Felix Oldenburg

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Felix Oldenburg (* 22. Juni 1976) ist ein deutscher Sozialunternehmer, Verbandsmanager und Publizist. Er ist Vorsitzender des europäischen Stiftungsnetzwerkes Dafne und seit September 2020 Vorstand der gemeinnützigen Aktiengesellschaft gut.org, der Muttergesellschaft von Deutschlands größter Online-Spendenplattform Betterplace.org.[1][2]

Positionen

Oldenburg beteiligt sich mit zahlreichen Beiträgen am Diskurs um die Gegenwart und Zukunft der Philanthropie, des Stiftungswesens und gemeinnützigen Sektors in Deutschland und Europa.

Vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase, veränderten Verhaltensmustern im Wohltätigkeitsbereich und politischen Herausforderungen, sieht er Handlungsbedarf in den Bereichen Stiftungsrechts, Vermögensverwaltung und Partizipation. „Modern interpretiert und reguliert, passen Stiftungen nicht nur in unsere Vergangenheit und Gegenwart, sondern können überraschende Zukunftslösungen sein.“[3]

2019 wies er auf eine sogenannte „Stiftungslücke“ hin. Während die Summe der Spitzenvermögen seit zwei Jahrzehnten in Deutschland steigen, sei die Summe der Stiftungsvermögen weit hinter der Entwicklung zurückgeblieben. Bis zu 20 Milliarden Euro gingen dadurch dem Gemeinwohl verloren. Oldenburg verknüpft die Analyse mit drei Vorschlägen zur Verbesserung der Situation.[4][5]

In der Wochenzeitung Die Zeit erklärte er, dass sich Menschen heute immer früher der Philanthropie zuwenden und nannte dies in Anlehnung an den Gründer von Facebook "Zuckerberg-Effekt".[6]

Oldenburg wertet die zunehmende Einschränkung der Freiheit zivilgesellschaftlicher Organisationen in Europa (u. a. Ungarn, Türkei, Polen) kritisch und fordert ein verstärktes Engagement der Politik zum Schutz von Stiftungen und NGOs.[7] Er macht sich für eine verstärke Harmonisierung des rechtlichen Rahmens für Stiftungen in Europa stark und plädiert für einen "Single Market for Philanthropy".[8] Eine verstärkte Mobilisierung privaten Kapitals für das Gemeinwohl sieht er als Chance für Gesellschaft und Politik.[9]

Oldenburg spricht sich für die Gründung einer sogenannten Datenstiftung aus, um den Missbrauch von Daten abzumildern und Nutzerrechte zu stärken.[10]

Werdegang

Oldenburg studierte von 1994 bis 2000 Philosophie, Politik- und Musikwissenschaften in Bonn, Tübingen und Oxford sowie von 2004 bis 2005 Policy und Nonprofit Management in der Georgetown University.

2000 wechselte er zu McKinsey & Company in London und war dort bis 2002 Strategieberater für Unternehmen in Deutschland, Schweiz und Großbritannien. Ab 2002 baute er in erster Linie mit Bürgerbeteiligungsverfahren das Geschäftsfeld New Governance bei der IFOK GmbH auf und war Mitinitiator der Europäischen Bürgerkonferenzen.

Von 2009 bis 2016 leitete er die internationale Organisation Ashoka in Deutschland und Europa. In dieser Rolle etablierte er Sozialunternehmertum als neues Feld in Deutschland und baute ein Netzwerk sozialer Gründer und ihrer Unterstützer auf. Dort gründete er neben einigen Länderprogrammen auch die Finanzierungsagentur für Social Entrepreneurship GmbH (FASE).

Von 2016 bis 2020 war er Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.[11][12]

Seit April 2020 ist Oldenburg Fellow beim DIW und seit Juni 2019 Mitglied im deutschen Komitee von UNICEF.[13]

Seit September 2020 ist Oldenburg Vorstand der gemeinnützigen Aktiengesellschaft gut.org, der Muttergesellschaft von Deutschlands größter Online-Spendenplattform Betterplace.org.

Felix Oldenburg lebt mit seiner Familie in Berlin.

Auszeichnungen

  • 2007 Deutscher PR-Preis der Deutschen Public Relations Gesellschaft mit den Europäischen Bürgerkonferenzen
  • 2010, 2012, 2014 Nennung in der Auflistung "Deutschlands Top 40 unter 40" in der Rubrik "Staat und Gesellschaft" als Ashoka Direktor Deutschland/Europa im Wirtschaftsmagazin Capital[14]

Artikel und Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Wer hilft, darf auch Profite machen, in: Die Zeit, 15/2016[15]
  • Wegbereiter von Milliardenmärkten (How To Trigger Markets for Millions), in: Harvard Business Manager, Mai 2015
  • Ist sozial das neue grün? (Is Social the New Green?), in: Wirtschaftswoche Online, 22. Dezember 2012[16]
  • Beteiligung – ein Programm für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Heidelberg, 2007 (mit Hans-Peter Meister und Andrea Fischer)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Governance › DAFNE. Abgerufen am 11. April 2020 (britisches Englisch).
  2. betterplace.org hat etwas auf LinkedIn gepostet. Abgerufen am 17. September 2020.
  3. Vererben & Stiften 2019 - Über das Leben hinaus gedacht - Tagesspiegel Specials. Abgerufen am 11. April 2020.
  4. „Stiftungslücke“: So werden wir endlich zum Land der Stifter. Abgerufen am 11. April 2020.
  5. In Deutschland klafft eine Stiftungslücke - boersen-zeitung.de. Abgerufen am 11. April 2020.
  6. Uwe Jean Heuser: Stiftungen: "Kluge Philanthropen müssen wir nicht aus Amerika importieren". In: Die Zeit. 20. Juni 2017, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 22. Juli 2017]).
  7. [Stakeholder] Philanthropy needs protection in stormy times. (euobserver.com [abgerufen am 22. Juli 2017]).
  8. DLDconference: A European Single Market for Citizens and Philanthropy (Felix Oldenburg) | DLDeurope 16. 6. September 2016, abgerufen am 22. Juli 2017.
  9. Felix Oldenburg: Gastkommentar: Wir brauchen die Reichen. In: DIE WELT. 1. März 2018 (welt.de [abgerufen am 5. März 2018]).
  10. Gastkommentar: Wir brauchen eine Stiftung für unsere Daten. Abgerufen am 17. September 2020.
  11. Neuer Generalsekretär: Felix Oldenburg folgt auf Hans Fleisch. Abgerufen am 22. Juli 2017.
  12. Bundesverband – Felix Oldenburg legt Leitung 2020 nieder. 23. Oktober 2019, abgerufen am 11. April 2020 (deutsch).
  13. Vita Felix Oldenburg. In: www.stiftungen.org. Bundesverband Deutscher Stiftungen, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  14. Best of Germany. Menschen, Ideen und Unternehmen, die unser Land voranbringen, in Capital 7/2014
  15. Felix Oldenburg: "Wer hilft, darf auch Profite machen". In: Die Zeit. Abgerufen am 18. Juli 2016.
  16. Felix Oldenburg: "Ist sozial das neue grün? In: Wirtschaftswoche Online. Abgerufen am 18. Juli 2016.