Flughafen Mailand-Malpensa

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Flughafen Mailand-Malpensa
Aeroporto di Milano-Malpensa
Malpensa Airport aerial view.jpg
Kenndaten
ICAO-Code LIMC
IATA-Code MXP
Koordinaten

45° 37′ 50″ N, 8° 43′ 41″ OKoordinaten: 45° 37′ 50″ N, 8° 43′ 41″ O

Höhe über MSL 234 m  (768 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 46 km nordwestlich von Mailand
Straße SS 336, SS 336 dir
Bahn Malpensa Express
Basisdaten
Eröffnung 1909 (1948)
Betreiber SEA
Fläche 1100 ha
Terminals 2
Passagiere 9.622.464[1] (2021)
Luftfracht 747.241,7 t[1] (2021)
Flug-
bewegungen
118.341[1] (2021)
Start- und Landebahnen
17R/35L 3920 m × 60 m Asphalt
17L/35R 3920 m × 60 m Asphalt

Der Flughafen Mailand-Malpensa (italienisch Aeroporto di Milano-Malpensa; IATA-Code: MXP, ICAO-Code: LIMC) ist der größere der beiden internationalen Verkehrsflughäfen der norditalienischen Metropole Mailand und der zweitgrößte des Landes nach Rom-Fiumicino.

Weitere Flughäfen im Großraum Mailand sind der zentraler gelegene Flughafen Mailand-Linate sowie der rund 50 Kilometer entfernte, hauptsächlich von Billigfluggesellschaften genutzte Flughafen Bergamo.

Lage und Verkehrsanbindung

Der Flughafen liegt 46 Kilometer nordwestlich der Stadt Mailand in der benachbarten Provinz Varese, das Terminal und die entsprechenden Autobahnabfahrten befinden sich auf dem Gebiet von Vizzola Ticino.

  • Auto: Über die A8 ist der Flughafen von Mailand aus in 45 Minuten zu erreichen.
  • Bahn: Die Bahnstrecke zum Flughafen Malpensa führt über den Bahnhof am Terminal 1 bis zur Endhaltestelle am rund zwei Kilometer entfernten Terminal 2 und bindet beide Terminals direkt an die Stadt Mailand und die umliegende Region an. Der Malpensa Express erreicht den Flughafen alle 30 Minuten mit 29 bis 36 Minuten Fahrzeit ab dem Bahnhof Cadorna in der Innenstadt. Außerdem gibt es tagsüber alle 30 Minuten Züge vom Mailänder Hauptbahnhof über den Bahnhof Porta Garibaldi mit einer Fahrzeit von 43 bis 52 Minuten. Malpensa ist zudem Ausgangspunkt zweier Frecciarossa-Zugpaare, die via Milano Centrale nach Firenze SMN bzw. Napoli Centrale verkehren. Seit September 2011 verbindet Tilo den Flughafen zweistündlich mit Cadenazzo(–Bellinzona) im Schweizer Kanton Tessin.
  • Bus: Vom Bahnhof Milano Centrale bieten mehrere Busunternehmen Shuttlebusse zum Flughafen an. Ebenso gibt es eine Verbindung nach Turin und eine Busverbindung ab Lugano/Mendrisio/Chiasso. Die Entfernung zum Flughafen beträgt ab Lugano 60 Kilometer.

Geschichte

Die Brughiera-Ebene im Nordwesten von Mailand gilt als die Wiege des italienischen Flugzeugbaus. Bereits 1909 richteten die Flugpioniere Giovanni Battista Caproni und Giovanni Agusta bei Cascina Malpensa ein erstes Flugfeld ein. Kurz darauf entstanden bei den benachbarten Orten Lonate Pozzolo, Vizzola Ticino, Cascina Costa und Busto Arsizio weitere Flugfelder, die dem Flugzeugbau und dann vorwiegend militärischen Zwecken dienten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Flugfelder bis auf Malpensa und das benachbarte Cascina Costa (AgustaWestland) aufgegeben. Einige Kilometer weiter im Norden hielten sich hingegen die Werksflugplätze von Vergiate (SIAI-Marchetti) und Varese-Venegono (Aermacchi). Im Südwesten vervollständigt der Militärflugplatz Cameri mit den Produktionsanlagen von Alenia das Bild. Am Flughafen Malpensa dokumentiert das Luftfahrtmuseum Volandia die Geschichte des Flugzeugbaus in der Region.

1948 entschied man sich, das Flugfeld von Lonate Pozzolo zum neuen Verkehrsflughafen auszubauen. Es zeigte sich aber bald, dass die finanziellen Mittel für den neuen Flughafen mit den vier geplanten Start- und Landebahnen nicht ausreichten, weswegen die Regierung das Projekt fallen ließ und das Gebiet zum Truppenübungsplatz umfunktionierte. Daraufhin sprangen lombardische Industrielle ein, die eine Flughafenbetriebsgesellschaft gründeten und mit Unterstützung öffentlicher Stellen Malpensa ausbauten. Eine im Zweiten Weltkrieg gebaute und schwer beschädigte 1800 Meter lange Betonpiste (heute 17R/35L) wurde repariert und im Norden erste Abfertigungsanlagen gebaut. Bereits am 21. November 1948 landete versuchsweise eine viermotorige Breda-Zappata BZ.308 in Malpensa; den interkontinentalen Flugbetrieb, für den der Flughafen in erster Linie vorgesehen war, eröffnete am 2. Februar 1950 Trans World Airlines mit einer Verbindung nach New York. Nach einer ersten Kapitalbeteiligung im Jahr 1951 erhöhte die Stadt Mailand ihre Anteile am Flughafenbetreiber SEA bis 1955 auf 77 Prozent. Im Zug des weiteren Flughafenausbaus ab 1958 verlängerte man die bisherige Piste auf 3915 m (seinerzeit die längste Europas), baute westlich davon eine neue, zunächst 2628 m lange Parallelbahn (heute 17L/35R) und im Norden bis 1962 ein neues Terminal (heute T2). Ab 1960 konnten neue Langstreckenjets wie die Boeing 707 und die Douglas DC-8 den modernisierten Flughafen ohne Einschränkungen nutzen. Gleichzeitig wurden, gegen den Widerstand von Alitalia, alle Kurz- und Mittelstreckenverbindungen auf dem ebenfalls modernisierten, stadtnahen Flughafen Mailand-Linate konzentriert. Da in Mailand nur der Flughafen Malpensa über eine ausreichend lange Start- und Landebahn verfügt, wurde auf diesem Flughafen bis 1998 fast ausschließlich Langstreckenverkehr abgewickelt. Nach Abschluss der ersten, seit den 1970er Jahren geplanten Ausbau- und Modernisierungsarbeiten im Jahr 1998 musste man ausländische Fluggesellschaften mit Zwangsmaßnahmen zum (teilweisen) Umzug vom Flughafen Linate nach Malpensa bewegen. Alitalia verlegte den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit von Rom-Fiumicino nach Malpensa, in das neu eröffnete Terminal 1 im Westen des Flughafengeländes.[2][3]

Malpensas Entwicklung litt in den Jahren danach an der Entscheidung, den für Kurz- und Mittelstreckenflüge attraktiveren, weil stadtnahen Flughafen Linate nicht zu schließen. Da Linate mangels ausreichend langer Start- und Landebahn für Langstreckenflüge nicht genutzt werden kann, verfügt Mailand weder in Linate noch in Malpensa über ein wirkliches Luftfahrt-Drehkreuz. Beide Flughäfen konzentrieren sich jetzt auf den Point-to-Point-Verkehr. Besonders nachteilig für viele in Malpensa operierende Fluggesellschaften ist, dass der kommerzielle Verkehr in Linate Beschränkungen unterliegt und Alitalia dort einen großen Teil der Flughafenslots kontrolliert und somit einen Wettbewerbsvorteil hat. Im Kurz- und Mittelstreckensegment versuchen ausländische Fluggesellschaften daher, wieder in Linate Fuß zu fassen, darunter Alitalias Skyteam-Partner Air France.[4] Die Anfang 2009 von Lufthansa in Malpensa angesiedelte Tochtergesellschaft Lufthansa Italia, die nach Alitalias Rückzug eine Marktlücke füllen wollte, stellte ihre Flüge zum Ende des Sommerflugplans 2011 aus wirtschaftlichen Gründen ein.[5] Aus denselben Gründen musste Anfang 2020 Air Italy, die zuletzt in Malpensa ihr Hauptdrehkreuz aufbauen wollte, ihren Flugbetrieb ebenfalls einstellen.

Flughafenanlagen

Schematische Darstellung des Flughafens
Terminal 1
Malpensa, am Fuß der Alpen

Im 1998 eröffneten, auf der Westseite gelegenen Terminal 1 mit seinen drei Satelliten werden nationale und internationale Linien- und Charterflüge abgewickelt. Das alte Nordterminal, jetzt Terminal 2 genannt, nutzen vorwiegend Billigfluggesellschaften. Die beiden Passagierterminals haben jeweils einen eigenen Flughafenbahnhof. Im Südwesten befindet sich ein Frachtterminal.

Der Flughafen hat zwei parallele, in Nord-Süd-Richtung verlaufende, knapp vier Kilometer lange Start- und Landebahnen, die wegen ihrer geringen Entfernung voneinander nicht unabhängig betrieben werden können. Bis zur Expo 2015 sollte im Südwesten des Flughafens eine dritte Start- und Landebahn entstehen, wogegen sich die Anwohner (insbesondere des Dorfes Tornavento) lange gewehrt haben.[6] Umweltschutzorganisationen sind entschieden gegen die neue Bahn, weil sich unmittelbar westlich der Naturpark Valle del Ticino entlang des Flusses Tessin anschließt, der auch vielen Zugvögeln auf ihrem Weg zwischen den Alpen und dem Mittelmeer als Orientierung und Landeplatz dient. Nachdem das Bauvorhaben 2013 vorerst auf Eis gelegt worden war, wurde es im 2020 vorgelegten Masterplan Malpensa 2035 nicht wieder aufgegriffen. Geplant ist hingegen im Bereich des Terminal 1 ein Pier in südlicher Richtung, bei Bedarf ein weiterer Ausbau des Terminals und ein viertes Satellitenterminal im Norden, ein als Airport City bezeichnetes Dienstleistungszentrum im Westen vor dem zentralen Terminalgebäude, sowie eine Erweiterung des Frachtbereichs im Süden.[7]

Im Osten grenzen bei Cascina Costa Produktionsanlagen der Firma Leonardo an das Flughafengelände an.

Fluggesellschaften und Ziele

Die Billigfluggesellschaft easyJet unterhält am Flughafen Mailand-Malpensa eine ihrer Basen. ITA Airways hat bis auf wenige Ausnahmen alle Mittelstreckenflüge von und nach Mailand in Linate konzentriert und bietet ab Malpensa nur noch wenige Langstreckenflüge an.[8]

Malpensa wird von rund 100 weiteren Fluggesellschaften angeflogen, darunter einige aus Amerika, Afrika und Asien. Von Bedeutung ist auch der Frachtverkehr.

Verkehrszahlen

Im Jahr 2019 übernahm Malpensa für drei Monate größtenteils den kommerziellen Verkehr von Linate, weil dort die Start- und Landebahn grundsaniert wurde.

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Quelle: Assaeroporti[1]
Flughafen Mailand-Malpensa – Verkehrszahlen 2000–2021[1]
Jahr Fluggastaufkommen Luftfracht (Tonnen)
(mit Luftpost)
Flugbewegungen
2021 9.622.464 747.242 118.341
2020 7.241.766 516.740 92.432
2019 28.846.299 558.482 234.054
2018 24.725.490 572.775 194.515
2017 22.169.167 589.719 178.953
2016 19.420.690 548.767 166.842
2015 18.582.043 511.191 160.484
2014 18.853.203 469.657 166.749
2013 17.955.075 430.343 164.745
2012 18.537.301 414.317 174.892
2011 19.303.131 450.446 190.838
2010 18.947.808 432.674 193.771
2009 17.551.635 344.047 187.551
2008 19.221.632 415.952 218.476
2007 23.885.391 486.666 267.941
2006 21.767.267 419.128 247.456
2005 19.630.514 384.752 227.718
2004 18.554.874 361.237 218.048
2003 17.621.585 362.587 213.554
2002 17.441.250 328.241 214.886
2001 18.570.494 323.707 236.409
2000 20.716.815 301.045 249.107

Zwischenfälle

  • Am 23. Dezember 1951 überrollte eine Douglas DC-6 der italienischen Linee Aeree Italiane (Luftfahrzeugkennzeichen I-LUCK) bei der Landung auf dem Flughafen Mailand-Malpensa das Landebahnende. Das Flugzeug wurde irreparabel beschädigt. Alle 28 Insassen, vier Besatzungsmitglieder und 24 Passagiere, überlebten den Unfall.[9]
  • Am 26. Juni 1959 wurde eine Lockheed L-1649 Starliner der TWA (N7313C) auf dem planmäßigen Flug von Mailand nach Paris-Orly etwa 15 Minuten nach dem Start vom Flughafen Flughafen Mailand-Malpensa vermutlich von einem Blitz getroffen. Anschließend explodierten mindestens zwei Treibstofftanks; die Maschine stürzte 32 km nordwestlich von Mailand bei Varese ab. Alle auf dem Flugplan angegebenen 68 Menschen an Bord starben, außerdem ein ungeborenes Kind und ein weiteres Kleinkind, das vermutlich unangemeldet mit an Bord genommen wurde (siehe auch Trans-World-Airlines-Flug 891).[10]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Flughafen Mailand-Malpensa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Statistiche. In: assaeroporti.com. Assaeroporti, abgerufen am 27. Juli 2022 (italienisch).
  2. Alessio Fornasetti: Nascita e Sviluppo dell’Aeroporto di Malpensa. italianostra.org (italienisch), abgerufen am 9. März 2021
  3. Gian Luca Lapini: Il sistema aeroportuale milanese e la sua storia. storiadimilano.it (italienisch), abgerufen am 9. März 2021
  4. businesstraveller.com – Will Milan-Malpensa become a white elephant? 30. August 2011
  5. airliners.de – Aus für Lufthansa Italia
  6. adr.it – Ausbaupläne für Malpensa und Rom-Fiumicino (Memento des Originals vom 29. Dezember 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.adr.it (italienisch) abgerufen am 23. September 2011
  7. Masterplan Malpensa 2035 auf malpensa24.it, 4. Juli 2020
  8. Destinations. In: milanomalpensa-airport.com. Abgerufen am 27. Juli 2022 (englisch).
  9. Flugunfalldaten und -bericht DC-6 I-LUCK im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. Januar 2022.
  10. Unfallbericht N7313C, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 23. Februar 2016.