Fiktives Markenprodukt

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Fiktive Markenprodukte (auch Schein- oder Phantasieprodukte) sind Requisiten, die für Fernseh- und Kinoproduktionen gängige Markenprodukte imitieren, in der Realität jedoch nicht existieren. Der gestalterische Anteil der fiktiven Produkte ist dem Arbeitsbereich Filmgrafik unterzuordnen.

Einsatz

Fiktive Markenprodukte finden international in vielen Kinofilmen sowie in Deutschland und Österreich in vielen Serien und Fernsehfilmen Einsatz, wenn es ein vergleichbares Produkt in der Wirklichkeit nicht gibt oder es aus verschiedenen Gründen nicht gezeigt werden darf oder soll.

In deutschen Fernsehserien kommen fiktive Markenprodukte nicht erst seit dem Schleichwerbungs-Skandal um „Tatort“ und „Marienhof“ vor. Nach § 7 Abs. 6 Satz 1 Rundfunkstaatsvertrag (RStV) ist Schleichwerbung verboten. Produktplatzierung ist in bestimmten Fällen jedoch ausdrücklich erlaubt. Dennoch setzt z. B. die RTL-SeifenoperGute Zeiten, schlechte Zeiten“ seit vielen Jahren ausschließlich fiktive Produkte ein. Dies hat nicht nur den Grund, einem möglichen Verstoß gegen den Rundfunkstaatsvertrag vorzubeugen, sondern sich auch neutral gegenüber den Werbekunden zu verhalten. Beispielsweise wird sich kein Bierhersteller die teure Werbezeit zwischen den Programmblöcken kaufen, wenn für die Produkte eines Konkurrenzanbieters innerhalb der Serie indirekt durch Produktplatzierung geworben wird.

Außer fiktiven Markenprodukten werden häufig auch in der Realität nicht existierende Medien wie Tageszeitungen oder Magazine; aber auch Internetseiten (z. B. Suchmaschinen oder soziale Netzwerke) für Film- und Serienproduktionen entwickelt. Für sie gelten ähnliche Anforderungen hinsichtlich Aufmachung und Design wie für fiktive Produkte.

Herstellung

Bei Serien wie GZSZ oder Soko Kitzbühel müssen oft zehn oder mehr solche Requisiten an einem Tag hergestellt werden, wobei die knappe zeitliche Vorgabe den Designern ein hohes Maß an Kreativität und graphischem Umsetzungsvermögen abverlangt. Die Grafiker orientieren sich an einem Durchschnitt von existierenden Produkten. Sie kopieren keine kompletten Designs, sondern filtern die typischen Eigenschaften der bestimmten Produktpalette heraus, um ein eigenes Produkt grafisch zu gestalten.

Die Designer wissen vorher oft nicht, in welcher Größe und in welchem zeitlichen Umfang ihr „Produkt“ im Fernsehen zu sehen ist. Aus diesem Grund werden die Produkte auch mit typischen Elementen wie Strichcode, Zutatenliste, Grüner Punkt, Mengenangaben usw. versehen.

Des Weiteren ist Augenmerk darauf zu legen, dass die fiktiven Markenprodukte in der fertigen Serie bzw. im fertigen Film nicht als solche wahrzunehmen sind. Sie sollten sich bestenfalls auch in Geschäften nahtlos neben die Produkte ähnlicher Art einreihen.

Ist die Gestaltung am Computer abgeschlossen, wird je nach Art des Requisits unterschiedlich verfahren. Flaschen werden beispielsweise mit bedruckten Aufklebern versehen. Teilweise werden auch ganze Verpackungen (z. B. für Müsli) komplett neu entworfen, ausgedruckt und zusammengebaut. Beliebt ist auch die Neugestaltung von Zeitschriften und Büchern, bei denen lediglich die Umschlagsseiten ausgetauscht werden.

Bekannte fiktive Markenprodukte

Einige fiktive Markenprodukten, die in Serien oder Filmen eine Rolle spielen, sind:

In der ZDF-Fernsehserie Das Erbe der Guldenburgs konkurrierten zwei fiktive Brauereien mit erfundenen Biermarken. Hier gelang den zunächst fiktiven Produkten sogar der Sprung in die Realität, beide wurden eine Zeit lang von zwei verschiedenen Brauereien hergestellt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Page (8/2005)
  2. Der Spiegel (Kulturspiegel, 5/2006)
  3. taz (15. Februar 2006)
  4. Rheinische Post (27. Juli 2006)
  5. Süddeutsche Zeitung (4. August 2006)