Florian Schroeder

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Florian Schroeder (* 12. September 1979 in Lörrach) ist ein deutscher Kabarettist, Autor, Kolumnist, Hörfunk- und Fernsehmoderator.

Leben

Ausbildung und erste Auftritte

Florian Schroeder wuchs in Lörrach auf. Mit 14 Jahren hatte er seinen ersten kurzen Auftritt in Harald Schmidts Fernsehsendung Schmidteinander (1993), in dem er Prominente parodierte. Nach dem Abitur in Lörrach leistete er seinen Zivildienst ab und arbeitete beim Uni-Radio in Freiburg. Dort begann er mit seinem Studium der Germanistik und Philosophie und wechselte 2006 nach Berlin.[1] Dort lebt er heute im Stadtteil Prenzlauer Berg.[2] Nach seiner Schulzeit tourte er drei Jahre lang mit dem Kabarett-Ensemble „Heinz!“, einer Hommage an Heinz Erhardt. Er moderierte zeitweise bei den SWR-Radiosendern Dasding sowie SWR3 und sammelte Bühnenerfahrung mit Soloauftritten.

2004 bis 2013

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Schroeder 2008: Gestik und Mimik sind charakteristisch für seine Parodien auf Angela Merkel.

Schroeder ist bekannt für sein breites Repertoire an Prominenten-Imitationen, er bedient sich zur Karikatur seiner Stimme, Mimik und Gestik. Seine Darbietungen werden als eine Mischung aus politischer Satire und Comedy beschrieben. Mit seinem ersten eigenen Kabarettprogramm Auf Ochsentour debütierte er im November 2004. Seit 2004 tritt Schroeder zum Jahreswechsel im Duett mit Volkmar Staub zu einem „kabarettistischen Jahresrückblick“ auf. Neben zahlreichen Auftritten in Radio und Fernsehen war er seit Oktober 2007 mit Du willst es doch auch! zum zweiten Mal mit einem Kabarettprogramm bundesweit auf Tour.

2007 lief im SWR Fernsehen der Pilot seiner Late-Night-Kabarettsendung Schroeder!, die 2008 fest ins Programm genommen wurde. 2009 produzierte der SWR sechs Folgen der Kabarettshow im Theaterhaus Stuttgart.[3] Von 2008 bis 2010 präsentierte Florian Schroeder den Live-Kabaretttalk Seitensprung beim Fernsehsender 3sat.[4] Für die Frankfurter Neue Presse schrieb er 2009 regelmäßig eine Kolumne.[5] 2011 veröffentlichte Schroeder sein erstes Buch Offen für Alles – und nicht ganz dicht, wie auch sein drittes Tourprogramm hieß. Von Januar 2012 bis 2014 hatte er jeden Samstag seine eigene Radio-Comedy auf 1 Live. Die Sendung hieß Schroeders Netzwerk und dort parodierte er bekannte Prominente.[6] Radio Eins,[7] WDR2,[8] hr1[9] und SWR1[10] strahlen regelmäßig Schroeders Radiokolumnen aus. Im Dezember 2012 präsentierte Schroeder im Ersten Deutschen Fernsehen die Pilotfolge der Nachrichtensatire Das Ernste. Unterstützt wurde er dabei als Moderator im Studio der Tagesthemen vom ehemaligen Tagesschau-Sprecher Jo Brauner.[11] Im Februar 2013 trat er beim 9. Politischen Aschermittwoch der Kabarettisten in Berlin auf, dessen Aufzeichnung am 20. Februar in der Deutschlandfunk-Sendung Querköpfe ausgestrahlt wurde.[12]

Seit 2014

Seit Mai 2014 moderiert er Spätschicht – Die Comedy Bühne im SWR Fernsehen. Von September 2014 bis Juni 2017 tourte er mit seinem Programm Entscheidet euch! durch Deutschland. Im Juli 2017 ging Schroeder mit Peer Steinbrück auf eine kabarettistische Tournee durch Deutschland.[13] Im selben Jahr begann sein neues Programm Ausnahmezustand. 2018 fand nach 15 Jahren gemeinsamer Auftritte mit Volkmar Staub die Zugabe, der kabarettistische Jahresrückblick zum letzten Mal in dieser Form statt. Fortan werden die beiden Künstler getrennte Jahresrückblicke kabarettistisch aufarbeiten.[14] Seit 2015 moderiert Florian Schroeder Die große radioeins Satireshow, seit 2016 Die hr1 Satire Lounge. Beide Shows im Late-Night-Format laufen mittlerweile unter dem Namen Die Florian Schroeder Satire Show in Programmen der ARD.[15]

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Schroeder 2018 zu Gast bei Maischberger

Seit einigen Jahren ist Schroeder immer wieder Gast bei Talkshows und wird meist zu politisch-gesellschaftlichen Themen befragt. So war er mehrfach Gast bei hart aber fair, Markus Lanz, Kölner Treff, NDR Talk Show und Menschen bei Maischberger.

2016 erwirkte das Cartoonistenduo Hauck & Bauer eine einstweilige Verfügung gegen Schroeder, nachdem er 2015 bei Fernsehauftritten einen Witz über Hochbegabte vorgetragen hatte, der ein wörtliches Zitat eines ihrer Cartoons von 2014 enthielt. Auf dem Bild sind zwei Eltern zu sehen, denen ein Lehrer erklärt: „Ihr Kind ist nicht hochbegabt. Sie sind einfach nur sehr, sehr dumm.“ Das Gericht gab Schroeder recht, da es nicht zweifelsfrei widerlegen konnte, dass Schroeder bereits 2011 den Witz in sein Programm aufgenommen hatte.[16]

Seit 2019 gestaltet Schroeder seinen kabarettistischen Jahresrückblick alleine und nennt seine Show Schluss jetzt!.[17] Ab Herbst 2020 plant Schroeder eine Tour mit seinem neuen Solo-Programm Neustart.

Vielbeachtet war Florian Schroeders Auftritt am 8. August 2020 auf einer Anti-Corona-Demonstration in Stuttgart. Schroeder wurde zu dieser Veranstaltung eingeladen, weil die Veranstalter eine satirische Auslassung über Verschwörungstheorien von ihm im NDR als vermeintliche Offenlegung von Fakten missverstanden. Er spielte anfangs mit den Erwartungen des Publikums und nutzte den Auftritt für einen Appell, die Schutzmaßnahmen gegen COVID-19 einzuhalten.[18][19][20]

Seit September 2020 präsentiert Schroeder den Podcast „Schroeder & Somuncu“, gemeinsam mit dem Kabarettisten Serdar Somuncu, auf dem Hörfunksender Radio Eins. Die Premierenfolge sorgte durch als sexistisch und rassistisch empfundene Äußerungen von Somuncu für Kritik in Medien und sozialen Netzwerken.[21][22] Im Anschluss zog der verantwortliche RBB die bereits veröffentlichte Folge wieder zurück und stellte eine redaktionell bearbeitete Folge online,[23] Schroeder und Somuncu baten um Entschuldigung.[24]

Im Dezember 2021 übernahm Laura Karasek in Die Florian Schroeder Satire Show die Rolle der „Redaktionsleiterin für die Satireshow“ von Nils Holst.[25]

Auszeichnungen

Publikationen

Bücher

  • Schluss mit der Meinungsfreiheit! Für mehr Hirn und weniger Hysterie. dtv, München 2021, ISBN 978-3-423-28279-6.
  • Frauen. Fast eine Liebeserklärung, rororo 2017, ISBN 978-3-499-63285-3.
  • Hätte, hätte, Fahrradkette: die Kunst der optimalen Entscheidung, rororo-Sachbuch 2014, ISBN 978-3-499-62920-4.
  • Offen für alles und nicht ganz dicht, Rowohlt-Taschenbuch-Verlag 2011, ISBN 978-3-499-62736-1.

CD

  • Ausnahmezustand, Herbert Management 2018.
  • Frauen. Fast eine Liebeserklärung, Rowohlt-Verlag, Der Hörverlag 2017.
  • Entscheidet euch!, 2016, ISBN 978-3-8445-2212-9.
  • Offen für alles und nicht ganz dicht, 2012, ISBN 978-3-86717-868-6.
  • Wählen für Anfänger und Fortgeschrittene, Herbert Management 2009, ISBN 978-3-8218-6326-9.
  • Du willst es doch auch!, WortArt Köln 2008, ISBN 978-3-86604-846-1.
  • Auf Ochsentour, WortArt 2006, ISBN 978-3-86604-481-4.

Weblinks

Commons: Florian Schroeder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Autorenportrait zu Florian Schroeder im rowohlt Verlag, abgerufen am 13. März 2020
  2. Märkisches Medienhaus: Florian Schroeder: In der Schule war ich Außenseiter. 11. März 2020, abgerufen am 22. Mai 2021.
  3. SWR Fernsehen produziert eine neue Kabarettstaffel „Schroeder!“ Am Samstag starten sechs neue Folgen der Kabarettshow mit Florian Schroeder
  4. Seitensprung 3sat-Kabaretttalk mit Florian Schroeder
  5. Frankfurter Neue Presse, 27. Mai 2009: Vom Klassen-Clown zum Comedy-Star
  6. Schroeders Netzwerk: Social-Network-Comedy. In: 1 Live. WDR, abgerufen am 29. Mai 2019.
  7. Einfach Schroeder! In: Radio Eins. Abgerufen am 28. Mai 2019 (Archiv).
  8. Florian Schroeder: Kinderschutzkonferenz, quo vadis? In: WDR2. 26. Februar 2019, abgerufen am 28. Mai 2019.
  9. hr1-Comedians. Abgerufen am 28. Mai 2019.
  10. Fein gehackt und durchgeschroedert! In: SWR1. Abgerufen am 28. Mai 2019.
  11. DWDL.de: „Mit Florian Schroeder und Jo Brauner: „Das Ernste“ kommt: ARD testet neue Comedyshow“ (abgerufen am 2. Dezember 2012)
  12. Querköpfe. Der 9. Politische Aschermittwoch der Kabarettisten in Berlin. Deutschlandfunk, Sendungsbegleitung zur Aufzeichnung vom 13. Februar 2013.
  13. F.A.S. exklusiv: Peer Steinbrück startet Comedy-Karriere. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 22. April 2017, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 17. Juli 2017]).
  14. Letzte „Zugabe“ – kabarettistischer Rückblick auf 2018 mit Volkmar Staub & Florian Schroeder – Kritik, Artikel vom 29. Dezember 2018, zuletzt aufgerufen am 16. Januar 2019
  15. Die Florian Schroeder Satire Show. In: ARD Mediathek. Abgerufen am 29. Mai 2019.
  16. Witzerfinder oder Witzdieb? Gericht gibt Florian Schroeder Recht (Memento vom 2. Februar 2022 im Internet Archive)
  17. Main Post: „Schluss jetzt!“ Florian Schroeder blickt auf 2019 zurück, Artikel vom 20. Dezember 2019, aufgerufen am 20. Januar 2020
  18. Stuttgarter Zeitung: Kabarettist hält in Stuttgart Plädoyer fürs Maskentragen und erntet Buhrufe, Artikel vom 9. August 2020, aufgerufen am 12. August 2020
  19. Frankfurter Allgemeine: Rede bei Corona Demo. „Ich bin Satiriker, kein Aktivist“, Interview vom 10. August 2020, aufgerufen am 12. August 2020
  20. Tim Kukral und Annette Leiterer: Freie Meinung: Florian Schroeder bei "querdenken" In: ndr.de, 12. August 2020, abgerufen am 28. März 2021
  21. Kritik am Podcast „Schröder und Somuncu“: „Gezielte Provokation“. In: Sueddeutsche.de. 15. September 2020, abgerufen am 25. September 2020.
  22. Maxi Beigang: Florian Schroeder entschuldigt sich für umstrittene Podcast-Folge. In: Berliner Zeitung. 22. September 2020, abgerufen am 25. September 2020.
  23. Schroeder und Somuncu – RBB-Sender Radioeins stellt redaktionell bearbeitete Podcast-Fassung online. In: Deutschlandfunk. 19. September 2020, abgerufen am 25. September 2020.
  24. Serdar Somuncu über Podcast-Provokation: „Es tut mir wirklich aufrichtig leid“. In: RedaktionsNetzwerk Deutschland. 22. September 2020, abgerufen am 25. September 2020.
  25. kress NEWS: Laura Karasek startet als Redaktionsleiterin in Satireshow, Artikel vom 30. November 2021, aufgerufen am 3. Dezember 2021
  26. Liste der Preisträgerinnen und Preisträger des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg (PDF; 157 kB), zuletzt aufgerufen am 18. Januar 2019
  27. „Sprungbrett“, Überich und Außersich, Handelsblatt, 26. März 2006
  28. Kabarettist Schroeder bekommt Deutschen Kleinkunstpreis. Abgerufen am 18. November 2020.