Francesco Saverio Nitti
Francesco Saverio Nitti (* 19. Juli 1868 in Melfi; † 20. Februar 1953 in Rom) war italienischer Präsident des Ministerrats (Ministerpräsident) vom 23. Juni 1919 bis zum 21. Mai 1920 und erneut vom 21. Mai 1920 bis zum 15. Juni 1920.
Studium und journalistische Arbeit
Nitti studierte Jura in Neapel und arbeitete zunächst als Journalist. Er war Korrespondent der Gazzetta Piemontese und des Corriere di Napoli. Im Jahr 1891 erschien das Buch Il socialismo cattolico, in dem er gewisse Übereinstimmungen zwischen Sozialismus und dem Wertesystem des Katholizismus feststellte. Im Jahre 1892 wurde Nitti Dozent in Wirtschaftspolitik und 1898 Dozent für Finanzwissenschaften an der Universität Neapel.
Politik
Im Jahre 1904 zog Nitti für die Radikale Partei ins Parlament ein. Zwischen 1911 und 1914 war er Minister für Landwirtschaft, Industrie und Handel unter Giovanni Giolitti. Im Kabinett von Vittorio Emanuele Orlando war er von 1917 bis 1919 Finanzminister.
Am 23. Juni 1919 wurde Nitti Ministerpräsident und gleichzeitig Innenminister. Vom 20. März 1920 an war er zudem Kolonialminister bis zum 21. Mai 1920, ebenso vom 26. Juni 1919 bis zum 26. September 1919 Außenminister, und vom 14. März 1920 bis zum 21. Mai 1920 Kolonialminister. In seine Präsidentschaft fielen große soziale Unruhen infolge des Versailler Vertrags. Am 16. Juni 1920 übernahm Giovanni Giolitti das Amt des Ministerpräsidenten.
Nitti war in der Opposition gegen den Faschismus. 1922 legte er sein parlamentarisches Mandat aus Protest gegen die faschistische Regierung nieder. Nach zahlreichen Anfeindungen der Faschisten, die während der Wahlen von 1921 begonnen hatten, emigrierte er am 24. Juni 1924 nach Zürich. Seit 1926 lebte er in Paris und organisierte von dort aus den antifaschistischen Widerstand. 1943 wurde er von der SS verhaftet und nach Tirol (Itter, später Hirschegg) deportiert. Nitti kam erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs nach Italien zurück. Er wurde als ehemaliger Ministerpräsident, langjähriger Abgeordneter und Mitglied der Assemblea Costituente aufgrund der 3. Übergangsbestimmung der republikanischen Verfassung Mitglied des Senats.[1] Nitti war gegen die Beteiligung Italiens an der NATO.
Werke (Auswahl)
- Il socialismo cattolico (1891)
- L'Italia all' alba del secolo XX (1901)
- Principi di scienza delle finanze (1903)
- L'Europa senza pace (1921, dt. ab 1922 u. a. als Das friedlose Europa und 1923 als Europa am Abgrund)
- La tragedia dell' Europa (1923)
Literatur
- Nitti, Francesco Saverio. In: Enciclopedia Italiana, Bd. 24 Mu–Nove, Rom 1934, S. 854.
- Walter Maturi: Nitti, Francesco Saverio. In: Enciclopedia Italiana, Appendice II, Rom 1949, S. 408; Appendice III, Rom 1961 (Sterbedatum).
- Nitti, Francesco Saverio. In: Dizionario di Storia, Rom 2010.
- Roberto Artoni: Nitti, Francesco Saverio. In: Il Contributo italiano alla storia del Pensiero – Economia, Rom 2012.
- Nitti, Francesco Saverio. In: Dizionario di Economia e Finanza, Rom 2012.
- Giuseppe Barone: Nitti, Francesco Saverio. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 78: Natta–Nurra. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2013.
- Stefano Palmieri: Nitti, Francesco. In: Enciclopedia machiavelliana, Rom 2014.
Weblinks
- Francesco Saverio Nitti auf Camera dei Deputati – Portale storico (italienisch)
- Francesco Saverio Nitti auf Senato della Repubblica (italienisch)
- Nitti, Francesco Saverio. In: Enciclopedia on line. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom. Abgerufen am 25. Februar 2022.
- Zeitungsartikel über Francesco Saverio Nitti in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
- Literatur von und über Francesco Saverio Nitti in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- ↑ Scheda di attività im Webauftritt des Italienischen Senats
Personendaten | |
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NAME | Nitti, Francesco Saverio |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Politiker, Mitglied der Camera dei deputati und Ministerpräsident Italiens |
GEBURTSDATUM | 19. Juli 1868 |
GEBURTSORT | Melfi |
STERBEDATUM | 20. Februar 1953 |
STERBEORT | Rom |