Franz Paul Glass

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Franz Paul Glaß)

Franz Paul Glass, gelegentlich Glaß geschrieben (* 17. Mai 1886 in München; † 15. Februar 1964 ebenda), war ein deutscher Gebrauchsgrafiker, Maler, Illustrator und Schriftgestalter.

Leben

Franz Glass wuchs als Sohn des gleichnamigen Konditors und Hoflieferanten und dessen Ehefrau Marie, geb. Prem, in München auf. Im Schuljahr 1897/98 besuchte er die 1. Klasse des Münchner Maximiliansgymnasiums, wurde nicht versetzt und trat aus.[1] Von 1906 bis 1910 studierte er an der Kunstgewerbeschule München Figurenzeichnen und Dekoratives Malen bei Julius Diez, Technisches Zeichnen, Geometrie, Projektionslehre und Perspektive bei Max Kleiber (1850–1925), Ornament- und Naturzeichnen bei Hans Wolf (1839–1912) und Adelbert Niemeyer, nahm am „Abendakt“ bei Alois Erdelt (1851–1911) teil und hörte Vorlesungen in Kunstgeschichte und Stillehre bei Ernst Wilhelm Bredt, Hans Cornelius und Walter Riezler. Von 1909 bis 1910 hielt er sich in Italien auf. Anschließend ließ er sich als selbstständiger Maler, Grafiker, Reklamedesigner und Innenarchitekt in München nieder. 1925 heiratete er in München Maria Altmann, die Tochter eines Fußbodenlegers. Glass verstarb nach kurzer Krankheit; sein Grab auf dem Münchner Nordfriedhof wurde 1995 aufgelassen.

1914 gründete Glass mit Valentin Zietara, Friedrich Heubner, Carl Moos, Emil Preetorius, Max Schwarzer die Künstlergruppe „Die Sechs“ und gehörte auch der 1924 gegründeten zweiten Formation dieser Gruppe an. Er war Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst, der Münchner Künstlervereinigung „Der Bund“ (MKVB), der „Münchner Künstlergenossenschaft“, des Münchner Kunstvereins, des „Reichsverband bildender Künstler Deutschlands“ sowie der „Tagung für christliche Kunst München“. 1922 gehörte er dem Künstlerausschuss der Deutschen Gewerbeschau München an.

Glass entwarf Ausstellungs- und Werbeplakate, unter anderem für die Vereinigung Münchner Plakatkünstler „Die Sechs“ (1914), Luxus Automobilgesellschaft Dion Monopol (1907), Deutsche Brauereiausstellung München (1909), Alte Hausmusik – XIII. Deutsches Sänger-Bundesfest München (1912), Vergnügungspark Ausstellung (1914), A.D.A.C. – Kostüm Ball (1920), Sektkellerei Karl Schwarz, Bad Kreuznach: Haus-Marke Kloster Gold (um 1921), Deutsche Konditorei-Fachausstellung (1921), Fumaro Tabak-Gesellschaft mbH München (um 1925), Das Bayerische Handwerk (1927), Das Fest in Reklamien – Eine Nacht am Broadway, (1929), und Fördert den Luftsport (1933), sowie zahlreiche Reklamemarken für u. a. Löwenbräu München, das Kaufhaus Philipp Mendelson München, Grathwohl Zigaretten München (um 1920), Franz Kathreiners Nachfolger München oder E. Feuchtwanger, Margarine-Werke München.

Nachdem er einen der vier ersten Preise des entsprechenden Wettbewerbs gewonnen hatte, lieferte Glass 1919 Entwürfe zu einigen Werten der sogenannten Abschiedsserie, der letzten Briefmarken-Ausgabe der Bayerischen Post vom 1. April 1920.[2] 1921 gestaltete er Papiergeldgutscheine der Stadt Kahla.

Werke (Gemälde, Grafik, Illustrationen: Auswahl)

  • Die Oper, Gouache / Alte Hausmusik, Gouache auf Papier, Plakatentwurf für das XIII. Deutsche Sänger-Bundesfest, München 1912: München, Städtische Galerie.
  • August / Badegondel / Quellensee, Farbzeichnungen, Ölkreide: Münchner Jahresausstellung 1919, kgl. Glaspalast (Secession), Nr. 1427–29.
  • Quellnymphe, Ölgemälde; Prater / Eislauf / Opium, Radierungen: Münchner Kunstausstellung 1923, Glaspalast (Freie Kunstausstellung), Nr. 2487–90.
  • Textillustrationen zu Marionettentheater von Carl Niessen:, in: Velhagen & Klasings Monatshefte, 42. Jg., 1927/28, Bd. 1, S. 29 und folgende.
  • Junge Frau vor Spiegel ("Lilian Harvey"), Ölgemälde, 1930er Jahre, Privatsammlung Deutschland.
  • Familienkonzert, Ölgemälde, 1941 (Kunsthandel 2000).
  • Bildnis eines jungen Mädchens mit Blumen, Öl auf Holz, 1942 (Kunsthandel).
  • Stilleben – Blumen in Vase und Teller auf einem Tisch, 1944 (Kunsthandel 2010).
  • Stilleben mit Blumen in chinesischer Vase, 1946 (Kunsthandel).

Schriften

Datei:Glass 1.jpg
Franz Paul Glass: Typographische Zierstücke (1) für die Schriftgießerei Gentzsch & Heyse, 1912
Datei:Glass Zierstücke.jpg
Franz Paul Glass: Typographische Zierstücke (2) für die Schriftgießerei Gentzsch & Heyse, 1912

Glass entwarf typographische Zierstücke sowie mehrere nach ihm benannte Schriften, die noch heute Verwendung finden.

  • 1912: Glass antiqua, Glass Antiqua fett[3]
  • 1913: Glass Kursiv, Glass antiqua halbfett, Glass antiqua schraffiert[3]

Literatur

  • Archiv für Buchgewerbe. Band 52, Heft 7/8 (Juli–August) 1915 (Abb. 38, Löwenbräu Werbung auf S. 237 Textarchiv – Internet Archive Text S. 243).
  • Dresslers Kunsthandbuch 1921 und 1930.
  • Willy Burger: Glaß, Paul. In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 14: Giddens–Gress. E. A. Seemann, Leipzig 1921, S. 240 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Wilhelm Eeckbaum: Franz Paul Glass. Ein Münchener Gebrauchsgraphiker. In: Gebrauchsgraphik. Monatsschrift zur Förderung künstlerischer Reklame. Jg. 5, Heft 11, 1928, S. 17–29 (Digitalisat).
  • Glaß, Franz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 2: E–J. E. A. Seemann, Leipzig 1955, S. 256.
  • Dieter Emil Sdun: Pumpkin Moon & pas-des-deux. Faltblatt in handgesetzter Glass-Antiqua; dreifarbiger Holzschnitt von D. E. Sun. Schierlingspresse, Dreieich 1989.
  • Eva Anwander-Heisse: Glasmalereien in München im 19. Jahrhundert. Dissertation Universität München 1992, S. XV; Kat.-Nr. 19.164 und 11.1.
  • Horst Ludwig (Hrsg.): Münchner Maler im 19./20. Jahrhundert. Band 5: Achmann–Kursell. Bruckmann, München 1993, ISBN 3-7654-1633-9, S. ? (Abb.).
  • Glaß (Glass), Franz Paul. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 56, Saur, München u. a. 2007, ISBN 978-3-598-22796-7, S. 46.
  • Siegfried Weiß: Berufswunsch Kunst. Maler, Grafiker, Bildhauer. Ehemalige Schüler des Münchner Maximiliansgymnasiums der Jahre 1849 bis 1918. Allitera Verlag, München 2012, ISBN 978-3-86906-475-8, S. 401–405 (Abb.)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jahresbericht über das K. Maximilians-Gymnasium in München für das Schuljahr 1897/98.
  2. Zu den neuen bayerischen Postwertzeichen. In: Alexander Koch (Hrsg.): Deutsche Kunst und Dekoration. Illustrierte Monatshefte. Band 44, April-September 1920, S. 84.
  3. a b Franz Paul Glass im Klingspor-Museum. (PDF; 45 kB) Abgerufen am 12. März 2010.