Farbmittel
Farbmittel ist der Oberbegriff für alle farbgebenden Substanzen.[1][2] Nach ihrer chemischen Zusammensetzung werden anorganische und organische Farbmittel unterschieden.[3]
In beiden Gruppen kann weiter unterschieden werden
- nach der Löslichkeit: in Pigmente und Farbstoffe,
- nach der Herkunft: in natürliche und synthetische Farbmittel,
- nach der Farbe: in weiße, bunte, schwarze, Effekt- und Leuchtfarbmittel und
- nach chemischen Gesichtspunkten in z. B. Elemente, Oxide, Sulfide, Chromate, polyzyklische, ionische und nichtionische Farbmittel.[3]
Einteilung nach Löslichkeit
Anorganische Farbmittel sind fast durchweg unlöslich und als Pigmente klassifiziert. Organische Farbmittel gibt es in unlöslicher (Pigmente) und löslicher Form (Farbstoffe), wobei der Unterscheidung das jeweilige Anwendungsmedium zugrunde liegt. Einige Substanzen können je nach Medium oder chemischer Gruppe als Pigment oder als Farbstoff vorliegen. So ist echtes Indigo zur Färbung von Jeans am „gefärbten Produkt“ ein Pigment, da es in der Baumwollfaser unlöslich ist und die oberflächliche Auflage zur geringen Reibechtheit führt. Um mit Indigo zu färben, wird es verküpt. Bei der Verküpung wird der Indigo zur löslichen „Leukoform“ reduziert und ist in diesem Zustand in Wasser löslich, mithin ein Farbstoff.
Pigmente
Pigmente sind im Anwendungsmedium unlöslich und werden vorzugsweise für Dispersionsfarben, Lacke, Kunststoffe, Druckfarben und Künstlerfarben genutzt. Anorganische Weißpigmente, wie heute vorzugsweise Titandioxid werden als Füllstoff bei der Papierherstellung verwendet. Bevorzugt sind hochechte Pigmente um das Auswandern, die Migration, zu verhindern. Nicht alle Pigmente sind in jedem gefärbten System vollkommen migrationsstabil. Durch das Vorhandensein als Partikel besitzen Pigmente üblicherweise ein höheres Echtheitsniveau als Farbstoffe.
Farbstoffe
Farbstoffe sind im Anwendungsmedium, d. h. in Wasser oder organischen Lösungsmitteln, löslich. Der Einsatz der genutzten Lösungsmittel wird von der Anwendung und den Substraten bestimmt. Typische Anwendungen sind die Färbung von Textilien oder Textilfasern, als farbgebende Stoffe in Schreibgeräte- und Inkjet-Tinten verwendet oder zum einfacheren Einfärben von Papier und Kunststoffen.
Einteilung nach Herkunft
Farbmittel werden nach der Herkunft oder der Art ihrer Herstellung unterteilt.
- Synthetische Farbmittel werden mit Methoden der Chemie hergestellt, für kommerzielle Mengen industriell.
- Natürliche Farbmittel werden unmittelbar aus Pflanzen, Tierteilen, aus Erden oder Gestein gewonnen. Dazu gehören die anorganischen Weißmineralien, bunte Erdpigmente, natürliche Mineralpigmente und die färbenden organischen Substanzen wie Safran, Indigo oder der echte Purpur.
Spezialfarbmittel
Spezialfarbmittel sind Farbmittel mit besonderen physikalischen Eigenschaften, die ihren Farbton unter dem Einfluss von physikalischen und chemischen Größen ändern.
- Temperaturabhängig: Farbmittel mit Thermochromie
- UV-Licht: Fluoreszenzfarben
- durch Lichteinfluss reagierende Farbstoffe: photochrome Farbstoffe
- Indikatorfarben: werden durch Säure-Base-Reaktionen oder Redox-Vorgänge beeinflusst und helfen chemische Stoffklassen zu identifizieren
- Druckempfindliche Farbmittel
- Färbende Zusätze in der Pyrotechnik beruhen zumeist auf den Spektrallinien der Elemente, siehe Leuchtsatz
Literatur
- Ingo Klöckl: Chemie der Farbmittel in der Malerei. de Gruyter, Berlin 2015, ISBN 978-3-11-037453-7.
- Hermann Kühn: Farbe, Farbmittel: Pigmente und Bindemittel in der Malerei. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Bd. 7, 1974, Sp. 1–54.
- Emil (Ernst) Ploß: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textifarben im Mittelalter mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg und Berlin 1962; Neudruck München 1967; 6. Aufl., mit zwei vorangestellten Beiträgen über die Geschichte der Farben Rot und Blau von Margarete Bruns, München 1989, ISBN 978-3-89164-060-9.
- Heinz Roosen-Runge: Farbe, Farbmittel der abendländischen mittelalterlichen Buchmalerei. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Bd. 6, 1974, Sp. 1463–1492.
- Kurt Wehlte: Werkstoffe und Techniken der Malerei. Otto Maier Verlag, Ravensburg 1967, ISBN 3-473-48359-1 (früher: ISBN 3-473-61157-3).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ DIN 55943. In: Deutsches Institut für Normung e. V. (Hrsg.): Farbmittel 1. 7. Auflage. DIN-Taschenbuch 49. Berlin, Wien, Zürich 2012, ISBN 978-3-410-23202-5, S. 509.
- ↑ DIN 53160-1. In: Deutsches Institut für Normung e. V. (Hrsg.): Farbmittel 1. 7. Auflage. DIN-Taschenbuch 49. Berlin, Wien, Zürich 2012, ISBN 978-3-410-23202-5, S. 143.
- ↑ a b DIN 55944. In: Deutsches Institut für Normung e. V. (Hrsg.): Farbmittel 1. 7. Auflage. DIN-Taschenbuch 49. Berlin, Wien, Zürich 2012, ISBN 978-3-410-23202-5, S. 524–525.