Fernspäher

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Fernspäher sind spezialisierte Aufklärungskräfte der Landstreitkräfte, die zur Gewinnung von Aufklärungsergebnissen von besonderer Bedeutung in der Tiefe des Feindraum und direkten Unterstützung anderer Spezialkräfte durch Aufklärung dienen. Der Fernspäh­trupp klärt dabei auf sich gestellt tief hinter den feindlichen Linien Feindkräfte auf.

Die englische Bezeichnung für die Fernspähaufklärung ist Long Range Surveillance (LRS) oder Long Range Reconnaissance (LRR), für den Fernspähtrupp Long Range Reconnaissance Patrol (LRRP).

Auftrag und Einsatzgrundsätze

Das Einsatzgebiet eines Fernspähtrupps kann über mehr als 150 km vor der eigenen Truppe im feindlichen Hinterland liegen. Die Verbringung mit Transportmitteln in das Einsatzgebiet kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen:

  • Fallschirmsprung automatisch und im Freifall-Gleiteinsatz HAHO
  • Überrollenlassen von feindlichen Kräften in der Verzögerung und beim Ausweichen
  • Luftlandung mit Hubschrauber bis zu 150 km
  • Verbringung durch gepanzerte Kräfte bis zu 30 km ab FLET
  • Infiltration zu Fuß
  • Amphibische Verbringung mittels Faltkanu, Anlandung mit Festrumpfschlauchboot, bedingt auch mit Schiffskräften der Marine

Im Einsatzraum befindet sich der Fernspähtrupp ohne Unterbrechung im Einsatz. Der Hauptauftrag ist das Gewinnen von Schlüsselerkenntnissen in Krisen- und Konfliktgebieten für die operative Führungsebene.

Am Einsatzort wird eine Beobachtungsstelle eingerichtet, von der aus Aufklärungsergebnisse über einen längeren Zeitraum gewonnen werden. Die Soldaten beobachten und melden mit optronischer Beobachtungs- und Fernmeldetechnik und geben der Führung so frühzeitig laufend Lageerkenntnisse über das Verhalten des Gegners, insbesondere von Hochwertzielen.

Zum Fernspähauftrage kann heute auch ein Forward Air Controlling (FAC) gehören – das Lenken von Lufteinsätzen per Funk und Laser-Zielbeleuchter vom Boden aus, um Feind unmittelbar zu bekämpfen.

Die Fernspäher sind bei ihrer Auftragserfüllung unabhängig und vermeiden den Kampf. Hauptaugenmerk eines Fernspähtrupps ist es unentdeckt zu bleiben. Der wichtigste Einsatzgrundsatz ist unerkannte Infiltration und Exfiltration des Einsatzgebietes. Bewegungen führt der Trupp grundsätzlich nachts durch und kann dafür unter gefechtsmäßigen Bedingungen, abseits von Straßen und Wegen, für einen Kilometer eine Stunde benötigen. Die Exfiltration nimmt meist genauso viel Zeit in Anspruch wie die Infiltration mit der Verbringung und wird mit derselben Sorgfalt und Vorsicht durchgeführt.

Fernspäheinheiten

Fernspäher der Bundeswehr

Die Fernspähtruppe war eine Truppengattung im deutschen Heer. Die Fernspäher zählten zu den Einsatz- und Führungsunterstützungstruppen der Bundeswehr. Hauptauftrag war das Gewinnen von Schlüsselinformationen tief hinter den feindlichen Linien durch kleine, auf sich gestellte, abgesessen operierende Fernspähtrupps. Letzte Einheit der ehemaligen Fernspähtruppe war die Fernspählehrkompanie 200.

Die Fernspählehrkompanie 200 (die letzte Kompanie) wurde 2015 außer Dienst gestellt. Das Personal wurde größtenteils in die Luftlandeaufklärungskompanien der Division Schnelle Kräfte versetzt. Die Dienstpostenanzahl wurde erhalten und auf die Luftlandeaufklärungskompanien 260/310 in Lebach und Seedorf verteilt. Dort existieren je 2 Fernspähzüge. Die Fernspähkräfte der Heeresaufklärungstruppe unterstützen somit auch weiterhin als EGB-Kräfte des Heeres das KSK als Bedarfsträger.

Beginnend ab 2023 wird die selbständige Fernspähkompanie 1 (FeSpähKp 1) mit 210 Dienstposten in der Knüll-Kaserne im hessischen Schwarzenborn neu aufgestellt. Die bisherigen Fernspähzüge der Luftlandeaufklärungskompanie 260 aus Lebach und der Luftlandeaufklärungskompanie 310 aus Seedorf werden in dieser Kompanie zusammengeführt und direkt der Division Schnelle Kräfte (DSK) unterstellt. Die volle Einsatzbereitschaft der Kompanie soll bis 2025 erfolgen.[1][2]

Die Ausbildung zum Fernspähfeldwebel und -offizieren sowie der Bereich "Weiterentwicklung von spezialisierten Aufklärungskräften der Bundeswehr" untersteht dem Ausbildungszentrum Panzertruppen Bereich Heeresaufklärungstruppe in Munster.

Fernspäheinheiten anderer Staaten

Innerhalb der NATO ist das Ausbildungszentrum Spezielle Operationen eine zentrale Ausbildungseinrichtung, an der Belgien, Dänemark, Griechenland, Italien, Niederlande, Norwegen, Türkei und die USA mit Ausbildern beteiligt sind. Teilweise sind Fernaufklärungskräfte nicht in eigenständigen Einheiten aufgestellt. Dieser Auftrag zur Tiefenaufklärung wird teilweise durch andere Spezialeinsatzkräfte wie innerhalb des USSOCOM der US-Streitkräfte durch Verbände des United States Army Special Forces Command (Airborne) durchgeführt, und nicht von ausschließlich darauf spezialisierten Truppen.

Selbständige Verbände

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stationierungsentscheidungen: Luftfahrzeugtechnische Ausbildung weiterhin in Kaufbeuren, neue Fernspähkompanie in Schwarzenborn, Flugbereitschaft BMVg am BER. 6. April 2022, abgerufen am 14. Juli 2022 (Autorenkürzel: yb).
  2. Waldemar Geiger, Jan-Phillipp Weisswange: Fernspähkompanie 1 kommt nach Schwarzenborn. 12. April 2022, abgerufen am 14. Juli 2022.