Christian Filips

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Christian Filips, Akademie der Künste Berlin (2017)

Christian Filips (* 22. November 1981 in Osthofen) ist ein deutscher Schriftsteller, Musikdramaturg und Regisseur.

Leben

Nach dem Besuch einer Europäischen Schule in Belgien studierte er von 2000 bis 2003 Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft an der Universität Wien und arbeitete zeitweise als Tanztheaterdramaturg am Staatstheater Darmstadt. Für seinen ersten Gedichtband Schluck auf Stein erhielt er 2001 den Rimbaud-Preis des Österreichischen Rundfunks. Die frühen Texte beweisen eine starke Prägung durch die Wiener Gruppe.

2003 wechselte Filips an die Freie Universität Berlin, an der er 2008 seine Studien mit einer Arbeit zu Hölderlins spätesten Gedichten abschloss. Von 2003 bis 2010 arbeitete er vor allem als Musikdramaturg und Übersetzer, wobei seine Pasolini-Übersetzungen Dunckler Enthusiasmo[1] und die Arbeit als Programmleiter für die Sing-Akademie[2] größere Beachtung fanden. 2020 erschien seine Monographie Der Unsterblichkeitsclown zu dem Wiener Dichterkomponisten Adalbert von Goldschmidt (1848–1906).

Seit 2010 arbeitet er verstärkt auch als Regisseur für das Theater und hat einige filmische Arbeiten vorgelegt. Größere Arbeiten, die Spielprinzipien des epischen Theaters, Musiktheater und Aktionskunst vermischen, waren u. a. im Haus der Berliner Festspiele und am Maxim-Gorki-Theater zu sehen.[3][4][5] 2015 inszenierte er an der Berliner Volksbühne Die Bismarck als „Moratorium für die Eiserne Kanzlerin in Dir“ (u. a. mit Sophie Rois und Daniel Zillmann), 2018 am selben Haus die szenische Uraufführung von Bernd Alois Zimmermanns Funkoratorium Des Menschen Unterhaltsprozess gegen Gott (mit Margarita Breitkreiz, Mex Schlüpfer u. a.) und im Oktober 2019 die Revue einer verpassten Gelegenheit mit Milan Peschel und Marion Brasch. 2020 entstand für Burg Hülshoff - Center for Literature ein filmischer Essay zu Pier Paolo Pasolini.[6]

Seit 2002 lebt Filips als freier Autor in Berlin, von 2006 bis 2014 lebte er in einer Wohngemeinschaft mit Elke Erb und entwickelte mit ihr u. a. das Format "Haushaltsfragen". Seine eigenen Texte und Übersetzungen erscheinen vor allem im Schweizer Verlag Urs Engeler Editor. Als kennzeichnend für seine Arbeiten gilt eine „bewegliche lyrische Mischsprache“ (NZZ), die „Sozio- und Dialekte, Journalisten- und Fachsprachen“, aber auch einen geschichtsbewußten Ton und geisteswissenschaftliche Diskurse mit einbezieht.[7]

Gemeinsam mit Urs Engeler gibt Filips seit 2010 die roughbooks heraus, eine Reihe für zeitgenössische Poesie. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit Kai-Uwe Jirka (Dirigent, Chorleiter) und Monika Rinck (Autorin). Zudem übersetzt Filips, vornehmlich aus dem Englischen, Italienischen und Niederländischen (J. H. Prynne, Paul Bogaert, Els Moors).

Im Januar 2017 gründete er in der „Neuen Nachbarschaft Moabit“ das mehrsprachige Literatur- und Übersetzungskollektiv WIESE / مرج (Wie es ist), das seit 2021 in der Lettrétage in Berlin arbeitet und mit Arbeiten im Hamburger Bahnhof, im Literarischen Colloquium, in Graz und in Wien zu sehen war. Zum Kollektiv gehören u. a. Marwa Younes Almokbel, Galal Alahmadi, Sandra Burkhardt, Kenan Khadaj.

Literarische Arbeiten

  • Schluck auf Stein. Elfenbein Verlag, Heidelberg 2001, ISBN 978-3-932245-44-2
  • Heiße Fusionen Eins. roughbooks, Berlin/Holderbank 2010.
  • Der Scheiße-Engel. Eine Analyse. Peter Engstler Verlag, Ostheim 2015, ISBN 978-3-941126-80-0
  • Heiße Fusionen Zwei, Beta-Album. Gedichte und Analysen zur poetischen Ökonomie, roughbooks, Berlin/Schupfart 2018, ISBN 978-3-906050-45-4[8]

Inszenierungen, Theaterarbeiten (Auswahl)

Herausgeberschaften, wissenschaftliche Arbeiten

  • Sprache der Engel. Die Kunstreligion der Sing-Akademie zu Berlin um 1800 und ihre Wirkung auf Wackenroder und E.T.A. Hoffmann. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin 2008, ISBN 978-3-05-004655-6
  • Der Singemeister. Carl Friedrich Zelter. Schott Verlag, Mainz 2008
  • Meins. Gedichte von Elke Erb roughbooks, Berlin/Holderbank 2010
  • Variations sérieuses. Neue Musik trifft neue Poesie, Holderbank 2011
  • Deins. 31 Reaktionen zu Elke Erb roughbooks, Berlin/Holderbank 2011
  • Sing-Akademie zu Berlin. In: Handbuch der Berliner Vereine und Gesellschaften 1786–1815, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften 2015
  • Der Unsterblichkeitsclown. Adalbert von Goldschmidt (1848–1906)- Ein Dichterkomponist im Wiener Fin de Siécle. Engeler Verlag, ISBN 978-3-906050-61-4.

Übersetzungen (Auswahl)

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Christian Filips liest im Stuttgarter Literaturhaus aus seinen Übersetzungen von Pier Paolo Pasolini, 2011
  • Für Dich, Dir. Gedichte von Louis Dudek (gemeinsam mit Joachim Sartorius). Elfenbein Verlag, Berlin 2006
  • Dunckler Enthusiasmo. Friulanische Gedichte von Pier Paolo Pasolini. Urs Engeler Editor, Basel 2009
  • PARA-Riding. Gedichte von Laura Riding (gemeinsam mit Monika Rinck). roughbooks, Berlin/Solothurn 2011
  • Der Soft-Slalom. Gedichte von Paul Bogaert, roughbooks Berlin/Solothurn 2013
  • Die Seele. Ein Gedicht von Christian Prigent, roughbooks Berlin/Solothurn 2014
  • Lieder vom Pferd über Bord. Gedichte von Els Moors, Brüterich Press 2016[12]
  • Ich bin ein Bauer und mein Feld brennt. Gedichte und konzeptuelle Texte von Halldór Laxness Halldórsson, roughbooks Berlin/Holderbank 2016
  • Liste freier Ideen. Eine freudomarxistische Selbstanalyse von Attila József, übersetzt und herausgegeben von Orsolya Kalasz und Christian Filips, roughbooks, Berlin/Holderbank 2017
  • Mein Hirn: ein See, Gedichte von Ágnes Nemes Nagy, gemeinsam mit Orsolya Kalasz, roughbooks, Berlin / Schupfart 2022
  • Gedichtübersetzungen in diversen Anthologien, u. a. in: Unmögliche Liebe, Die Kunst des Minnesangs in neuen Übertragungen (2017, Hanser Verlag), Die Morgendämmerung der Worte, Moderner Poesie-Atlas der Roma und Sinti (2018, Die Andere Bibliothek), Grand Tour: Reisen durch die junge Lyrik Europas (2019, Hanser Verlag), Anthologie der spanischen und hispanoamerikanischen Lyrik (C.H.Beck, 2022)

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Christian Filips – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pier Paolo Pasolini: Dunckler Enthusiasmo - planet lyrik @ planetlyrik.de. 29. März 2010, abgerufen am 6. Juli 2016.
  2. Im Gespräch: Dramaturg Christian Filips - Kultur - WDR. (Nicht mehr online verfügbar.) 10. August 2015, archiviert vom Original am 6. Juli 2016; abgerufen am 6. Juli 2016.
  3. Volksbühne Berlin: Volksbühne Berlin. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.volksbuehne-berlin.de. Archiviert vom Original am 6. Juli 2016; abgerufen am 6. Juli 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.volksbuehne-berlin.de
  4. Helden wie Heringe. In: www.tagesspiegel.de. Abgerufen am 6. Juli 2016.
  5. "Die Bismarck" - Sophie Rois als politischer Redner im Parlament. Abgerufen am 6. Juli 2016.
  6. Christian Filips: Dunkler Enthusiasmus. In: https://vimeo.com/422377295. Burg Hülshoff - Center for Literatur, Juni 2020, abgerufen am 22. Juni 2020.
  7. "sich / suhlen*" | Fixpoetry. Abgerufen am 16. Juli 2017.
  8. heisse_fusionen_beta_album - roughbooks. Abgerufen am 18. August 2018.
  9. Mumbai Tea Party festival takes poetry to city’s tea houses. In: The Indian Express. 26. November 2016 (indianexpress.com [abgerufen am 21. Dezember 2016]).
  10. Felix Langhammer, Axel Gebauer: Ein Königreich für diesen Klepper! (neues deutschland). (neues-deutschland.de [abgerufen am 6. April 2018]).
  11. TEATRO PISCATOR! Die 130-Jahre-Freie-Volksbühnen-Revue - Programm - Volksbühne Berlin. Abgerufen am 27. Oktober 2020.
  12. Moors, Els: Lieder vom Pferd über Bord | Buch der Woche | Literatur | SWR2. In: swr.online. Abgerufen am 15. April 2016.
  13. Heimrad-Bäcker-Preis 2012 (Memento des Originals vom 6. Juni 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.buecher.at Hauptverband des österreichischen Buchhandels, 5. Juni 2012