Ex Libris (schweizerisches Unternehmen)

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Ex Libris AG

Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1947
Sitz Dietikon, Schweiz
Leitung Daniel Röthlin
(CEO)
Michel Gruber
(VR-Präsident)
Mitarbeiterzahl 217 (Ende 2021)
Umsatz 134.4 Mio. CHF (2021)
Branche Medienhandelsunternehmen
Website www.exlibris.ch

Ex Libris ist ein Schweizer Medienanbieter und eine Tochtergesellschaft des Detailhandelskonzerns Migros.

Tätigkeit

Das Unternehmen betreibt 14 Filialen (Stand Januar 2022)[1] in der Deutschschweiz sowie mit mehr als 15 Millionen Artikeln, davon über fünf Millionen E-Books, den grössten Medien-Onlineshop der Schweiz (die Online-Umsätze steigen nach Eigenaussage weiter an). Ex Libris beschäftigt 217 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Jahr 2021 einen Umsatz von 134.4 Millionen Franken.[2] Die Migros-Tochter strebt einen weiteren Ausbau ihres Cross-Channel-Angebots an.[3]

Das Produktangebot umfasst hauptsächlich Bücher, Spiele, Hörbücher, Musik, Filme, Computerspiele, Software sowie Unterhaltungselektronik und Zubehör. Über den Onlineshop bietet Ex Libris zudem auch digitale Produkte wie E-Book-Downloads an.

Geschichte

Buchclub

Ex Libris-Bücher im Migros-Verkaufswagen 1951
Ex Libris-Filiale in Bern, ca. 1970

Ex Libris wurde 1947 als Buchclub gegründet, als sie die Restbestände der Deutschen Buch-Gemeinschaft in der Schweiz erwarb. Sie hatte aber Mühe, sich gegen die Büchergilde Gutenberg zu behaupten. 1950 wandten sich die Gründer des Buchclubs an Migros-Chef Gottlieb Duttweiler und baten ihn um Unterstützung. Die Migros beteiligte sich finanziell und war bei der Buchproduktion behilflich. Unter der Leitung von Elsa Gasser konnte das Sortiment markant ausgeweitet werden. Bis 1955 stieg die Zahl der Mitglieder um fast das Zwölffache auf 65'000 an. 1956 übernahm Migros die Ex Libris ganz.[4]

Das Angebot bestand aus Lizenzausgaben der wichtigsten Verlage des deutschsprachigen Raums. Neben Literatur umfasste es auch Kunst, Geschichte, Soziologie und Jugendliteratur. Daneben erschienen bei Ex Libris auch Buchreihen, die dem Kulturaustausch und der Stärkung des Zusammenhalts der Landesteile dienen sollten. Dazu gehörte die ch-Reihe mit Titeln junger Schweizer Autoren und von 1979 bis 1983 die von Charles Linsmayer betreute Reihe Frühling der Gegenwart mit dreissig Neuauflagen von Schweizer Romanen und Erzählungen des Zeitraums 1890–1950. Der Buchclub, der 1982 über 650'000 Mitglieder zählte, war sowohl im Buchhandel als auch als Verlag tätig. Ebenso publizierte er die Mitgliederzeitschrift «ex libris».[5] Aufgrund einer Krise Mitte der 1980er-Jahre gab das Unternehmen seine Verlagstätigkeit auf. Die Vielzahl der Aktivitäten war lange Zeit durch das Migros-Kulturprozent unterstützt worden.[6]

Grammoclub

Auf Anregung Gassers begann Ex Libris 1952 auch Musik zu verkaufen. Gleichzeitig begann die Ära der Vinylschallplatte, welche die zerbrechliche Schellackplatte ersetzte. In der ersten Phase wurden die Originalplatten aus England, Frankreich und den USA in von Ex Libris produzierte Hüllen gesteckt. Für die Covergestaltung waren Schweizer Grafiker zuständig. Zuerst umfasste das Angebot nur Klassik, um einem gehobenen Anspruch an Kultur zu genügen. Erst mit der Zeit kamen gewählte Platten mit Unterhaltungs- und Tanzmusik hinzu, später Jazz und Pop – zumeist mit eigenen Plattenhüllen. Um 1990 wurden die letzten Plattenbestände vor den Ex Libris-Filialen ausverkauft. Bis heute verkauft werden die Kasperlitheater, dessen erstes 1967 noch als Vinyl-Platte erschienen ist.[7]

Strukturwandel seit 2010

In den Jahren um 2010 beeinträchtigten starke Marktveränderungen den Geschäftsgang bei Ex Libris. Der Strukturwandel im Medien-Handelsmarkt hatte sich in dreierlei Hinsicht bemerkbar gemacht:[8][9]

  1. Kunden kauften ab 1998 nach dem Start von Amazon Deutschland vermehrt online ein oder gingen aufgrund des günstigen Euro-Kurses ins grenznahe Ausland.
  2. Filme, Musik, Software/Games sowie Bücher wurden zunehmend digitalisiert verkauft und konsumiert.
  3. Spotify, Apple Music, Amazon Prime oder Netflix schufen auf neuester Technologie neue Nutzungskonzepte mit hohem Konsum-Komfort für ihre Nutzer. Eine einzige Musik-CD kostete oft mehr als das Monatsabo eines Streamingdienstes.

Ex Libris eröffnete bereits 1999 einen Online-Shop, 2010 folgte die erste iOS App, 2012 die erste Smart-TV-App und 2013 der mobil-optimierte Shop. Die Omni-Channel-Strategie sah und sieht eine Einbindung von neuen Kanälen vor. Über die Jahre hatte Ex Libris die Verlagerung nach Online mit digitalen Angeboten gestärkt und das Filialnetz an die veränderten Konsumentenbedürfnisse angepasst.[10]

Im Oktober 2015 begann Ex Libris, Video-Streaming-Angebote als Teil einer Cross-Channel-Konzeption anzubieten. Internationale Vorpremieren, Neuheiten und TV-Serien aus den USA konnten, bis das Angebot im September 2020 eingestellt wurde, aus der Online-Bibliothek ausgewählt werden.[11][12] 2016 wurde Ex Libris an den Swiss E-Commerce Awards zum besten Online-Shop der Schweiz gekürt.[13] Seit dem 20. März 2018 bietet Ex Libris gegen 600'000 der meistverkauften Artikel aus ihrem physischen Sortiment auch im Online-Warenhaus Galaxus an. Laut Unternehmensleiter Daniel Röthlin sei dies die Weiterentwicklung der 2010 gestarteten Omnichannel-Strategie. Ex Libris war nach Globus und M-Way die dritte Migros-Tochter, die sich dem Galaxus-Händlerprogramm angeschlossen hatte.[14]

Gestiegene Online-Umsätze vermochten die Einbussen im stationären Geschäft nicht zu kompensieren, generell sank der Umsatz von 2010 bis 2019 von knapp 190 Mio. Schweizer Franken auf gut 100 Millionen. Im Jahr 2010 verfügte Ex Libris noch über 114 Filialen, im Januar 2018 noch deren 57, welche bis Ende des Jahres auf noch 14 Läden reduziert wurden.[15] 2019 ist Ex Libris in die Rentabilität zurückgekehrt und hat die Transformation vom stationären Händler mit Online-Shop zu einem Online-Shop mit stationärem Handel vollzogen.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Unsere Filialen in Ihrer Nähe. Ex Libris, 2021, abgerufen am 15. Januar 2021.
  2. Zahlen & Fakten über Ex Libris. Ex Libris, 2021, abgerufen am 15. Januar 2021.
  3. Sergio Aiolfi: Radikaler Umbau bei Ex Libris. Ex Libris, 10. Januar 2018, abgerufen am 11. Oktober 2019.
  4. Alfred A. Häsler: Das Abenteuer Migros. Die 60 Jahre junge Idee. Hrsg.: Migros-Genossenschafts-Bund. Migros Presse, Zürich 1985, S. 247.
  5. Häsler: Gottlieb Duttweiler. S. 248–249.
  6. a b Rolf Kaminski: Ex Libris verdient wieder Geld. Migros-Magazin, 14. Februar 2020, abgerufen am 22. März 2020.
  7. Anmerkungen zur Geschichte von Ex Libris. Ex Libris Records, abgerufen am 22. August 2018.
  8. Ulrich Rotzinger: Jetzt spricht der Ex-Libris-Chef über den Kahlschlag bei der Migros-Tochter. Blick, 18. Januar 2018, abgerufen am 22. August 2018.
  9. Sergio Aiolfi, Christoph G. Schmutz: Ex Libris geht über die Bücher. Neue Zürcher Zeitung, 11. Januar 2018, abgerufen am 22. August 2018.
  10. ExLibris.ch ist E-Commerce Champion 2016 und damit Nachfolger von DeinDeal, PKZ, Zalando und Freitag (2015-2012). Digital Commerce Award, 11. Mai 2016, abgerufen am 22. August 2018.
  11. Video on Demand: Filme online schauen. Ex Libris, 8. Oktober 2015, abgerufen am 22. August 2018.
  12. Ex Libris beendet Video-on-Demand-Angebot. In: kleinreport.ch. 5. August 2020, abgerufen am 18. März 2021.
  13. Ex Libris zum besten Online-Shop der Schweiz gekürt. (PDF, 139 kB) Ex Libris, 13. Mai 2016, abgerufen am 22. August 2018.
  14. Ex Libris-Sortiment neu auch bei Digitec Galaxus erhältlich. Ex Libris, 20. März 2018, abgerufen am 22. August 2018.
  15. Für eine gestärkte Zukunft: Ex Libris muss Filialgeschäft restrukturieren. Migros-Genossenschafts-Bund, 10. Januar 2018, abgerufen am 22. August 2018.