faschistoid
Mit faschistoid („dem Faschismus ähnlich“, „faschistische Züge tragend“[1]) werden Eigenschaften oder Haltungen bezeichnet, die dem Faschismus in verschiedener Hinsicht ähnlich, jedoch nicht deckungsgleich mit ihm sind. Auch einzelne Bestandteile einer Ideologie oder eines politischen Systems werden bisweilen als faschistoid bezeichnet. Man spricht dann von faschistoiden Tendenzen des jeweiligen Systems bzw. der betreffenden Ideologie.
Der Begriff wird häufig verwendet, um besonders autoritäres oder autoritätsgläubiges Verhalten zu beschreiben. So konstatieren etwa Teile der 68er-Bewegung den maßgeblichen Vertretern der Bundesrepublik der 1960er und 1970er Jahre faschistoide Züge bzw. eine postfaschistische Haltung. In öffentlichen Auseinandersetzungen wird der Begriff fast ausschließlich in polemischer Absicht verwendet. So hatte beispielsweise der Öffentlichkeitsreferent der Diözese Augsburg, Dirk Hermann Voß, der Vorsitzenden der Partei Die Grünen, Claudia Roth, im Rahmen eines Streits um den Bischof Walter Mixa im Jahr 2007 „beunruhigende faschistoide Züge“ unterstellt.[2]
Im Sport gibt es die Diskussion, ob nicht die Verherrlichung von Sporthelden dazu führt, dass Rangfolgen allein aufgrund körperlicher Attribute aufgestellt werden. Diese Reduktion des Menschen auf seine körperliche Leistungsfähigkeit bei gleichzeitiger Geringschätzung des Gegners wird ebenfalls als faschistoid bezeichnet.[3] Kinder in Leistungs-Kadern hätten es, so Arnd Krüger, in der Regel überaus schwer, da sie, sich in einem totalitären System befindend, nur dann weiterhin den privilegierten Kaderstatus behalten könnten, wenn sie dem Trainer und dem Sportverband folgten. Auch diese absolute Ausrichtung auf körperlichen Gehorsam gilt als faschistoid.[4]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Faschistoid. (Memento vom 14. Februar 2008 im Internet Archive) In: Meyers Lexikon Online 2.0.
- ↑ "Durchgeknallt" gegen "faschistoid". (Memento vom 3. Februar 2009 im Internet Archive) In: Süddeutsche Zeitung. 20. Oktober 2007.
- ↑ Törbjörn Tännsjö: Is Our Admiration for Sports Heroes Fascistoid? In: Journal of the Philosophy of Sport. 25(1998), 1, S. 23–34.
- ↑ Arnd Krüger: Die Trainer der Kader-Kinder und -Jugendlichen in der Bundesrepublik Deutschland. In: Erwin Hahn, Hans Howald (Hrsg.): Kinder im Leistungssport. Birkhäuser, Basel 1982, ISBN 3-0348-6699-2, S. 266–268.