Farbschema

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die sechs wichtigsten Farbschemata.

Das Farbschema (Farbakkordik, Farbharmonie, Farbkonzept, Farbstil) bezeichnet eine Farbbeziehung (Farbzusammenstellung) vor allem aus dem Bereich des Grafikdesigns. Farbschemata sind wichtige Bestandteile der Arbeit von Designern, Fotografen und Künstlern.[1] Sie spielen zum Beispiel bei der Gestaltung von Aquarellen, Firmenlogos, geografischen Landkarten, Militäruniformen, stimmungsvollen Fotografien oder Webseiten eine Rolle. Für Eisenbahnwaggons, Flugzeuge oder Stadtbusse existieren Lackierungskonzepte, um den Wiedererkennungswert zu gewährleisten. Selbst Basketbälle folgen einem verbreiteten Farbschema: eine orangefarbene Oberfläche mit schwarzen Linien.

Die Farbschemata lassen sich meist mit Hilfe von Computerprogrammen an einem Farbkreis einfach und schnell ermitteln. Damit arbeiten vor allem Designer, die Farbkombinationen für die unterschiedlichsten Zwecke herstellen.[2]

Farbharmonie

Häufig ist von Farbharmonie die Rede. Damit ist nicht unbedingt nur die Harmonie im Sinne von Ausgewogenheit, Ebenmaß, Gleichklang, Ruhe oder Übereinstimmung gemeint. Es können ebenso gut laute, schrille, unruhige Farbzusammenstellungen gemeint sein, die dann besondere Aufmerksamkeit erregen.

Farbschema-Arten

Die verschiedenen Farbschema-Arten[3] unterscheiden sich im Wesentlichen nach der Anzahl der verwendeten Basisfarben (Hauptfarben).

  • Das monochrome Farbschema (monochromatisches Farbschema, monochromatische Farbharmonie) beinhaltet eine Basisfarbe, die lediglich durch Weiß, Grau oder Schwarz abschattiert sein kann. Eine spezielle Form ist das achromatische Farbschema (Graustufenfarben, Hell-Dunkel-Farbschema, neutrales Farbschema, ungesättigtes Farbschema), bei dem die Basisfarbe Grau ist. Im Allgemeinen wirkt das monochrome Farbschema sehr harmonisch und ruhig. Daneben spielt die Wirkung der jeweiligen Basisfarbe eine wesentliche Rolle.
  • Das komplementäre Farbschema (komplementäre Farbharmonie) ist ein Zweiklang (dichromatisches Farbschema), bei dem die Farben im Farbkreis gegenüber liegen. Die zwei kontrastierenden Farben wirken akzentuiert, laut und spannungsgeladen.

Ein Farbschema mit drei Basisfarben (Dreiklang) bietet drei Möglichkeiten:

  • Das analoge Farbschema (analoge Farbharmonie) verwendet drei Farben, die im Farbkreis nebeneinander liegen. Diese Kombination aus ähnlichen Farben wirkt meist einheitlich, harmonisch und ruhig.
  • Beim triadischen Farbschema (Triade) bilden die drei Farben ein gleichseitiges Dreieck im Farbkreis. Die Wirkung kann extrem, laut, schrill, plakativ sein, aber auch bunt und lebendig.
  • Das teilkomplementäre Farbschema (aufgespalten oder gesplittet komplementäres Farbschema, komplementärer Dreiklang) besteht aus einer Farbe und den benachbarten Farben der Komplementärfarbe. Dieses Farbschema wirkt kräftig, aber nicht so intensiv wie das komplementäre Farbschema.

Weitere Farbschemata:

  • Beim tetradischen Farbschema (Vierklang) bilden vier Farben ein Quadrat oder Rechteck im Farbkreis. Wie das triadische Farbschema wirkt auch das tetradische eher bunt, extrem und lebendig.
  • Das polychrome Farbschema umfasst alle möglichen, mehr oder weniger bunten Farben. Es kann chaotisch, überfüllt, aber auch bunt, gesellig und vergnügt wirken.

Die genannten Farbschemata sind nur Orientierungshilfen. Sie bieten Ausgangspunkte für eine unendliche Anzahl von „benutzerdefinierten“ Möglichkeiten. Entscheidend ist, dass die Farbkombination die gewünschte Funktion bzw. Wirkung erfüllt.

Entwicklung

Bereits ab 1914 bemühte sich Wilhelm Ostwald (1853–1932) Regeln für harmonische Farbzusammenstellungen aufzustellen. Er entwickelte seinen Ostwaldschen Doppelkegel. An Schnitten, eingeschriebenen Dreiecken und Verbindungslinien las er ab, welche Farbzusammenstellungen als harmonisch zu betrachten seien.

Seit den 1980er Jahren lassen sich Farben mit Hilfe von Computerprogrammen schnell zusammenstellen. Für das Zusammenklingen sind Atmosphäre, Formen, Funktion, Lage im Raum, Materialien, Oberflächenstrukturen oder Proportionen zu berücksichtigen. Wichtig ist, dass die so ermittelten Zusammenstellungen dem Gestaltungsziel genügen.[4]

Literatur

  1. Markus Wäger: Grafik und Gestaltung. Das umfassende Handbuch. 2. Auflage, Galileo Press, Bonn 2011, ISBN 978-3-8362-1206-9.
  2. Markus Wäger: Das ABC der Farbe. 1. Auflage. Rheinwerk Verlag GmbH, Bonn 2017, ISBN 978-3-8362-4501-2.
  3. Jennifer Lapp: Einführung in die Farbenlehre: So wirken Farben. 2019. https://blog.hubspot.de/marketing/farbenlehre-einfuehrung . Abgerufen am 26. November 2019.
  4. Kris Decker: Die Grundlagen der Farbenlehre. https://99designs.de/blog/design-tipps/grundlagen-der-farbenlehre/ . Abgerufen am 26. November 2019.

Einzelnachweise

  1. Was sind Farbharmonien? In: Blacklime Design Werbeagentur Hannover. Blacklime GmbH, abgerufen am 26. November 2019 (deutsch).
  2. Kris Decker: Die Grundlagen der Farbenlehre - 99designs. 2019, abgerufen am 26. November 2019 (deutsch).
  3. Markus Wäger: Grafik und Gestaltung. Das umfassende Handbuch. 2. Auflage. Galileo Press, Bonn 2011, ISBN 978-3-8362-1206-9, S. 179–186.
  4. Martin Benad: Farbgestaltung Innenraum. 1. Auflage. Deutsche Verlagsanstalt, München 2010, ISBN 978-3-421-03587-5, S. 65.