Filippo Marchese

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Filippo Marchese († 1982) war Mitglied der sizilianischen Cosa Nostra und kurze Zeit der Capo der Corso-dei-Mille-Familie in Palermo.

Marchese wurde insbesondere postum durch eine spezielle Methode der Lupara Bianca bekannt, da er seine Mordopfer in Säure auflöste. Seine Taten wurden durch den Pentito Vincenzo Sinagra bekannt. Marchese hatte dabei zusammen mit Pino Greco einen Folterkeller im Hafen betrieben.[1]

Biografie

Marchese war ein Unterführer der Familie vom Corso dei Mille. Im Verlauf des Zweiten Großen Mafiakriegs wurde Mitte des Jahres 1981 sein Boss Francesco Di Noto von den Corleonesi ermordet. Marchese, der mit ihnen verbündet war, wurde Oberhaupt und half nun den Corleonesern in ihrem Krieg gegen die etablierten Mafia-Familien Palermos.

Im „Todeszimmer“ an der Piazza Sant Erasmo wurden vermutlich über 100 Menschen – eine genaue Zahl kann nicht mehr festgestellt werden – gefoltert und dann getötet. Im Krieg der Corleonesi gegen die alteingesessenen Familien in den Jahren 1981/82 hatte Marchese eine bedeutende Rolle als einer der aktivsten Mörder.

Marchese zeigte sich bei seiner Tatausführung als sadistischer Psychopath, welcher seine Opfer eigenhändig tagelang quälte, während der Folterungen angeblich masturbierte und Kokain inhalierte.

„Obwohl Marchese der Boss der Sippe war, erdrosselte er die meisten Opfer höchstpersönlich, oft aus nichtigen Gründen. Er war ein blutrünstiger Charakter und man hatte den Eindruck, dass es ihm Spaß machte, einen Menschen umzubringen; er verlangte, dass niemand bei dem Vorgang Gefühle zeigte.“

Ein Pentito[2]

Die Opfer wurden dann mit einer Garrotte erdrosselt, die Leichen in Säure aufgelöst und die Überreste in der Kanalisation Palermos entsorgt.

„Zwei Jugendliche, die ohne Genehmigung der zuständigen „Familie“ Einbrüche verübt hatten, wurden stranguliert und in ein Säurefaß geworfen. Übrig blieben ihre Armbanduhren.“

Schilderungen von Vincenzo Sinagra[1]

Jedoch wurde seine unbeherrschte und unkontrollierte Art für Totò Riina und Michele Greco, die Führer der Kommission, zum Risikopotenzial; er war diesen auch nicht mehr länger nützlich. Ende 1982 wurde Marchese von seinen ehemaligen Freunden Pino Greco, Giuseppe Giacomo Gambino, Salvatore Montalto und Salvatore Cucuzza wie seine Opfer ebenfalls durch die Garrotte erwürgt und in Salzsäure aufgelöst.

Wenig später wurden auch seine Nichte und zwei seiner Neffen ermordet.

Einzelnachweise

  1. a b [1] Die Zeit, 4. April 1986; Nr. 15 auf www.zeit.de
  2. Alexander Stille: Die Richter: Der Tod, die Mafia und die italienische Republik, C.H.Beck, München, 1997 ISBN 3-406-42303-5

Literatur

  • John Dickie: Cosa Nostra. Die Geschichte der Mafia, Frankfurt, Fischer (S.), 2006 ISBN 3-100-13906-2
  • Alison Jamieson: The Antimafia. Italy’s Fight Against Organized Crime, London: MacMillan Press 2000, ISBN 0-333-80158-X
  • Clare Longrigg: Mafia Women, London: Vintage 1998, ISBN 0-09-959171-5
  • Alexander Stille: Die Richter: Der Tod, die Mafia und die italienische Republik. C.H.Beck Verlag, München, 1995 ISBN 3-406-42303-5

Weblinks