Frederick Weygold

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Datei:Frederick Weygold - Die Spitze der Herde, Ölbild, vor 1936.jpg
The Vanguard of the Herd: Ein Ölgemälde von Frederick Weygold, das eine wandernde Bisonherde in der Prärie vor den Black Hills in South Dakota zeigt

Frederick Weygold (* 13. Juni 1870 in Saint Charles, Missouri; † 13. August 1941 in Louisville, Kentucky) war ein amerikanischer Maler, Fotograf und Ethnograf, der das Leben und die Kultur der nordamerikanischen Indianer hauptsächlich am Beispiel verschiedener Sioux-Stämme erforscht und künstlerisch wie wissenschaftlich dargestellt hat.

Herkunft und Entwicklung

Die Eltern von Frederick Weygold waren deutsche Einwanderer. Ursprünglich lautete sein voller deutscher Name Friedrich Heinrich Phillip Adolph Weygold. Hineingeboren in solch eine Zeit und Umgebung wie er wird sich ihm sicherlich als Kind so manches tief eingeprägt haben beim Hören der Berichte über die Indianer, die draußen in den Prärien ihre letzten Kämpfe kämpften; beim Sehen der Siedler, die mit ihren Planwagen auf dem Weg nach Westen waren. (St. Charles war der Ausgangspunkt der Boonlick Road, auf der die Siedler die großen Trails nach Oregon oder Santa Fe erreichten.) Der Vater war in der Evangelischen Kirche in Louisville Pastor. In der somit abgesicherten Existenz der Familie gab es aber einen Schatten: die schwache Gesundheit der Mutter. Deshalb wurde Frederick zur Erziehung in eine andere Familie gegeben. 1875 begann seine Schulzeit in der Blockhütte einer Dorfschule — «at a log cabin school» — in der Nähe von St. Charles. Später besuchte er eine öffentliche Schule in Louisville. Sehr bedeutungsvoll für seine Entwicklung wurde das Jahr 1885, als seine Mutter in St. Louis starb und der Vater ihn nach Deutschland schickte, wo er zuerst in Essen und dann in Duisburg ein Gymnasium besuchte. — Nach dem Abitur im Jahre 1893 kehrte er in die Vereinigten Staaten zurück. Inzwischen hatte sein Vater wieder geheiratet. Unschlüssig wohl noch im Berufsziel und väterlich gelenkt, besuchte Frederick für kurze Zeit ein presbyterianisches Seminar in Louisville. 1894 war er wieder in Europa.

In Straßburg, das damals deutsch war, begann er Neue Sprachen und Geschichte zu studieren. Als er dann irgendwann eine indianische Grammatik — eine Bilderschrift der Sioux wohl — las, wurde sein Interesse für die Ureinwohner Nordamerikas geweckt; die Eindrücke seiner Kindheit in Missouri werden dabei auch mitgewirkt haben. Weiter anregend war für ihn die Entdeckung vieler Exponate indianischer Volkskunst in europäischen Museen. Dies alles, zusammen noch mit einer künstlerischen Neigung, bestimmten ihn dazu, seine Ausbildung zu ändern. So brach er 1896 das Studium in Straßburg ab und begann ein neues zunächst an der Kunstakademie Karlsruhe und dann an der in Stuttgart, wo er 1899 den Abschluss machte. Nachdem er sich dann noch in der europäischen Kulturwelt umgesehen hatte, reiste er 1902 nach Amerika zurück.

Forschen und Schaffen

Wieder in den Staaten, besuchte Weygold, sich jetzt wohl seiner Bestimmung bewusst, die Reservate der Sioux-Indianer. Er lebte eine Zeit lang unter ihnen, um ihre Sprache zu lernen und sich mit ihrem Denken und Fühlen vertraut zu machen. Damit begann etwas, das ihn schließlich zu einem großen Kenner dieser Menschen werden ließ. Daneben setzte er seine künstlerische Ausbildung bei dem bekannten amerikanischen Maler William Merritt Chase an der Pennsylvania Academy of the Fine Arts in Philadelphia fort.

Und dann immer wieder in den Jahren seine Forschungsarbeit bei den Indianern. Bei den Sioux-Stämmen hat er wohl die meiste Zeit verbracht, vor allem bei den Oglala. Aber er besuchte auch die Cheyenne, Kiowa und die Blackfeet in Montana; vielleicht auch noch andere. Aber wo auch immer: er beobachtete das indianische Leben, schrieb, zeichnete, sprach mit den Menschen, hörte ihnen zu. Die Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte er in europäischen Fachzeitschriften und er stellte auch Sammlungen für deutsche Museen zusammen. So umfassend hatte sich vor ihm wohl noch niemand mit den Indianern beschäftigt. Zwar nahm er von ihrem früheren Leben nur noch einen Abglanz wahr, aber in den Reservaten lebten damals ja noch viele Menschen, die die alten Zeiten erlebt hatten, wie der berühmte Red Cloud, den Weygold gemalt und fotografiert hat. Dieser Häuptling und auch viele andere ältere Männer und Frauen werden ihm bestimmt noch so manches erzählt haben, was dann in seine Arbeit eingeflossen ist.

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Eines der Fotos von 1909 in Pine Ridge: Es zeigt Short Bull (Tatanka Ptechela) als «Priester» des Geistertanzes, zu dessen Anführern er früher (um 1890) gehört hatte
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Chief Red Cloud (Maxpiya Luta), Ölgemälde aus dem Jahre 1909

Um seinen kranken Vater pflegen zu können, verlegte Weygold im Jahr 1908 seinen Wohnsitz von Philadelphia nach Louisville in Kentucky. Im Sommer 1909 reiste er im Auftrag des Museums für Völkerkunde zu Hamburg nach South Dakota in die Pine Ridge Reservation zu den Oglala und machte dort viele Fotografien, die noch Jahrzehnte später dem deutschen Archäologen und Völkerkundler Wolfgang Haberland so interessant und wertvoll erschienen, dass er sie 1986 in einem Fotoband zusammen mit einem eigenen Begleittext veröffentlichte. Die Aufnahmen, nach Haberland das Kernstück des Buches, wirken sehr natürlich und nicht so gestellt wie zum Beispiel Indianer-Aufnahmen von Edward Curtis und Johan A. Jacobsen. Die unterschiedliche Ausdruckskraft der Bilder scheint mit daran zu liegen, dass Weygold damals ohne Stativ gearbeitet hat und so die Menschen recht unbefangen beim Aufnehmen gewesen sind. Zudem hat Frederick Weygold in dem Buch in einer Serie von genau 60 Bildern die uralte Zeichensprache der Indianer dokumentiert, was wahrscheinlich damals fotografisch zum ersten Mal geschehen ist. — Frederick Weygold hat auch noch bei einigen anderen Büchern mitgewirkt, die er illustriert, mit Buchschmuck versehen und zu denen er die Anmerkungen geschrieben hat. Herausgegriffen seien hier Ohijesa von Charles A. Eastman, dessen Gestaltung nur als liebevoll zu bezeichnen ist, und Natahki und ich von James Willard Schultz, wo zusätzlich und zum einzigen Male von Weygold ein Aufsatz (über die Schwarzfußindianer) angefügt worden ist.

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Ein Aquarell von Frederick Weygold, das einen Winnebago-Medizinbeutel und Cheyenne-Mokassins zeigt

In Louisville, das er bis zu seinem Tode als Wohnsitz beibehalten sollte, hat Weygold in seinem Atelier neben vielen Ölbildern auch schöne, detailgetreue Aquarelle von indianischen Gebrauchsgegenständen geschaffen. Daneben hat er die draußen bei «seinen» Indianern festgehaltenen Beobachtungen in Notizbüchern wie Skizzen usw. ausgewertet und bearbeitet. Mit dem amerikanischen Schriftsteller und Historiker Stanley Vestal hat er jahrzehntelang korrespondiert. Der Schriftwechsel ist in Original-Manuskripten in der Universität von Oklahoma einzusehen. Einige Jahre vor seinem Tod hat Weygold eine Reihe von Bildern — darunter den Red Cloud — dem Speed Art Museum in Louisville vermacht. In der Kunstszene von Kentucky ist er sehr aktiv gewesen und wenn ihn nicht Krankheiten daran gehindert haben, dann wird er wohl bis zuletzt mit seinen Arbeiten beschäftigt gewesen sein; jedenfalls hat er noch 1940 Texte für seine Bilder in einem Ausstellungskatalog geschrieben.

Literatur

  • Frederick Weygold: Das indianische Lederzelt im Königlischen Museum für Völkerkunde zu Berlin, Verlag Vieweg, Braunschweig 1903
  • Frederick Weygold: Die Hunkazeremonie, Verlag Vieweg, Braunschweig 1912
  • J. W. Schultz: Natahkí und ich. Mein Leben unter Schwarzfußindianern, Buchschmuck und Anmerkungen von Frederick Weygold, Ernte Verlag, Hamburg 1922
  • J. W. Schultz: In Natahkís Zelt. Mein Leben als Indianer, Buchschmuck und Anmerkungen von Frederick Weygold, Ernte Verlag, Hamburg 1925
  • Frederick Weygold: The Indian sign language: and, The winter count of Lone Dog, Verlag The J. B. Speed Memorial Museum, Louisville 1935–1940
  • Frederick Weygold: The Indian Collection, Verlag The J. B. Speed Memorial Museum, Louisville 1940
  • Wolfgang Haberland: Die Oglala-Sammlung Weygold im Hamburgischen Museum für Völkerkunde, Teil 1–9; Schriftenreihe: Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde Hamburg, Bände 3–4, 6–8, 10–12, 14; Hamburg 1973–1984
  • Wolfgang Haberland, Frederick Weygold: Ich, Dakota – Pine Ridge Reservation 1909, Verlag Dietrich Reimer, Berlin 1986, ISBN 3-496-01038-X
  • Charles A. Eastman: Ohijesa Jugenderinnerungen eines Sioux-Indianers, Buchschmuck und Anmerkungen von Frederick Weygold, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-458-32219-1
  • Charles A. Eastman: Winona. Indianergeschichten aus alter Zeit, Illustrationen von Frederick Weygold, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1996
  • Wiebke Ahrndt: Rote Wolke, Blaues Pferd. Bilder aus dem Leben der Sioux, Illustrationen: Frederick Weygold, Adrian Jacobsen, Bernd Jonkmanns, Verlag Christians, Hamburg 1997, ISBN 3-7672-1277-3
  • Silja Behnken: Das alte indianische Leben im Bild: Fotografien von Frederick Weygold; Schriftenreihe: Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde Hamburg, in Alt-Ägypten, Bd. 30, S. 329–345; Hamburg 2001, ISBN 3-86097-540-4
  • Stanley Vestal: Happy Hunting Grounds, Illustrationen von Frederick Weygold, Verlag University of Oklahoma Press, Norman 1975
  • Edward S. Curtis: Die Indianer Nordamerikas, Verlag TASCHEN, Köln 2005, ISBN 3-8228-4770-4
  • Christian Feest, C. Ronald Corum: Frederick Weygold. Künstler und Erforscher nordamerikanischer Indianer. ZKF Publishers, Altenstadt 2017, ISBN 978-3-9818412-1-3

Weblinks

Commons: Frederick Weygold – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien