Flugplatz Weimar-Lindenberg

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Flugplatz Weimar-Lindenberg
Weimar-Lindenberg (Thüringen)
Weimar-Lindenberg
Kenndaten
Koordinaten

50° 58′ 44″ N, 11° 21′ 24″ OKoordinaten: 50° 58′ 44″ N, 11° 21′ 24″ O

Höhe über MSL 275 m  (902 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 1 km östlich von Weimar
Straße B7
Basisdaten
Eröffnung 1911
Schließung 1936

Der Flugplatz Weimar-Lindenberg war ein Flugplatz in der thüringischen Stadt Weimar. Er war von 1911 bis 1936 in Betrieb. Zwischen dem Flugplatz und der Hauptstadt Berlin wurde die erste Fluglinie Deutschlands betrieben.[1]

Geschichte

Bereits 1909 hatte sich in Weimar der Verein für Luftverkehr e. V. zusammengefunden. Dieser Verein förderte den Aufbau des Flugwesens in Weimar.

Der Flughafen Weimar-Lindenberg, auch Flugplatz „Neunzig Äcker“, wurde am 8. Juni 1911 am Webicht in Weimar eröffnet.[2] Die Förderer des Flugwesens in Weimar Georg Mardersteig, Rechtsanwalt in Weimar und Vorsitzender des Vereins für Luftverkehr e. V., und Großherzog Wilhelm Ernst weihten den Flughafen ein.[3]

Um 1910 wurde ein damals teilweise unbefestigter Weg, der von Oberweimar zum Flugplatz führte, in „Am Flughafen“ benannt. Am 5. Februar 1962 wurde die Straße nach der Sportanlage am Lindenberg in „Am Sportplatz“ umbenannt.[4] In der Nähe des ehemaligen Flughafens wurde am 10. Juni 2015 die Benennung einer neuen Straße in „Am alten Flughafen“ beschlossen. Mit diesem Straßennamen soll an den von 1911 bis 1936 bestehenden Flugplatz am nahe gelegenen Webicht und an die vielfältigen Traditionen im Bereich der Entwicklung der Fliegerei in Weimar erinnert werden.[5]

Am 5. Februar 1919 wurde eine zivile Fluglinie mit täglich zwei Flügen zwischen Berlin und Weimar in Betrieb genommen. Seit dem 8. Februar 1919 konnten die ersten Passagiere (Abgeordnete der deutschen Nationalversammlung) die Fluglinie nutzen. Sie gilt als der Auftakt der zivilen Luftfahrt in Deutschland. Die zivile Fluglinie Weimar–Berlin ist die erste mit Flugzeugen betriebene Fluglinie Deutschlands.[1] Der Flughafen wurde sowohl von Luftschiffen als auch dem Motorflug genutzt. Der Flughafen wurde von verschiedenen Luftverkehrsunternehmen angeflogen, um im Zusammenhang mit der Regierung Luftpost zu befördern. Mit dabei waren die Deutsche Luftreederei (DLR), ein Vorläufer der Lufthansa, und auch der Junkers Luftverkehr. 1921 wurde die unrentabel gewordene Fluglinie wieder eingestellt.[4]

Im Februar 1919 wurde die militärische Fliegerabteilung 423 (ab Juli 1919 Artillerie-Flugstaffel-116) zum Schutz der Nationalversammlung nach Weimar verlegt. Über 20 Personen Flugpersonal (meist Offiziere) und über 100 Personen technisches und weiteres Personal gehörten der Fliegerabteilung 423 an. Die Fliegerabteilung 423 wurde nach der Novemberrevolution 1918 als Freiwilliges-Landesjägerkorps bei Paderborn gegründet und unterstand der Reichsregierung. 15 Flugzeuge (Fokker D.VII und LVG C-VI) wurden in Weimar stationiert.[6] Viele Fotos sind im Nachlass eines der Flieger (Leonard Rempe) aus dieser Zeit erhalten und wurden in der Zeitschrift Propellerblatt Nr. 47 Jahrgang 2021 publiziert. Mannschaften des Ballspielclub (BC) Vimaria, 1903 in Weimar gegründet, spielten Fußball gegen Mannschaften der Flieger.[7]

Bis 1936 diente der Flugplatz als Schulungsflugplatz der Weimarer Ingenieurschule.[4]

Die Infrastruktur des Flughafens bestand aus einem Tower-Gebäude, das heute noch existiert, Flugzeughallen, die 1981 abgerissen wurden[8] und einem Flugfeld mit einer Graspiste. Neben dem Flughafen gab es ein Hotel mit Autogaragen.

Der Hoffotograf Louis Held fotografierte den Flughafen und seine Flugzeuge.

1936 wurde der Flugplatz am Webicht geschlossen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Rainer Erices: Erste Fluglinie Deutschlands: Berlin – Weimar. Mitteldeutscher Rundfunk, 5. Februar 2019, abgerufen am 19. Dezember 2020.
  2. Markus Decker, Matthias Heerwagen, Nico Kopitzsch: Seminarfacharbeit zum Fluglatz und Geschichte. FSV Rudolstadt, 2. Oktober 2014, abgerufen am 19. Dezember 2020.
  3. Christiane Weber: 100 Jahre Luftpost. Ostthüringer Zeitung, 2. Februar 2019, abgerufen am 19. Dezember 2020.
  4. a b c Gitta Günther, Rainer Wagner: Weimar Straßennamen. RhinoVerlag, Ilmenau 2012, S. 23.
  5. Öffentliche Bekanntmachung der Straßenbenennung »Glockenbecherweg« und »Am Alten Flughafen«. In: Stadt Weimar (Hrsg.): Rathauskurier - Amtsblatt der Stadt Weimar. Band 14. Weimar 18. Juli 2015, S. 8021,8022 (weimar.de [PDF]).
  6. Angelika Hofmann: Erste Luftbildaufnahmen der Junkerswerke. Hugo Junkers Werke GmbH, abgerufen am 2. Juli 2022.
  7. Hans-Georg Kremer: Als Vimaria Kicker gegen die Mannschaften der Flieger spielten. Thüringer Allgemeine, 2. Juli 2022, abgerufen am 6. Juli 2022.
  8. Renate und Eberhard Renno (Hrsg.): Louis Held. Hofphotograph in Weimar – Reporter der Jahrhundertwende. Fotokinoverlag, Leipzig 1985, DNB 850587255, S. 208