Florian Kirner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Florian Ernst Kirner)
Prinz Chaos II. auf dem Rudolstadt-Festival 2017

Florian Ernst Kirner (alias Prinz Chaos II; * 10. Januar 1975 in München) ist ein deutscher Journalist, Kabarettist und Liedermacher.

Leben

Kirner besuchte das Luisengymnasium in München und legte dort 1995 das Abitur ab. Im folgenden Jahr zog er nach Hamburg und wurde dort Mitbegründer der trotzkistischen Organisation Linksruck sowie ab 1996 Chefredakteur von deren gleichnamiger Monatszeitung. Auf Weisung der Linksruck-Leitung wurde er vorübergehend Mitglied der Jusos, trat dort aber 1998 wieder aus. 2000 trat Kirner von der Funktion des Chefredakteurs und anderen Ämtern bei Linksruck zurück und verließ wenig später die Organisation.[1]

Seit 1999 tritt Kirner als Liedermacher unter dem Künstlernamen Prinz Chaos II. auf. Nach Erscheinen seiner Debüt-CD Jahr 100.000 Siegesnacht im Jahr 2000 (veröffentlicht auf dem Musiklabel Sturm & Klang) nahm ihn sein Vorbild Franz Josef Degenhardt in die „Bruderschaft der Sänger“ auf. In seinen Arbeiten als Kabarettist spiegelt sich sein privates Engagement gegen Rechtsradikalismus, Homophobie, Atomkraft, Militarismus und soziale Ungerechtigkeit.[2]

2001 zog er nach Köln und studierte an der Universität zu Köln Anglo-Amerikanische Geschichte, Mittlere und Neuere Geschichte und Japanologie. Von 2001 bis 2004 arbeitete er für die Werbeagentur BBDO in Düsseldorf. Von 2004 bis 2006 hielt er sich in Japan auf, um das Projekt D-Haus und den Nachbau der Künstlerkneipe Simplicissimus in Tokio im Rahmen von Deutschlandjahr in Japan 2005/2006 in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Deutschen Botschaft Tokio zu verwirklichen. 2006 schloss er sein Studium als Magister Artium ab.

2007 zog Kirner nach Berlin. Dort schrieb er unter den Pseudonymen Donna San Floriante und Commander Shree Stardust für die Tageszeitung junge Welt[3] und für die Zeitschrift Melodie und Rhythmus.

Im Jahr 2008 erwarb er im thüringischen Hildburghausen das Schloss Weitersroda und veranstaltet dort seit 2011 einmal jährlich das Liedermacher-Festival Paradiesvogelfest.[4] Nachdem Kirner bereits 2008 von der örtlichen Naziszene tätlich angegriffen worden war, kam es beim Paradiesvogelfest 2012 zu rechten Morddrohungen und einem Brandanschlag auf ein Fahrzeug. Nicht zuletzt aufgrund Kirners gelassener Reaktion konnte sich sein Projekt jedoch gut in das zivilgesellschaftliche Umfeld integrieren.[5]

Zusammen mit Konstantin Wecker, mit dem Kirner eine langjährige Zusammenarbeit auf der Bühne verbindet, veröffentlichte er 2013 die Streitschrift Aufruf zur Revolte. Seine CDs erscheinen seit 2008 auf Weckers Plattenlabel Sturm und Klang.[2][6]

2014 engagierte er sich zunächst bei den umstrittenen Mahnwachen für den Frieden trotz eigener Bedenken wegen deren unzureichender Abgrenzung zu „Antisemitismus“ und „faschistischer Unterwanderung“,[7] sagte jedoch im September 2014 im Hinblick auf die Beteiligung von Ivo Sasek bzw. dessen „rechtsesoterischer Sekte“ Anti-Zensur-Koalition seine eigene Teilnahme an einem von der Bewegung geplanten „Marsch auf den Landtag NRW“ ab.[8] Er selbst tritt für ein breites „antifaschistisches Bündnis gegen Rechts“ ein.[9]

Im Jahr 2017 wechselte er als Liedermacher zum Musiklabel Digitale Dissidenz von Bruno Kramm. Im selben Jahr gründete er zusammen mit der Schandmaul-Musikerin Anna Katharina Kränzlein das Musikprojekt Rebellische Saiten.[10] 2019 entstand dann das Bandprojekt Prinzessin & Rebell, ihre erste Single Der Pfahl erschien im August 2019 auf Weckers Label Sturm & Klang.[11]

Er ist Autor und Mitbegründer des Autorenblogs Rubikon.[12] 2019 erschien sein erster Roman Leichter als Luft.

Florian Kirner ist seit Oktober 2019 erster Vorsitzender des Hildburghäuser Werberings e.V., dem Verbund für Kaufleute, Gewerbetreibende und Freiberufler in Hildburghausen.[13]

Rezeption

Die Mittelbayerische Zeitung schrieb im April 2016 über Kirners aktuelles Programm „Kabarett & Lieder“, dass es das Publikum begeistere, aber auch durch „scharfsinnigen Humor, [...] überraschende Brüche und radikale Stimmungswechsel“ herausfordere.[2] Der Donaukurier befand im März 2017, dass Kirners „Satire oft die zündenden Pointen [fehlten]“, wenn er auch mit „viel Herzblut und Elan [...] Musik“ mache.[14]

Familie

Kirner war mit einem gleichaltrigen japanischen Lebenspartner verheiratet.[15] Er ist Urenkel des Münchner Künstlers und Kabarettisten Theo Prosel und Enkel des Schauspielers Walther Diehl. Sein Vater stammt aus einer antifaschistischen Arbeiterfamilie.

Diskografie

Solo-Veröffentlichungen

Soloalben

  • 2000: Jahr 100.000 Siegesnacht (Sturm & Klang)
  • 2004: Prinz Chaos auf Großer Fahrt (Sturm & Klang)
  • 2012: … dass man sich wärmt, in der Nacht (Sturm & Klang)
  • 2014: TsunamiSurfer (Sturm & Klang)[16]
  • 2017: Väter & Söhne (Digitale Dissidenz)

Videos

  • 2017: Baumlied
  • 2017: Michael Jackson lebt! (in Olching)
  • 2017: Giftzeit der Resignation
  • 2017: Am Grab von meinem Vater (Vaterpflanzen)
  • 2017: Sommer in Heiligendamm

Mit Rebellische Saiten

Videos

  • 2017: ...dass man sich wärmt in der Nacht
  • 2017: Alte Häuser
  • 2017: Madiba Mandela
  • 2017: Das Baumlied
  • 2017: Retten und Lieben (Die Toten kommen)
  • 2017: G'stanzl - Live in Themar
  • 2017: „Alte Häuser“ im Sturm - Live in Themar
  • 2017: *We shall overcome* im Sturm - Live in Themar
  • 2017: Die Toten kommen (Retten und Lieben)

Gastbeiträge

  • 2008: Konstantin Wecker -Gut'n Morgen Herr Fischer, Mitwirkung von Prinz Chaos II. beim Münchner Lied (Gesang und Teile des Textes)
  • 2012: Franz Josef Degenhardt – Freunde feiern sein Werk, Doppel-CD / Koch Universal Music (Universal Music)

Publikationen

  • Florian Kirner: Leichter als Luft. Westend, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-86489-275-2.

Weblinks

Commons: Florian Ernst Kirner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise