Eyller Berg

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Eyller Berg
Höhe 77 m ü. NN (Messung 2011[1])
Lage Kamp-Lintfort, Kreis Wesel, Nordrhein-Westfalen
Koordinaten 51° 28′ 53″ N, 6° 31′ 22″ OKoordinaten: 51° 28′ 53″ N, 6° 31′ 22″ O
Eyller Berg (Nordrhein-Westfalen)
Typ Endmoräne, aufgeschütteter Berg
Gestein Geschiebe (Ton, Sand, Kies)
Besonderheiten Giftmülldeponie

Der Eyller Berg (auch Eyllsche-Berg[2]) ist ein ehemals 63 m[2], heute bis zu 77 m[1] hoher eiszeitlicher Endmoränen-Inselberg[3] südlich der Niederrheinischen Höhen im Kreis Wesel in Nordrhein-Westfalen. Er liegt im Süden von Kamp-Lintfort nahe der Gemeindegrenze zu Neukirchen-Vluyn und wird seit Jahrzehnten als Deponie genutzt. Die Oberflächengestalt des fast waldfreien Berges ist nahezu vollständig künstlich überformt und weiterhin in Veränderung begriffen.

Nordwestlich des Bergs liegen die ehemalige Wasserburg Haus Eyll und die denkmalgeschützte Pfarrkirche Eyll. Nordöstlich des Bergs, im Bereich der unvollendet gebliebenen Bahntrasse Geldern–Sevelen–Utfort, liegt die Motocross-Rennbahn „Eyller Berg“. Die 1950 eingeweihte[3] Traditionsanlage liegt in einem Landschaftsschutzgebiet[4] und darf daher nur an zwei Terminen pro Jahr befahren werden: während des Internationalen ADAC-Motocross-Rennens am 1. Mai[5] und zu Trainingstagen im Oktober.

Nutzung

Abbau

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Berg zuerst als Kiesgrube genutzt. Die abgebauten Tone, Sande und Kiese dienten größtenteils als Bau- und Verfüllmaterial für das benachbarte Steinkohlen-Bergwerk Friedrich Heinrich.[3] Auch beim Bau der einige Kilometer südlich verlaufenden Bundesautobahn 40 wurde Material vom Eyller Berg verwendet.[3] Durch die Abgrabungen wurden zwei ehemals auf dem Berg vorhandene und unter Kulturdenkmalschutz stehende Hügelgräber[2] zerstört.[3]

Deponie

Nach dem Zweiten Weltkrieg – über mehrere Jahrzehnte hinweg und in verschiedene Deponieabschnitte unterteilt – wurden die aufgelassenen Grubenbereiche wieder verfüllt und der Berg neu aufgeschüttet. Dies geschah vor allem mit Hausmüll,[3] Sperrmüll und Bauschutt[6] der Stadt Kamp-Lintfort (städtische Mülldeponie von 1960 bis 1975) sowie mit Bergematerial (Waschberge, Schlämme) und Kokerei-Abbruchschutt[6] der benachbarten Zeche Friedrich Heinrich[3] (RAG-Deponiebetrieb von 1960 bis 1990). Des Weiteren wurden am Eyller Berg auch Fäkalschlämme der LINEG abgelagert[2] (Betrieb von den 1960ern bis 1982).[7]

Ab den 1970er Jahren wurde der südöstliche Bereich des Bergs nach und nach zu einer privatwirtschaftlich von der Ossendot-Gruppe betriebenen Sondermülldeponie der Deponieklasse III umgewandelt. Unter anderem lagern auf dem Eyller Berg große Teile der schwermetallhaltigen Galvanikschlämme aus ganz NRW.[8] Seit 1993 ist diese Deponie im Eigentum der Eyller-Berg Abfallbeseitigungsgesellschaft mbH (EBA)[6], einem Ossendot-Tochterunternehmen.

Um die Rechtmäßigkeit des Betriebs der EBA-Deponie gab und gibt es mehrere juristische Streitigkeiten[9][10] und politische Auseinandersetzungen[11][12][13]. Dabei geht es unter anderem um Betriebsgenehmigungen und deren Auslegung, um immissionsschutz- und abfallrechtliche Vorgaben und Anträge, einzuhaltende Deponiehöhen bzw. erlaubte Deponievolumina, Rekultivierungsauflagen, Austragungen von Umweltgiften und gesundheitsschädlichen Stoffen sowie um Zuständigkeiten und Versäumnisse von Aufsichtsbehörden.

1999 stellte die Arge EBA/Ossendot Umweltschutz GmbH bei der Bezirksregierung Düsseldorf einen Genehmigungsantrag zur Errichtung einer zusätzlichen chemisch-physikalischen Abfallbehandlungsanlage (CPB-Anlage) auf dem Deponiegelände. Dieser Antrag wurde anschließend erst ausgesetzt und dann mehrfach überarbeitet. Zehn Jahre später wurde er einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, nachdem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im April 2009 eine kritische Stellungnahme zum Verfahren[14] und dann einen Brandbrief an das Umweltministerium NRW[15] verfasst hatte. Der BUND NRW thematisierte darin auf die geplante CPB-Anlage, mit dem Betrieb einhergehende Schadstoffbelastungen und die seines Erachtens fehlende Genehmigungsfähigkeit.[8] Im Juni 2009 berichtete erstmals die örtliche Neue Rhein Zeitung über die CPB-Pläne.[16] Im Folgenden gründete sich der Verein Bürgerinitiative Giftmülldeponie Eyller Berg Neukirchen-Vluyn/Kamp-Lintfort[17], der sich gemeinsam mit weiteren Gruppen seither für die Schließung der Deponie einsetzt.

Die Genehmigung für die CPB-Anlage soll im November 2012 erfolgen.[18]

2012 berichteten mehrere Fernsehsendungen über die Deponieproblematik am Eyller Berg, unter anderem Frontal21[19], ZDFinfo[20] und die WDR-Lokalzeit,[21].

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Stadt Kamp-Lintfort: Mülldeponie Eyller Berg, Höhenplan (Befliegung 16. Januar 2011)
  2. a b c d Stadt Kamp-Lintfort: Höhenplan zur Wiederverfüllung des Eyller-Berges von 1969. (Umweltausschuss vom 17. März 2011)
  3. a b c d e f g Lutz Malonek: Die Chronik des Eyller Bergs – Ein Berg auf dem Weg vom Naturparadies zur Umwelthölle. (April 2012) (PDF; 4,7 MB)
  4. ADAC Motorclub 1950 e.V. Kamp-Lintfort: Trainingsmöglichkeiten in unserer Region.
  5. ADAC Motorclub 1950 e.V. Kamp-Lintfort: Eyller-Berg-Kurs.
  6. a b c Bürgerinitiative Giftmülldeponie Eyller Berg Neukirchen-Vluyn/Kamp-Lintfort e.V.: Chronologie Eyller Berg. (9. August 2009)
  7. Stadt Kamp-Lintfort/LINEG: Grundwassersituation Eyller Berg (Tischvorlage für den Umweltausschuss am 17. März 2011). (PDF; 323 kB)
  8. a b Harry Seelhoff: Eyller Berg: Bleiwert ist viel zu hoch. (1. September 2011)
  9. Eyller-Berg Abfallbeseitigungsgesellschaft: www.eyller-berg.de, Unterseite „Eyller-Berg“
  10. Harry Seelhoff: Umweltskandal um Giftmülldeponie am Niederrhein. (2. Juli 2012)
  11. Ulrich Ernenputsch: Verdächtige Eile am Eyller Berg. (21. Juli 2010)
  12. Harry Seelhoff: Politik will Giftmülldeponie Eyller Berg schließen. (15. September 2011)
  13. Harry Seelhoff: Die Giftmülldeponie ist längst voll. (19. Juni 2012)
  14. Claudia Baitinger, BUND NRW: Stellungnahme zum Antrag auf Erteilung einer Genehmigung gem. § 4 BImSchG zur Errichtung und zum Betrieb einer chemisch-physikalischen Abfallbehandlungsanlage auf der Deponie Eyller Berg in Kamp-Lintfort (22. April 2009)
  15. BUND NRW: Eyller Berg Sonderabfalldeponie: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Forderung nach Stilllegung und sofortiger Rekultivierung der Skandaldeponie in Kamp-Lintfort. (14. September 2011)
  16. Harry Seelhoff: Krebserregendes am Eyller Berg. (12. Juni 2009)
  17. Harry Seelhoff: Eyller Berg ist höher als erlaubt. (27. August 2011)
  18. Christian Spolders: Mehr Müll für den Eyller Berg. (27. September 2012)
  19. Frontal21, Sendung vom 17. Juli 2012, Beitrag „Giftmüll macht krank – Behörden mauern“
  20. ZDFinfo vom 27. September 2012, Beitrag „Tickende Zeitbomben“
  21. Lokalzeit Duisburg, Sendungen vom 10. Mai 2012 und 28. Juni 2012