Flaggensylphe
Flaggensylphe | ||||||||||
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Flaggensylphe (Männchen) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||
Ocreatus | ||||||||||
Gould, 1846 | ||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||
Ocreatus underwoodii | ||||||||||
(Lesson, RP, 1832) |
Die Flaggensylphe (Ocreatus underwoodii) oder Grünscheitel-Flaggensylphe ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Sie ist die einzige Art der damit monotypischen[1] Gattung der Flaggensylphen (Ocreatus) und lebt in den Anden von Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien.
Merkmale
Die Flaggensylphe hat ein grün schimmerndes Federkleid, das beim Männchen, mit Ausnahme der auffälligen weißen Hosen an den Beinen, fast einheitlich den gesamten Körper bedeckt. Die Art zeigt einen deutlichen Sexualdimorphismus. Bei den Weibchen ist die Unterseite cremefarben bis weißlich grüngefleckt, bei der Unterart O. u. melanantherus weiß mit einigen grünen Flecken an den Seiten der Brust. Der vordere Oberkopf der Weibchen zeigt eine kupferfarbene Tönung, hinter dem Auge tragen sie einen weißen Fleck.[2]
Die zentralen Schwanzfedern der Männchen sind grün, der Rest blauschwarz. Das äußere Paar ist stark verlängert mit langem, blankem Schaft und an der Spitze flaggenartig verbreitert. Bei O. u. peruanus sind die verbreiterten Enden der langen, äußeren Steuerfedern eher länglich, bei O. u. annae rundlich und oft überkreuzt.[3] Beim Weibchen ist der Schwanz dunkelgrün mit dunklerem terminalem Band und tief gegabelt. Die Unterschwanzdecken der Weibchen sind in der Regel gelbbraun.
Flaggensylphen sind kleine, schlanke Kolibris. Die Männchen erreichen, inklusive Schwanzfedern, eine Körperlänge von etwa 13 cm, die Weibchen etwa 8 cm. Das Gewicht beträgt 3 g. Der Schnabel ist gerade[2] und mit 13 mm sehr kurz.[1]
Lebensraum und Lebensweise
Die Flaggensylphe lebt in Gebirgswäldern und Waldrändern in Höhen von 850 m bis 3100 m.[4] Ihr Flug ist pendelnd und erinnert an den Flug einer Biene. Auf den ersten Blick könnte man sie für ein großes Insekt halten.[1] Ihre Nahrung nimmt sie schwebend oder gelegentlich an der Blüte festhaltend auf. Man findet sie einzeln im Unterwuchs oder in Gruppen in den Kronen blühender Bäume. Unter anderem sucht sie zum Nahrungserwerb Bäume der Gattung Inga und Calliandra sowie andere Hülsenfrüchtler, Rötegewächse und Bromeliengewächse auf.[1][2]
Unterarten
Es sind acht Unterarten beschrieben worden, die sich in ihrer Färbung, den äußeren Steuerfedern und ihrem Verbreitungsgebiet unterscheiden. O. u. addae, O. u. annae und O. u. peruanus werden manchmal als ein bis drei eigenständige Arten angesehen, O. u. ambiguus gilt als Synonym zu O. u. incommodus:[5]
- Ocreatus underwoodii addae (Bourcier, 1846)[6] – Bolivien, Yungas bis Santa Cruz und Chuquisaca.
- Ocreatus underwoodii annae (Berlepsch & Stolzmann, 1894)[7] – Zentral- und Südperu.
- Ocreatus underwoodii discifer (Heine, 1863)[8] – Nordwest Venezuela, Zulia und Falcón bis Táchira und West Barinas sowie Norte de Santander im Nordosten Kolumbiens.
- Ocreatus underwoodii incommodus (O. Kleinschmidt, 1943)[9] – West- und Zentralanden Kolumbiens.
- Ocreatus underwoodii melanantherus (Jardine, 1851)[10] – Beide Andenabhänge Ecuadors.
- Ocreatus underwoodii peruanus (Gould, 1849)[11] – Ost Ecuador und Nordosten Perus.
- Ocreatus underwoodii polystictus Todd, 1942[12] – Küstengebirge im Norden Venezuelas, Carabobo bis Miranda.
- Ocreatus underwoodii underwoodii (Lesson, RP, 1832)[13] – Östliche Anden Kolumbiens.
Etymologie und Forschungsgeschichte
René Primevère Lesson erhielt von Thomas Richard Underwood (1772–1836) im Auftrag von Charles Stokes (1783–1853) eine Zeichnung des Kolibris zugesandt und beschrieb die Art unter dem Namen Ornismya underwoodii.[13] Später wurde sie der Gattung Ocreatus zugeordnet. Dieser Name ist lateinischen Ursprungs und bedeutet »mit Beinschienen bekleidet«.[14] »Polystictus« ist aus den griechischen Worten »polys
« für »viele« und »stiktos, stigmē
« für »gefleckt, fleckig, Flecken« zusammengesetzt.[15] »Melanantherus« ist ein griechisches Wortgebilde aus »mélas
« für »schwarz« und »antherōn
« für »Kinn«.[16] »Peruanus« bezieht sich auf das Land Peru. »Incommodus« ist das lateinische Wort für »unangenehm, unbequem«.[17] »Discifer« setzt sich aus den lateinischen Worten »discus« für »Diskus, Scheibe« und »ferre« für »tragen« zusammen.[17] »Annae« ist Anna Branicka, der Frau von Baron Xavier Branicki gewidmet.[7] »Addae« ist zu Ehren von Adeline (Adda) Driver Wilson (geb. Stevens) (1819–1891), der Frau von William Savory Wilson (1803–1870) vergeben worden.[18][19][20]
Literatur
- Steven Leon Hilty, John A. Gwynne, Guy Tudor: Birds of Venezuela. Princeton University Press, Princeton 2002, ISBN 978-0-691-09250-8.
- Steven Leon Hilty, William Leroy Brown: A guide to the birds of Colombia. Princeton University Press, Princeton 1986, ISBN 978-0-691-08372-8 (books.google.de [abgerufen am 10. Juni 2014]).
- Thomas Scott Schulenberg, Douglas Forrester Stotz, Daniel Franklin Lane, John Patton O’Neill, Theodore Albert Parker III: Birds of Peru. Princeton University Press, Princeton, New Jersey 2007, ISBN 978-0-7136-8673-9.
- Charles Gald Sibley, Burt Leavelle Monroe, Jr.: Distribution and Taxonomy of Birds of the World. Yale University Press, Princeton, New Jersey 1991, ISBN 978-0-300-04969-5.
- James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
- William Jardine, 7. Baronet of Applegarth: Trochilus (Spathura) Melananthera. Samuel Highley, London 1851, S. 111–112 (books.google.de [abgerufen am 9. Juni 2014]).
- Jules Bourcier: Description de nouvelles espèces de Trochilidèe. In: Revue Zoologique par La Société Cuvierienne. Band 9, 1846, S. 312–314 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 9. Juni 2014]).
- Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch, Jan Sztolcman: Descriptions de quelques Espèces nouvelle d’Oiseaux du Pérou central. In: The Ibis. Serie 6, Band 6, 1894, S. 385–405 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 9. Juni 2014]).
- Ferdinand Heine junior: Trochilidica. In: Journal für Ornithologie. Band 11, Nr. 63, 1863, S. 173–217 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 9. Juni 2014]).
- Otto Kleinschmidt: Katalog meiner ornithologischen Sammlung. Kommissionsverlag Gebauer Schwetschke A.-G., Halle, Saale (Begonnen 1935, vollendet 1943).
- John Gould: A monograph of the Trochilidæ, or family of humming-birds. Band 3, Lieferung 1. Taylor and Francis, London 1849 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 18. Juli 2011]).
- Walter Edmond Clyde Todd: List of the hummingbirds in the collection of the Carnegie Museum. In: Annals of the Carnegie Museum. Band 29, Nr. 12, 1942, S. 271–370 (biodiversitylibrary.org).
- René Primevère Lesson: Les Trochilidées ou les Colibris et Les Oiseaux-Mouches Suivis d’un index général dans lequel sont décrites et classées méthodiquement toutes les races et espèces du genere Trochilus. Ouvrage orné de planches dessinées et gravées par les meilleurs artistes. Arthus-Bertrand, Paris 1831 (französisch, archive.org).
Weblinks
- Ocreatus underwoodii in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011.2. Eingestellt von: BirdLife International, 2009. Abgerufen am 19. Januar 2012.
- Species Factsheet BirdLife International (englisch)
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Booted Racket-tail (Ocreatus underwoodii) in der Internet Bird Collection
- Grünscheitel-Flaggensylphe (Ocreatus underwoodii) bei Avibase; abgerufen am 19. Januar 2012.
- Ocreatus underwoodii im Integrated Taxonomic Information System (ITIS). Abgerufen am 19. Januar 2012.
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Booted Racket-tail (Ocreatus underwoodii)
- Flaggensylphe (Ocreatus underwoodii) in der Encyclopedia of Life. Abgerufen am 5. September 2017 (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Steven Leon Hilty u. a. (2002), S. 429
- ↑ a b c Steven Leon Hilty u. a. (1986), S. 290.
- ↑ Thomas Scott Schulenberg u. a., S. 240.
- ↑ Charles Gald Sibley u. a., S. 161.
- ↑ IOC World Bird List Hummingbirds
- ↑ Jules Bourcier, S. 312.
- ↑ a b Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch u. a., S. 398.
- ↑ Ferdinand Heine junior, S. 210.
- ↑ Otto Kleinschmidt, S. 225.
- ↑ William Jardine, 7. Baronet of Applegarth, S. 111.
- ↑ John Gould, Tafel 164 plus Text.
- ↑ Walter Edmond Clyde Todd, S. 347.
- ↑ a b René Primevère Lesson, S. 105.
- ↑ James A. Jobling, S. 279.
- ↑ James A. Jobling, S. 313.
- ↑ James A. Jobling, S. 246.
- ↑ a b James A. Jobling, S. 204.
- ↑ Jules Bourcier, S. 313.
- ↑ The Key to Scientific Names addae
- ↑ The Key to Scientific Names williami