Fomalhaut

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Stern
Fomalhaut (α PsA)
DSS-Aufnahme des Sternfeldes um Fomalhaut (Himmelsausschnitt von knapp 3 Grad)
DSS-Aufnahme des Sternfeldes um Fomalhaut (Himmelsausschnitt von knapp 3 Grad)
AladinLite
Beobachtungsdaten
ÄquinoktiumJ2000.0, Epoche: J2000.0
Sternbild Südlicher Fisch
Rektaszension 22h 57m 39,05s [1]
Deklination -29° 37′ 20,1″ [1]
Bekannte Exoplaneten 1
Helligkeiten
Scheinbare Helligkeit 1,17 mag [1]
Spektrum und Indices
B−V-Farbindex +0,09 [2]
U−B-Farbindex +0,08 [2]
R−I-Index +0,02 [2]
Spektralklasse A3 V [1]
Astrometrie
Radialgeschwindigkeit (+6,5 ± 0,5) km/s [3]
Parallaxe (129,81 ± 0,47) mas [4]
Entfernung (25,13 ± 0,09) Lj
(7,70 ± 0,03) pc  [4]
Visuelle Absolute Helligkeit Mvis +1,7 mag [5]
Eigenbewegung [4]
Rek.-Anteil: (+328,95 ± 0,50) mas/a
Dekl.-Anteil: (−164,67 ± 0,35) mas/a
Physikalische Eigenschaften
Masse (1,92 ± 0,02) M [6]
Radius (1,842 ± 0,019) R [6]
Leuchtkraft

17,3 L [1]

Effektive Temperatur (8590 ± 73) K [6]
Rotationsdauer 0,6 Tage
Alter (440 ± 40) Mio. a [6]
Andere Bezeichnungen
und Katalogeinträge
Bayer-Bezeichnungα Piscis Austrini
Flamsteed-Bezeichnung24 Piscis Austrini
Córdoba-DurchmusterungCD −30° 19370
Bright-Star-Katalog HR 8728 [1]
Henry-Draper-KatalogHD 216956 [2]
Gliese-Katalog GJ 881 [3]
Hipparcos-KatalogHIP 113368 [4]
SAO-KatalogSAO 191524 [5]
Tycho-KatalogTYC 6977-1267-1[6]
2MASS-Katalog2MASS J22573901-2937193[7]
Weitere Bezeichnungen FK5 867

Fomalhaut [fom alhˈaɔ̯t][7][8] (α Piscis Austrini) ist der hellste Stern im Sternbild Südlicher Fisch und der 19. in der Liste der hellsten Sterne am Himmel. Der Name bedeutet „Maul des Fisches“ (arab. فم الحوت fam al-ḥūt). Andere Namen: Difda al Auwel, Hastorang, Os Piscis Meridiani.

Fomalhaut befindet sich, wie auch die Sonne, derzeit in der Lokalen Flocke.

Physikalische Eigenschaften

Fomalhaut ist 25 Lichtjahre von der Sonne entfernt. Er ist wie die etwas heißere Wega ein Hauptreihenstern der Spektralklasse A. Seine Oberflächentemperatur beträgt etwa 8500 K. Es wird vermutet, dass Fomalhaut etwa 400 Millionen Jahre alt ist. Seine Lebenszeit wird auf rund eine Milliarde Jahre eingestuft.

Herkunft

Fomalhaut ist ein Mitglied des Castor-Bewegungshaufens, zu dem unter anderem auch Wega gezählt wird. Das nächste Mitglied dieses Bewegungshaufens, TW Piscis Austrini (ein veränderlicher Stern vom Typ BY Draconis), liegt nur ca. 0,85 Lichtjahre von Fomalhaut entfernt und hat eine sehr ähnliche Eigenbewegung.

Die beiden Sterne bilden zusammen mit dem roten Zwerg LP876-10 (Fomalhaut C) ein Dreifachsystem, wie eine 2013 erfolgte Auswertung der Parallaxe und der Eigenbewegung von Fomalhaut C ergeben hat. Die Entfernung von 3,2 Lichtjahren zwischen Fomalhaut A und C ist für ein gebundenes System ungewöhnlich groß. Wegen der relativ geringen Entfernung von der Erde beträgt die scheinbare Entfernung am Himmel sogar fast 6°[9].

Kulturgeschichte

Als der hellste Stern in seiner weitern Umgebung diente der gut zwanzig Bogengrad südlich der Ekliptik liegende Stern Fomalhaut den alten Persern neben den ekliptiknahen Sternen Aldebaran (α Tauri), Regulus (α Leonis) und Antares (α Scorpii) als vierter Königsstern zur Orientierung am Sternenhimmel, da jeder dieser vier Sterne die Hauptrichtung eines Himmelsquadranten markiert.[10]

Staubscheibe und Exoplanet

Aufnahme der Staubscheibe mit dem Hubble-Weltraumteleskop und dem ALMA-Observatorium

Fomalhaut ist von einer Staubscheibe umgeben, deren Durchmesser etwa 40 Milliarden Kilometer beträgt. Die Staubscheibe zeigt eine Ringstruktur, von der vermutet wurde, dass sie durch die Schwerkraftwirkung eines Planeten verursacht wird. Die infrarote Abstrahlung der Scheibe konnte schon in den 1980er Jahren durch den Infrared Astronomical Satellite (IRAS) der NASA beobachtet werden. Die Staubscheibe ist innen, bei einer Entfernung von etwa 133 Astronomischen Einheiten (AE), vom Hauptstern scharf abgegrenzt, und ist selbst rund 25 AE breit.

Das Zentrum der Scheibe fällt nicht mit dem Stern zusammen, sondern ist etwa 15 AE von Fomalhaut entfernt. Es wurde daher 2005 ein Planet in einer Entfernung von ca. 7,4 bis 10,5 Milliarden Kilometer (49 bis 100 AE) um den Stern vermutet.[11]

2008 wurde die direkte Beobachtung des Exoplaneten Dagon (Fomalhaut b) veröffentlicht. Laut einer Veröffentlichung vom April 2020 könnte das beobachtete Objekt, dessen Licht sich in den Zwischenzeit abgeschwächt hatte, und dem auch bei einem Planeten zu erwartende Infrarotstrahlung fehlte, auch eine Staubwolke als Ergebnis einer Kollision zweier kleinerer Körper von etwa 200 km Durchmesser sein.[12][13] Das Objekt umrundet den Zentralstern in einem mittleren Abstand von etwa 115 AE innerhalb des inneren Randes des Staubrings. Aufgrund der Exzentrizität der Umlaufbahn von 0,11 schwankt der Abstand zwischen 102 und 128 AE und liegt derzeit bei etwa 119 AE.

Abgeleitete Bezeichnungen

  • Die Bark Fomalhaut des Reeders L. Wittenberg (245 Lasten, Kapitän: Robert Bülow, 13 Mann Bes.) von 1864/65, eines der größten Segelschiffe der Greifswalder Handelsflotte im 19. Jahrhundert, trug den Namen des Sterns.

Bilder

Siehe auch

Weblinks

Commons: Fomalhaut – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Hipparcos-Katalog (ESA 1997)
  2. a b c Bright Star Catalogue, 5th Revised Ed. (Hoffleit+, 1991)
  3. Pulkovo radial velocities for 35493 HIP stars
  4. a b c Hipparcos, the New Reduction (van Leeuwen, 2007)
  5. aus scheinbarer Helligkeit und Entfernung errechnet
  6. a b c d Exoplanet.eu
  7. Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld, Lutz-Christian Anders: Deutsches Aussprachewörterbuch, de Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-018202-6, S. 515
  8. Paul Kunitzsch: Die Aussprache der arabischen Sternnamen und der arabisch-persischen Namen von Mondobjekten, Die Sterne 56, 1980, S. 358–363
  9. Stefan Deiters: Fomalhaut ist ein Dreifach-Sternsystem. 7. Oktober 2013, abgerufen am 14. Juni 2014.
  10. Dirk Lorenzen: Fomalhaut im Südlichen Fisch - Der Herbststern, Deutschlandfunk, 9. November 2016
  11. Robert Naeye: Fomalhaut's Kuiper Belt. 22. Juli 2005, abgerufen am 4. November 2013 (englisch).
  12. András Gáspár, George H. Rieke: New HST data and modeling reveal a massive planetesimal collision around Fomalhaut. PNAS, 20. April 2020, abgerufen am 21. April 2020. doi:10.1073/pnas.1912506117
  13. Kein Planet, nur Staub. spektrum.de, 20. April 2020, abgerufen am 21. April 2020.