François-Achille Bazaine

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François Achille Bazaine
François Achille Bazaine während des Mexikofeldzuges in einem Gemälde von Jean-Adolphe Beauce
François Achille Bazaine während des Mexikofeldzuges

François-Achille Bazaine (* 13. Februar 1811 in Versailles; † 23. September 1888 in Madrid) war ein Marschall von Frankreich.

Leben

Achille Bazaine wurde im Jahre 1811 geboren. 1831 trat er in die Armee ein, ging 1832 nach Afrika und erwarb das Kreuz der Ehrenlegion auf dem Schlachtfeld. 1837 schiffte er sich mit der Fremdenlegion nach Spanien ein und machte hier zwei beschwerliche Feldzüge gegen die carlistische Guerilla mit. 1839, wieder in Algier, nahm er an den Expeditionen nach Miliana, Marokko und in die Kabylei teil. 1850 trat er an die Spitze des ersten Regiments der Fremdenlegion. 1854 wurde er Brigadegeneral.

In dieser Stellung nahm er während des Krimkriegs an der Belagerung von Sewastopol teil, wobei er sich durch Organisationstalent und die Führung der beiden Fremdenlegion-Regimenter auszeichnete. Nach der Einnahme der Festung wurde er Divisionskommandeur und Kommandant von Sewastopol. Um ebendiese Zeit befehligte er mit Umsicht und Erfolg das Expeditionskorps gegen die Festung Kinburn.

Im Jahre 1859 nahm er im Sardinischen Krieg wichtigen Anteil an der Erstürmung von Melegnano (8. Juni) und an der Schlacht von Solferino (24. Juni). Nach seiner Rückkehr wurde ihm die Inspektion über mehrere Infanteriedivisionen übertragen.

1863 ging er als Divisionskommandeur nach Mexiko, wo er nach dem Abgang des Marschalls Élie-Frédéric Forey den Oberbefehl über die dort konzentrierte französische Armee übernahm. Puebla (18. Mai) und Mexiko-Stadt wurden genommen und 1864 das Kaiserreich Maximilians I. proklamiert. Am 5. September 1864 wurde Bazaine zum Marschall von Frankreich ernannt.

Nach zunehmendem mexikanischem und internationalem Protest (insbesondere USA) über die Fremdherrschaft (siehe Geschichte Mexikos, detaillierter Französische Intervention in Mexiko und Kaiserreich Mexiko) zog sich Bazaine mit der französischen Armee 1866 aus Mexiko zurück.

Am Beginn des Deutsch-Französischen Krieges trug Bazaine durch Zögern dazu bei, dass französische Truppen die Schlacht bei Spichern (6. August 1870) verloren. Das 2. französische Korps unter General Charles Auguste Frossard hatte sich am 3. bis 5. August auf die Höhen von Spichern zurückgezogen und dort Stellungen feldmäßig befestigt. Frossard stand von seinem Quartier im Forbacher Rathaus aus mit Bazaine in Sankt Avold in Verbindung.

Am 6. August griffen deutsche Truppen eigenmächtig diese Stellungen an. Andere deutsche Truppen beschleunigten ihren Vormarsch und griffen ab 15 Uhr in den Kampf ein, der sich bald zu Gunsten der Preußen wendete. Frossard wurde am frühen Nachmittag in seinem Quartier in Forbach vom Anrücken der preußischen Verstärkung informiert und bat seinen Vorgesetzten Bazaine dringend um Hilfe (zuvor hatte er angebotene Verstärkungen abgelehnt). Bazaine hatte Einheiten in Sankt Avold (nur 30 Eisenbahnkilometer westlich), zögerte aber mit deren Entsendung. Für die Deutschen war mit dem Sieg bei Spichern der Weg nach Metz frei; sie konnten ihren zügigen Vormarsch fortsetzen.

Bazaine kapitulierte als Befehlshaber der französischen Rheinarmee am 27. Oktober 1870 mit ca. 170.000 Mann in der eingeschlossenen Festung Metz, nachdem die Lebensmittelvorräte aufgebraucht waren.

Die Kapitulation von Metz erregte in Frankreich höchste Erbitterung gegen Bazaine, auf den man so große Hoffnungen gesetzt hatte. Er wurde nicht nur der Unfähigkeit und Feigheit, sondern auch des Verrats beschuldigt. 1872 wurde er auf sein Verlangen verhaftet, um vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden. Dasselbe trat im Oktober 1873 unter dem Vorsitz des Herzogs von Aumale im Schloss Trianon zusammen, erklärte ihn unter dem Druck der öffentlichen Meinung, die einen Sündenbock verlangte[1], und unter dem Einfluss seiner politischen und persönlichen Gegner in der Armee am 10. Dezember einstimmig der Pflichtverletzung für schuldig und verurteilte ihn nach vorheriger Degradierung zum Tode.

Auf ein Gnadengesuch des Kriegsgerichts hin verwandelte Marschall Patrice de Mac-Mahon die Todesstrafe in zwanzigjährige Haft. Bazaine wurde auf die Insel Sainte-Marguerite bei Cannes gebracht. Von dort entfloh er am 10. August 1874 mit Hilfe seiner Frau und wahrscheinlich mit geheimer Zulassung seitens der Beamten. Er lebte bis zu seinem Tod 1888 in völliger Zurückgezogenheit in Madrid.

Die Geschichte Bazaines und das damit verbundene französische Trauma greift Roger Vitrac in seinem surrealistischen Drama „Victor oder Die Kinder an der Macht“ auf.

Werke

  • Rapport du maréchal Bazaine : Bataille de Rezonville. Le 16 août 1870. – Brüssel : Auguste Decq, 1870
  • La capitulation de Metz : Rapport officiel du maréchal Bazaine. – Lyon : Lapierre-Brille, 1871
  • L’armée du Rhin depuis le 12 août jusqu’au 29 octobre 1870. – Paris : Henri Plon, 1872
  • Episodes de la guerre de 1870 et le blocus de Metz par l’ex-maréchal Bazaine – Madrid : Gaspar, 1883 (wurde in Frankreich sofort verboten)

Literatur

  • Biografie (bis 1870) wörtlich entnommen dem Band: Theodor Fontane – Der Krieg gegen Frankreich 1870–1871, Berlin 1873 bis 1876.
  • Henri d’Orléans, duc d’Aumale: Procès Bazaine, affaire de la capitulation de Metz, seul compte rendu sténographique in extenso des séances du 1er conseil de guerre de la 1re division militaire ayant siégé à Versailles (Trianon), du 6 octobre au 10 décembre 1873 / sous la présidence de M. le Général de division Duc d’Aumale. Librairie du Moniteur Universel, Paris 1873
  • Amédée Le Faure: Procès du Maréchal Bazaine. Rapport. Audiences du premier conseil de guerre. Compte rendu rédigé avec l’adjonction de notes explicatives. Garnier, Paris 1874
  • F. de La Brugère (d. i. Arthème Fayard): L’Affaire Bazaine : Compte-rendu officiel et in extenso des débats, avec de nombreuses biographies. Fayard, Paris 1874
  • Der Prozeß Bazaine. In: Beiheft zum Militair-Wochenblatt (Berlin) 1874, H. 2, S. 6–124
  • Robert [Bazaine]-Christophe: Bazaine innocent. Nantal, Paris 1938
  • Robert Burnand: Bazaine. Librairie Floury, Paris 1939
  • Jean Cahen-Salvador: Le procès du maréchal Bazaine. La Guilde du Livre, Lausanne 1946
  • Robert Christophe: La vie tragique du maréchal Bazaine. Editions Jacques Vautrin, Paris 1947
  • Edmond Ruby und Jean Regnault: Bazaine coupable ou victime? A la lumière de documents nouveaux. J. Peyronnet & Cie, Paris 1960
  • Walther Skaupy: Große Prozesse der Weltgeschichte, Hat Marschall Bazaine Frankreich verraten oder rechtswidrig kapituliert? S. 168 ff., Magnus Verlag, Essen 1976, ISBN 978-3-88851-277-3
  • Maurice Baumont: Bazaine: les secrets d’un maréchal (1811–1888). Imprimerie Nationale, Paris 1978, ISBN 2-11-080717-2
  • François-Christian Semur: L’affaire Bazaine, un maréchal devant ses juges. Éditions Cheminements, 2006, ISBN 978-2-84478-782-8

Einzelnachweise

  1. Walther Skaupy: Hat Marschall Bazaine Frankreich verraten oder rechtswidrig kapituliert? in: ders. Große Prozesse der Weltgeschichte, Emil Vollmer Verlag, ISBN 3-88851-277-8. S. 155 ff.

Weblinks

Commons: François Achille Bazaine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien