Fabric (Timișoara)

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Stadtbezirke von Timișoara

Fabric (deutsch Fabrik, ungarisch Gyárváros) ist der II. Bezirk der westrumänischen Stadt Timișoara. Er erstreckt sich über eine Fläche von 1017 Hektar und ist damit der mit Abstand größte der insgesamt zehn Bezirke. Mittelpunkt des Stadtbezirks ist die Piața Traian.

Geschichte

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Die Piața Traian mit der serbisch-orthodoxen Kirche des Heiligen Georg, um 1900

Fabric wurde 1718 als eigenständige Ortschaft gegründet und schließlich 1782 nach Timișoara eingemeindet.[1] Der Ort entstand nach dem Venezianisch-Österreichischen Türkenkrieg und der Eroberung des Banats durch das habsburgische Österreich durch den Wiederaufbau der vor der Festung Temeswar gelegenen Palanca Mare, deutsch Große Palanka.

Die Bega hatte zu dieser Zeit viele kleine Verzweigungen, die das Gebiet mit schiffbaren Kanälen durchzogen. Dieser Umstand erleichterte den Transport von Waren und ermöglichte so die Entstehung vielfältiger Branchen. Es siedelten sich hier viele Zünfte und Handwerker wie Schuhmacher, Wagner, Sattler, Kürschner, Küfer, Fischer, Bäcker, Metzger und Schneider an, sowie 1718 die noch existierende Bierfabrik, heute Timișoreana.

1769 eröffnete Matthias Joseph Heimerl mit kaiserlichem Privilegium im "alten Seiden-Haus" die erste Buchdruckerei des Banats.[2]

1880 gab es acht Mühlen mit einer Kapazität von über 2500 Tonnen Weizen im Jahr. 1876 entstand der Fabriker Bahnhof, der heutige Gara Timișoara Est (deutsch Ostbahnhof). Während der Amtszeit des Bürgermeisters Karl Telbisz (1885 bis 1914) wurden die Festungsmauern abgetragen und die Vorstädte zunehmend integriert.

Die Bevölkerung des Ortes bestand ursprünglich vorwiegend aus Rumänen und Serben (meist Gerber), aber auch Ungarn, Juden, Böhmen sowie deutsche Roma siedelten sich an.[3]

Namensgeschichte

Die Piața Traian um 1914

1744, 26 Jahre nach ihrer Gründung, erhielt die Siedlung den Namen Fabrique. Der Name leitet sich von den Fabriken ab, die hier schon in frühen Jahren entstanden. So existierten 1734 neben der oben erwähnten Bierfabrik eine Seidenfabrik und eine Tuchfabrik.[4] Eine alternative Bezeichnung war Raizische Fabrique, in Anlehnung an die orthodoxe Konfession des Großteils der damaligen Bewohner.[5] Ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Schreibweise schließlich zu Fabrik vereinfacht. Mit der zunehmenden Ausrichtung zur Inneren Stadt bürgerte sich außerdem die Bezeichnung Vorstadt Fabrik ein, die beispielsweise schon auf dem Stadtplan von 1849 verwendet wird. Aus ihr entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts – im Zuge der fortschreitenden Magyarisierung nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867 – der ungarische Name Gyárkülváros, wörtlich übersetzt Fabrikvorstadt. Um die Jahrhundertwende herum vereinfachte man diese Benennung schließlich zu Gyárváros, die deutsche Entsprechung hierfür lautet Fabrikstadt. Letztere wird gelegentlich auch von den deutschen Einwohnern bis heute verwendet, konnte sich jedoch gegenüber der eigentlichen Bezeichnung Fabrik nie durchsetzen.[6] Nach der im Friedensvertrag von Trianon festgelegten Abtretung der Stadt an Rumänien hieß der Stadtteil schließlich in der Zwischenkriegszeit rumänisch Fabrică, erst nach dem Zweiten Weltkrieg bekam er seinen heutigen Namen Fabric.

Gebäude und Denkmäler

Milleniumskirche

Literatur

  • Dan N. Buruleanu, Florin Medeleț: Timișoara, Povestea Orașelor sale. Editorial Marineasa, Timișoara 2006, ISBN 973-631-289-5.

Weblinks

Commons: Fabric – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • primariatm.ro, Monitorul Primăriei Timișoara: Timișoara în anul 1911 - Fabric, in rumänischer Sprache

Einzelnachweise

  1. Fabrikstadt (II. Bezirk von Temeswar) auf banaterra.eu, abgerufen am 11. Juni 2016 (Memento des Originals vom 11. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.banaterra.eu
  2. Anton Peter Petri: Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums, Marquartstein, 1992, ISBN 3-922046-76-2
  3. Hans Gehl: Deutsche Stadtsprachen in Provinzstädten Südosteuropas (Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik/Beihefte; Bd. 95). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07171-7, S. 136.
  4. Hans Gehl: Temeswar und seine alten Straßenbezeichnungen auf banaterra.eu, abgerufen am 11. Juni 2016 (Memento des Originals vom 11. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.banaterra.eu
  5. Stadtplan von 1806
  6. Die Stadtgeographie Temeswars

Koordinaten: 45° 45′ N, 21° 14′ O