Förderkorb

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ausgebauter Förderkorb mit drei Etagen im Malakow-Turm der ehem. Zeche Hannover

Ein Förderkorb,[1] auch als Fördergestell oder einfach nur Gestell,[2] Fördergerippe,[3] Schachtschale[2] oder auch, vor allem in Österreichischen Bergwerken, Förderschale bezeichnet,[4] ist ein Fördermittel,[5] das im Bergbau zur Förderung von Material und der untertage gewonnenen Bodenschätze eingesetzt wird.[1] Förderkörbe sind so gebaut, dass sie die für die Streckenförderung genutzten Förderwagen aufnehmen können.[6] In der Regel werden Förderkörbe auch für die Seilfahrt genutzt.[7] Hierfür sind dann jedoch besondere Sicherheitsvorkehrungen erforderlich.[8]

Grundlagen und Geschichte

Förderkörbe müssen so konstruiert sein, dass sie möglichst wenig Gewicht haben und trotzdem eine ausreichende Haltbarkeit aufweisen.[9] Dies ist erforderlich, um eine möglichst geringe Totlast zu haben.[6] Dies ist insbesondere bei Schächten mit großer Teufe von erheblicher Bedeutung, da sich hier das Eigengewicht der Förderseile stark bemerkbar macht.[10] In den ersten Jahren wurden Förderkörbe aus Holz erstellt und zur Stabilisierung mit Beschlägen aus Eisen versehen.[11] Später wurden nur noch Förderkörbe aus Stahl verwendet.[6] Verwendet wurden hier insbesondere Profilstähle mit Winkel-, T- oder U-Profil.[9] Im Laufe der Jahre wurden eine Vielzahl von unterschiedlichen Fördergestellen hergestellt, die sich in ihrer Form ähnelten, jedoch im Aufbau unterschieden. In der Regel hatten die Fördergestelle eine viereckige Form, es gab aber auch einige andere Bauarten.[11] Die Fördergestelle haben zwischen einer und vier Etagen, auf jede der Etagen haben je nach Bauart zwischen einem und zwei Förderwagen Platz.[12] Die einfachste Fördergestellkonstruktion sind einstöckige Fördergestelle.[11] Anfangs wurden die Förderwagen direkt auf den Boden der Fördergestelle geschoben, Schienen verwendete man erst später.[3] Diese Fördergestelle hatten in der Regel kein Dach und wurden überwiegend in Blindschächten zur Förderung eingesetzt.[11] Weiteres Einsatzgebiet war der Erzbergbau, wo diese Art der Fördergestelle in geringem Umfang auch in Hauptschächten eingesetzt wurde.[13] Allerdings konnten diese einfachen Fördergestelle nur bei geringen Fahrgeschwindigkeiten verwendet werden.[14] Überall dort, wo größere Massen zu fördern sind oder wo aus größeren Teufen gefördert werden muss, ist es erforderlich, dass die Fördergestelle mit mehreren Tragböden versehen sind, bei denen auf jedem Tragboden bis zu zwei Förderwagen Platz haben.[15]

Moderne Förderkörbe

Moderne Förderkörbe bestehen aus einer stabilen Stahlprofilkonstruktion, die meistens in mehrere Etagen unterteilt ist.[5] Jeder Korb hat als Basis einen Kopfrahmen und einen Grundrahmen.[4] Der Kopfrahmen muss verstärkt ausgeführt werden, da an ihm das Förderseil angebracht wird.[15] Am untersten Rahmen des Korbes (Grundrahmen) wird bei Treibscheibenfördernanlagen das Unterseil mittels Seilendverbinder angebracht.[11] Kopfrahmen und Grundrahmen sind mittels Stahlstreben verbunden, die dem einzelnen Rahmen die nötige Stabilität verleihen.[4] Diese Stahlstreben werden in Form von Längsverbindungen und Schrägversteifungen verbaut.[15] Die Höhe der einzelnen Etagen liegt zwischen 1,8 und 1,9 Meter.[16] Werden die Förderkörbe auch für die Seilfahrt genutzt, muss die lichte Mindesthöhe zwischen den Etagen zwei Meter betragen.[5] Jede Etage hat einen separaten Tragboden, der aus Eisenblech besteht.[11] Die Tragböden sind an den Stahlstreben, die sich zwischen dem Kopfrahmen und dem Grundrahmen befinden, befestigt.[4] Auf den einzelnen Tragböden sind Schienen verlegt, auf denen die Förderwagen stehen.[4] Damit die Förderwagen nach dem Aufschieben auf dem Korb ruhig stehen bleiben und sich nicht vor- und zurückbewegen, sind hierfür mechanische Vorrichtungen wie z. B. Klinken in der Korbmitte oder Erhöhungen oder Vertiefungen auf den Schienen vorhanden.[15] Die Seitenwände sind in der Regel mit Blechen verkleidet.[5] Um Gewicht einzusparen, verwendet man hier Lochbleche.[4] Weitere Gewichtseinsparungen lassen sich nur noch durch den Einsatz von Werkstoffen mit höherer Festigkeit erreichen.[17] Die Stirnseiten sind offen. Dies ist erforderlich, damit bei der Gestellförderung die Förderwagen auch durchgeschoben werden können.[14] Der Förderkorb ist an einem Förderseil mittels Zwischengeschirr befestigt und wird im Schacht in der Regel von Spurlatten geführt.[4] Um den Korb sicher an den Spurlatten durch den Schacht führen zu können, befinden sich auf beiden Seiten des Korbes an jedem Tragboden sogenannte Führungsschuhe, die den Korb an den Spurlatten entlang gleiten lassen.[5]

Besondere Vorkehrungen für die Seilfahrt

Bei der Seilfahrt müssen am Korb besondere Sicherheitsvorkehrungen vorhanden sein, die die auf dem Korb befindlichen Personen vor Verletzungen schützen.[8] Da die Stirnseiten im Normalbetrieb offen sind, müssen sie während der Seilfahrt mittels Förderkorbtüren verschließbar gemacht werden.[11] Um die offenen Seiten während des Treibens sicher zu verschließen, werden Türen aus Blech oder aus Drahtgeflecht verwendet.[6] Geeignet sind hierfür speziell gefertigte Flügeltüren, Jalousieverschlüsse und Schiebetüren. Am besten von diesen drei Korbverschlüssen haben sich die Jalousieverschlüsse und die Schiebetüren erwiesen. Flügeltüren haben den Nachteil, dass sie sich während der Fahrt leicht öffnen und bei heftigen Stößen aus den Türangeln springen.[11] Auf jeden Tragboden muss pro Fahrendem ein Platz von mindestens 0,25 m2 vorhanden sein.[5] Durch diesen Mindestplatzbedarf für jede Person wird auch gleichzeitig die maximale Personenzahl pro Tragboden festgesetzt.[4] Außerdem muss durch geeignete technische Maßnahmen dafür Sorge getragen werden, dass die auf dem Korb befindlichen Personen aus dem Korb befreit werden können, wenn dieser nicht am Zielanschlag stehen bleibt.[15] Um Personen, die sich auf einem Korb mit nicht mehr fahrbereiter Fördermaschine befinden, bergen zu können, müssen in alle Tragböden mit Ausnahme des untersten Tragbodens Durchstiegsöffnungen integriert sein. Diese Öffnungen müssen mit Klappen verschlossen sein, die sich von oben und unten für die Bergung der festsitzenden Personen öffnen lassen. Die Klappen müssen so konstruiert sein, dass sie bei Öffnung nicht über das Profil des Förderkorbes hinausragen.[5] Damit der Förderkorb nach einem Seilbruch nicht in den Schacht stürzt, waren für Förderkörbe, mit denen die Seilfahrt durchgeführt wurde, Fangvorrichtungen vorgeschrieben.[18] Anfang der 1950er Jahre wurden die Fangvorrichtungen für Förderkörbe im deutschen Bergbau bergbehördlich wieder verboten.[8]

Bilder

Einzelnachweise

  1. a b Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1988, ISBN 3-7739-0501-7.
  2. a b Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871, S. 166–168, 445.
  3. a b Julius Ritter von Hauer: Die Fördermaschinen der Bergwerke. Zweite vermehrte und zum Theil umgearbeitete Auflage, Verlag von Arthur Felix, Leipzig 1874, S. 107–117.
  4. a b c d e f g h Carl Hellmut Fritzsche: Lehrbuch der Bergbaukunde. Erster Band, 10. Auflage, Springer Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1961, S. 455–460.
  5. a b c d e f g Technische Anforderungen an Schacht- und Schrägförderanlagen (TAS). Verlag Hermann Bellmann, Dortmund 2005, Blatt 7/1–7/4.
  6. a b c d Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. Zweite verbesserte Auflage, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1887, S. 384–388.
  7. Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage, unveränderter Nachdruck der 3. Auflage. Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus 1994, ISBN 3-7845-6992-7 (Die blauen Bücher).
  8. a b c W. Sindern, St. Borowski: Sicherheitstechnische Betrachtungen zu Schachtförderanlagen für den Zugang zu einem zukünftigen geologischen Tiefenlager. Arbeitsbericht NAB 14-75, Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Hrsg.), Wettingen 2014, S. 5, 15, 23, 24, 28, 29, 30, 49, 55, 71, 73.
  9. a b Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. Sechste verbesserte Auflage, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1903, S. 431–458.
  10. H. Hoffmann: Lehrbuch der Bergwerksmaschinen (Kraft und Arbeitsmaschinen). 1. Auflage, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1926, S. 167.
  11. a b c d e f g h Hans Bansen (Hrsg.): Die Bergwerksmaschinen. Vierter Band, Die Schachtförderung. Verlag von Julius Springer, Berlin 1913, S. 49–77.
  12. Albert Serlo: Leitfaden der Bergbaukunde. Zweiter Band, Zweite verbesserte und bis auf die neueste Zeit ergänzte Auflage, Verlag von Julius Springer, Berlin 1874, S. 88, 96–102.
  13. Fritz Heise, Fritz Herbst: Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus. Zweiter Band, dritte und vierte verbesserte und vermehrte Auflage, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1923, S. 480–483.
  14. a b Albert Serlo: Leitfaden der Bergbaukunde. Zweiter Band, 4. verbesserte Auflage, Verlag von Julius Springer, Berlin 1884, S. 131–137.
  15. a b c d e Fritz Heise, Fritz Herbst: Kurzer Leitfaden der Bergbaukunde. Dritte verbesserte Auflage, Verlag von Julius Springer, Berlin 1932, S. 204–208.
  16. B. W. Boki, Gregor Panschin: Bergbaukunde. Kulturfond der DDR (Hrsg.), Verlag Technik Berlin, Berlin 1952, S. 549–552.
  17. H. Arnold, D. Fuchs, H. Nöller, E. Ulrich: Untersuchungen zur Leistungssteigerung der Hauptschacht-, Blindschacht- und Abteufförderanlagen durch Totgewichtsverringerung. In: Kommission der Europäischen Gemeinschaften (Hrsg.): Technische Forschung Kohle, Abschlussbericht, Bochum 1980, S. I–II, 2–7.
  18. Slonia, Stuehler: Studie über sicherheitliche Probleme bei Seilführung. In: Kommission der Europäischen Gemeinschaften (Hrsg.): Ständiger Ausschuss für die Betriebssicherheit und den Gesundheitsschutz im Steinkohlenbergbau und in den anderen mineralgewinnenden Industriezweigen, Abschlussbericht, Luxembourg 1980, S. 7, 8, 42.