Feld-Beifuß

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Feld-Beifuß

Feld-Beifuß (Artemisia campestris), Illustration

Systematik
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Anthemideae
Untertribus: Artemisiinae
Gattung: Artemisia
Art: Feld-Beifuß
Wissenschaftlicher Name
Artemisia campestris
L.

Der Feld-Beifuß (Artemisia campestris) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Beschreibung

Der Feld-Beifuß ist eine ausdauernde Pflanze mit einem stark verholzten Wurzelstock, der viele sterile Blattrosetten sowie Blütenstängel bildet. Die Pflanzen erreichen Wuchshöhen von (10 bis) 20 bis 80 (bis 150) Zentimeter. Sie sind niederliegend bis aufsteigend. Die Stängel sind kahl oder filzig bis seidig behaart und fast geruchlos.

Zur Blüte welken die Blätter noch nicht. Die gestielten Grundblätter sind zwei- bis dreifach unregelmäßig fiederteilig mit 1 Millimeter breiten, lang stachelspitzigen Zipfeln. Die unteren Stängelblätter haben einen am Grund geöhrten Stiel und sind zwei- bis dreifach fiederteilig. Die oberen Stängelblätter sind sitzend und teilweise ungeteilt. Junge Laubblätter sind seidig behaart, werden später aber kahl.

Junge Blütenköpfchen

Der Gesamtblütenstand ist locker und sparrig mit häufig einseitswendig angeordneten, kurz gestielten, aufrechten oder abstehenden und nur selten nickenden Blütenkörben. Die Körbe sind 2 bis 3 (bis 8) Millimeter lang und kugelig bis länglich-eiförmig; die Hüllblätter sind eiförmig, außen kahl sowie grün oder oft rot überlaufen und besitzen einen Hautrand. Der Korbboden ist kahl. Die Randblüten sind weiblich und fruchtbar; die inneren Röhrenblüten sind zwittrig, wobei die innersten häufig steril sind. Die Blütenkrone ist gelb oder auch rötlich bis rotbraun.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.[1]

Ökologie

Der Feld-Beifuß ist ein immergrüner Chamaephyt. Er ist an Trockenheit durch die bis 1,5 m tief reichenden Wurzeln angepasst.[2]

Die Blüten werden durch den Wind bestäubt, aber auch Bestäubung durch Insekten soll vorkommen. Blütezeit ist von August bis Oktober.[2]

Die Früchte sind Schirmchenflieger mit der bleibenden Blütenhülle als Flugapparat. Daneben findet Klebausbreitung durch die bei Feuchtigkeit verschleimende Fruchtwand statt. Fruchtreife ist von August bis September.[2]

Am Feld-Beifuß parasitiert die Beifuß-Sommerwurz, ein Vollschmarotzer. Die Pflanze kann selbst keine Photosynthese betreiben und ist daher auf den Feld-Beifuß als Wirt angewiesen. Daneben dient der Feld-Beifuß zahlreichen Insektenarten als Nahrung, etwa den Rüsselkäfern Taphrotopium sulcifrons und Cyphocleonus dealbatus.

Vorkommen

Der Feldbeifuß kommt in Europa, in den gemäßigten Zonen Asiens, in Nordafrika und in Nordamerika vor.[3] Er hat ein meridionales bis temperates, subkontinentales Areal. Er wächst in Trockenrasen, an trockenen, sandigen Ruderalstellen und auf Dünen. Andere Populationen kommen in obermontanen bis alpinen Zwergstrauchheiden und Nacktriedrasen vor.

Systematik

Feld-Beifuß (Artemisia campestris)
Strand-Beifuß an den Dünen der Ostseeküste in Polen
Artemisia campestris subsp. glutinosa

Artemisia campestris wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstbeschrieben.[4] Synonyme für Artemisia campestris sind Artemisia caudata Michx., Artemisia dniproica Klokov, Artemisia odoratissima Desf., Artemisia sosnovskyi Novopokr. und Artemisia tschernieviana Besser.[3][5]

Der Feldbeifuß ist eine formenreiche Sammelart, deren Untergruppen teils als Arten, Unterarten oder Varietäten eingestuft werden. Schmeil-Fitschen (2001/2002) führt folgende Unterarten auf:

  • Artemisia campestris subsp. alpina (DC.) Arcang.: Die Verbreitung reicht nach Schmeil-Fitschen von der Schweiz bis zur Steiermark; bei Fischer wird diese Unterart in Anmerkung zu Artemisia borealis als taxonomisch unklare Sippe zwischen Artemisia campestris und Artemisia borealis erwähnt.
  • Artemisia campestris subsp. borealis H.M.Hall& Clem.: Bei Fischer wird diese Unterart als Art Artemisia borealis Pall. geführt. Sie besiedelt Zwergstrauchheiden der Hohen Tauern.
  • Artemisia campestris subsp. campestris: Bei Fischer wird diese Unterart als Artemisia campestris s. str. angeführt. Sie besiedelt Trockenrasen und Felssteppen. Sie kommt vor in Gesellschaften der Klassen Festuco-Brometea sowie Sedo-Scleranthetea.[1] Die österreichischen Vorkommen sind im pannonischen Becken häufig und ansonsten selten. Sie ist in allen Bundesländern anzutreffen außer in Vorarlberg, wo diese Unterart als ausgestorben gilt.[6] Die Varietät Artemisia campestris var. campestris besitzt kahle Blätter.
  • Artemisia campestris subsp. lednicensis (Spreng.) Greuter & Raab-Straube: Das Verbreitungsgebiet sind Steppenrasen und Trockenhänge im südlichen Teil Deutschlands. Sie ist dort eine Charakterart des Artemisio lednicensis-Melicetum ciliatae aus dem Verband Seslerio-Festucion pallentis.[1] Bei Fischer wird die Varietät Artemisia campestris var. lednicensis mit dicht seidig-filzigen Blättern beschrieben.
  • Artemisia campestris subsp. sericea Lemke & Rothm.: Die Heimat sind die Dünen der Ostseeküste. Bei Fischer wird diese Unterart als Synonym zu Artemisia campestris var. lednicensis betrachtet. Nach Euro+Med muss sie Artemisia campestris subsp. inodora Nyman heißen und ihr Verbreitungsgebiet reicht von Osteuropa und Südosteuropa bis zur Türkei und Transkaukasien.[5]

Weitere Unterarten sind:[5]

  • Artemisia campestris subsp. bottnica Kindb.: Sie kommt in Schweden, Finnland und Russland vor.[5]
  • Artemisia campestris subsp. glutinosa (Besser) Batt.: Sie kommt in Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Sizilien, Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen vor.[5]
  • Artemisia campestris subsp. lempergii Sennen: Sie kommt nur in Frankreich vor.[5]
  • Artemisia campestris subsp. maritima (DC.) Arcang.: Sie kommt in Portugal, Spanien, Frankreich und in den Niederlanden vor und ist in Belgien ein Neophyt.[5]
  • Artemisia campestris subsp. variabilis (Ten.) Greuter: Sie kommt in Italien, Sardinien, Sizilien und Tunesien vor.[5]

Trivialnamen

Im deutschsprachigen Raum werden oder wurden für diese Pflanzenart, zum Teil nur regional, auch die Trivialnamen Ambrosiakraut, roter Beifuss, Besenkraut, Feldaberreis, Feldbereis und klein Stabwurz verwendet.[7]

Quellen

Literatur

  • Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 925.
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.

Einzelnachweise

  1. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 945.
  2. a b c Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 116.
  3. a b Artemisia campestris im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 17. Februar 2018.
  4. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 846 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D846%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  5. a b c d e f g h Werner Greuter: Compositae (pro parte majore): Artemisia campestris. In: Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube: Compositae. The Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin, 2006, abgerufen am 25. März 2012 (englisch).
  6. Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 925.
  7. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 43 (online).

Weblinks

Commons: Feld-Beifuß – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien