden Chaos und im Rauch mit Susans Gehhilfen niederschlagen. Doch nicht nur Ruth kommt, auch ihre drei Söhne sind dabei. Sie überrumpeln David leicht. Als Meg helfen will, schlägt Ruth ihren Kopf mit aller Gewalt gegen die Wand – danach löschen sie das Feuer und sperren die drei wieder ein. Wenige Stunden später erliegt Meg ihren Verletzungen.

Davids Eltern vermissen ihren Sohn und schalten die Polizei ein. Ein Polizist erinnert sich an Megs Aussage und verdächtigt Ruth – schließlich werden die beiden Kinder und die tote Meg im Bunker gefunden. Ruth verweigert anfangs die Aussage, brüllt dann aber, Meg habe sich die Verletzungen selbst zugefügt und es nicht anders verdient. David hält es nicht mehr aus: Am Kopf der Treppe angekommen, stößt er Ruth hinunter, wobei sie sich das Genick bricht.

Da David am Ende doch helfen wollte und ihm nicht nachzuweisen ist, dass er an der Folterung beteiligt war, wird er freigesprochen. Die anderen kommen in die Jugendstrafanstalt, einer von ihnen wird später erneut zum Vergewaltiger werden. Noch Jahre lang kann David es nicht verkraften, dass er nicht vorher schon eingegriffen hat.

Wirkung und Authentizität

Besonders die Tatsache, dass das Buch aus der Ich-Form geschrieben ist, macht das Buch so intensiv und teils beinahe unerträglich zu lesen, da der Erzähler am Anfang nichts als Begierde und Faszination empfindet und sich unangreifbar fühlt. Während der Leser sich wünscht, er möge doch endlich handeln, geht David voll in seiner Rolle als Zuschauer auf und schildert dies ohne Gewissensbisse. In einer der Kernaussagen des Buchs bringt David jedoch auch den Leser als Betrachter ins Spiel und äußert den anhaltenden Wunsch, wissen zu wollen, wie die Geschichte weitergeht. Eben jenen Anlass das Buch weiter zu verfolgen macht den Leser somit mitverantwortlich für das Geschehen. Ebenso lässt Ketchum David die Herzszene in seiner Erzählung auslassen, das Ausbrennen der Klitoris wird nicht beschrieben, David äußert lediglich, dass dies das grausamste Erlebnis seines Lebens gewesen sei und er darüber nicht sprechen oder schreiben werde. Die Foltersequenzen sind unerbittlich, Ruth ist dabei eher apathisch, fast pragmatisch – sie tut nur, was sie für richtig hält.

Der Roman beruht auf einer wahren Begebenheit. 1965 wurde die damals sechzehnjährige Sylvia Likens von ihrer Pflegemutter Gertrude Baniszewski und deren Kindern zu Tode gefoltert.

Verfilmung

Das Buch wurde 2007 unter der Regie von Gregory M. Wilson unter dem Titel Jack Ketchum’s Evil verfilmt. US-Schriftsteller Stephen King meinte: „Der erste wirklich schockierende amerikanische Film, den ich seit Henry: Portrait of a Serial Killer vor 20 Jahren gesehen habe.“ (Zitat vom Cover der deutschen DVD)

Quelle