Freiburger Stadttunnel

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Freiburger Stadttunnel

Der Freiburger Stadttunnel ist ein in Planung befindliches Projekt für die unterirdische Trassenführung der Bundesstraße 31 im Stadtgebiet von Freiburg im Breisgau. Mit der Fertigstellung des Stadttunnels soll der Streckenabschnitt der heutigen B 31 zwischen der Autobahnanschlussstelle Freiburg-Mitte und der östlichen Stadtgrenze zur Stadtautobahn A 860 hochgestuft werden.[1]

Geschichte

Im Jahr 1984 beschloss der Freiburger Gemeinderat die Trasse der B31-Ost im Freiburger Stadtgebiet, aus Kostengründen jedoch ohne einen Stadttunnel. Dennoch wurde der Abschnitt Stadttunnel im Bundesverkehrswegeplan 1985 als Planung aufgenommen, was heute dem Status weiterer Bedarf entspricht. Diese Gesamtkonzeption B31-Ost und Stadttunnel ersetzte die bisherigen Pläne zur Bundesautobahn 86 und einem Tunnel durch den Roßkopf,[2] deren Planungen bereits 1979 von Ministerpräsident Lothar Späth und Bundesverkehrsminister Volker Hauff aus Kostengründen eingestellt worden waren.[3]

Während der B31-Abschnitt Freiburg-Breisach im Bundesverkehrswegeplan 1992 als vordringlicher Bedarf enthalten war, gelang es nicht, diese Prioritätsstufe auch für den Stadttunnel zu erreichen. Grund waren die damaligen Gerichtsverfahren gegen die B31-Ost und der damit verbundene unsichere Baubeginn der Ausbaustrecke.[2]

Ende 1996 begannen die Arbeiten zwischen Kirchzarten und Freiburg, in deren Zuge der Kappler Tunnel und der Schützenalleetunnel errichtet wurden. 1999 beschloss der Gemeinderat den Bau eines Stadttunnels als vierspurige Variante in bergmännischer Bauweise und sprach sich für den anschließenden Rückbau der Dreisamuferstraßen auf zwei Fahrspuren aus. Zudem wurde die Verwaltung beauftragt, sich bei Regierungspräsidium, Bund und Land nachhaltig für die Höherstufung des Stadttunnels als Fortsetzung der B31-Ost in den vordringlichen Bedarf einzusetzen, wenn der Bundesverkehrswegeplan fortgeschrieben werden würde.[4]

Im Herbst 2002 wurde die Strecke zwischen Kirchzarten und Freiburg eröffnet. Im Bundesverkehrswegeplan 2003 vom Juli desselben Jahres wurde der zweispurige Bau des Stadttunnels in den vordringlichen Bedarf aufgenommen, während die restlichen beiden Spuren weiterer Bedarf mit Planungsrecht blieben.[5]

Am 5. Oktober 2005 erklärte Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg, dass eine Finanzierung der Planung aus Landesmitteln nicht möglich sei und das Projekt frühestens 2015 realisiert werden könne.[3] Nachdem der für den Verkehr zuständige Innenminister Heribert Rech dies im März 2006 bestätigt hatte, schlug der Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon im März 2007 vor, die Detailplanung für den Stadttunnel auf Kosten der Stadt vorzufinanzieren. Dennoch wurde der Stadttunnel zusammen mit 23 anderen Verkehrsprojekten von der Landesregierung auf Eis gelegt und von einer frühesten Realisierung ab 2025 gesprochen.[3]

Hatte noch im August 2007 das Innenministerium eine Vorfinanzierung kategorisch abgelehnt, so überzeugte der Landtagsabgeordnete Klaus Schüle im folgenden Monat Ministerpräsident Günther Oettinger vom Sinn einer Vorfinanzierung. Am 30. Juli 2009 wurde der Vertrag zur Vorfinanzierung der Entwurfsplanung unterzeichnet. Die Stadt Freiburg sollte mit rund 5 Millionen Euro die Entwurfsplanung vorfinanzieren. Die Kosten der Entwurfsplanung für den darin enthaltenen Falkensteigtunnel zur Entlastung des Buchenbacher Ortsteils Falkensteig östlich von Freiburg an der B31 würde der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald tragen.[6]

Probebohrung für den Stadttunnel in der Hildastraße (2013)
Protestbanner in der Sternwaldstraße gegen den Vollanschluss Ganterknoten

Im Februar 2012 wurde die Vorplanung für den Stadttunnel vom Regierungspräsidium abgeschlossen und dem Landesverkehrsministerium vorgelegt. Der Tunnel soll auf 1,8 Kilometern den bestehenden Schützenalleetunnels mit dem Zubringer-Mitte an der Kronenbrücke verbunden werden. Die zwei Tunnelröhren mit 13 Metern Durchmesser sollen teilweise unter der Dreisam sowie, in 15 Metern Tiefe, teilweise seitlich unter dem Flussbett verlaufen.[7] Im Mai 2012 bestätigte das Verkehrsministerium die Kosten des Tunnelbaus mit 300 Millionen Euro, wobei noch offen war, ob die Zufahrt in Höhe der Brauerei Ganter als Halbanschluss mit Zufahrt und Abfahrt auf verschiedenen Seiten oder Vollanschluss ausgeführt werden würde.[8] Um die Planung des Vollanschlusses weiterführen zu können, entstand die Überlegung, die B31 vom Autobahnkreuz bis zur östlichen Stadtgrenze als Autobahn umzuwidmen. Dadurch müsse nicht mehr die Stadt, sondern der Bund für die Mehrkosten eines Vollanschlusses aufkommen. Noch im selben Monat stimmte das Bundesverkehrsministerium diesem Vorschlag zu.[9] Außerdem führte der Entschluss dazu, dass die Vorplanung rund um die Zu- und Abfahrten neu geplant werden musste und sich die Planungskosten von fünf auf sechs Millionen Euro erhöhten.[10] Im März 2014 wurde die Vorplanung abgeschlossen und von einem frühestmöglichen Baubeginn im Jahr 2019 ausgegangen.[11]

Bereits im Sommer 2013 wurden entlang der Trasse Probebohrungen durchgeführt.[12] Zudem wurde erklärt, dass das denkmalgeschützte Dreikönigshaus dem Tunnelbau zum Opfer fallen würde.[13] Im November 2013 priorisierte die baden-württembergische Landesregierung in Zusammenarbeit mit den Kommunen eine Liste mit 160 Fernstraßenbauvorhaben, in welcher auch der Stadttunnel als A 860 aufgenommen wurde. In dieser Liste, die dem Bund für die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans im Jahr 2016 vorgelegt wurde, rangierte der Freiburger Stadttunnel auf Platz 2 der separat aufgeführten Tunnelprojekte hinter der Kernstadtentlastung Calw. Der Falkensteigtunnel, dessen Realisierung ursprünglich an die des Stadttunnels gekoppelt werden sollte, befand sich hingegen auf dem sechsten von sieben Plätzen. Weil der Falkensteigtunnel auch im Bundesverkehrswegeplan 2030 nicht erwähnt wird,[14] stehen seine baldigen Realisierungschancen damit schlecht.

Im Januar 2016 wurde die Kostenschätzung für den Stadttunnel von 300 auf 325 Millionen Euro erhöht.[15] In dem im März 2016 vorgestellten Entwurf des Bundesverkehrswegeplans 2030 ist der Stadttunnel als A 860 im vordringlichen Bedarf mit einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,9 und einer hohen städtebaulichen Beurteilung eingestuft.[14] Damit ist die Realisierung des Projekts bis zum Jahr 2030 wahrscheinlich geworden.[16] Die Bauzeit wird auf 6 bis 7 Jahre geschätzt.[7] Im Sommer 2017 hat das Bundesverkehrsministerium den Plänen einschließlich des Vollanschlusses bei der Brauerei Ganter zugestimmt. Nun will die Stadt mit der Bürgerbeteiligung beginnen.[17]

Anfang August 2020 teilte das Regierungspräsidiums mit, dass die Planungen wohl erst 2023 abgeschlossen werden können. Die Zuständigkeit für den Tunnel ging zum 1. Januar 2021 an Die Autobahn GmbH des Bundes über. Der Sitz der Freiburger Außenstelle ist an der Heinrich-von-Stephan-Straße 17 im Büroneubau „Milestone 2“.[18] Ursprünglich sollte der endgültige Entwurf, den der Bund genehmigen muss, 2021/2022 fertig sein. Jetzt wird mit 2023 gerechnet. Das städtische Baudezernat prüft die mögliche Gestaltung der oberirdischen Verkehrsführung und der öffentlichen Räume. Der Gemeinderat sollte sich im Juni auf zwei Varianten als Diskussionsgrundlage festlegen Jetzt wird es erst 2021 soweit sein. Im September 2020 sollte die Bürgerbeteiligung, die wegen der Corona-Pandemie ins Stocken geraten war, wieder aufgenommen werden.[19]

2017 gab es an der Fakultät Architektur des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) einen Wettbewerb, bei dem Studierende mit Fokus auf die Dreisam Pläne für eine Gestaltung von Kaiser-, Kronen- und Schwabentorbrücke sowie dem Ganter-Areal nach dem Bau des Stadttunnels entwarfen. Elf Pläne waren damals in der Stadthalle zu sehen. Zum Stadtjubiläum 2020 sollten sie mit Modellen und Fotomontagen verständlicher präsentiert werden. Aufgrund der Pandemie wurden sie erst im September 2021 im Zentrum Oberwiehre (ZO) gezeigt.[20]

Kritik

Gegner des Tunnelprojekts kritisieren den projektierten Tunnelbau als „kurzsichtigen“ und „unzeitgemäßen“ Ansatz zur Lösung der Verkehrsproblematik an der B31. „Ein schleichender, jedoch bereits gut sichtbarer Ausbau zu einer Schwarzwaldautobahn“ sei für die Straße insgesamt im Gange. Durch den Tunnelbau werde die B31 zusätzlich attraktiv gemacht und es werde noch mehr Schwerlast-Transitverkehr angezogen, der für die weiteren Anlieger stärkere Belastungen nach sich ziehen würde. Autobahnvollanschlüsse mitten in der Stadt an der Ganterbrauerei und an der Kronenbrücke würden zusätzliche Verkehrsprobleme schaffen. Der „tägliche Dauerstau von Sattelschleppern, LKW und Pendlern auf der B31“ würde durch den Tunnel lediglich nach Osten verlagert.[21] Eine Gruppe von Kritikern um Beatrix Tappeser, Volker Finke und Wilfried Telkämper fordert u. a. ein Klimagutachten für den Tunnel[22] und ein Lkw-Transitverbot im Höllental.[23]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das lange Warten auf die A 860. (Nicht mehr online verfügbar.) In: chilli-freiburg.de. Archiviert vom Original am 27. September 2013; abgerufen am 18. März 2016.
  2. a b 4. Sitzung des Gemeinderates (öffentlich/nichtöffentlich), Beschluss vom 25. März 2003
  3. a b c Uwe Mauch: Stadttunnel-Chronik ab 1979, Badische Zeitung vom 31. Januar 2008, abgerufen am 18. Juni 2012
  4. 10. Sitzung des Gemeinderates (öffentlich/nichtöffentlich) Beschluss vom 27. Juli 1999
  5. gernot-erler.de: Erler: Region Freiburg profitiert von Bundesverkehrswegeplan. Pressemeldung vom 2. Juli 2003, abgerufen am 18. Juni 2012
  6. Karl-Heinz Zurbonsen: Freiburg: Freiburger Stadttunnel wird konkret | SÜDKURIER Online. In: SÜDKURIER Online. Abgerufen am 18. März 2016.
  7. a b Uwe Mauch: Freiburg: Trasse für den Stadttunnel steht. Badische Zeitung vom 11. Februar 2012, abgerufen am 18. Juni 2012
  8. Uwe Mauch: Freiburg: Planungen: Verkehrsministerium akzeptiert Stadttunnel-Kosten. Badische Zeitung vom 6. Mai 2012, abgerufen am 18. Juni 2012
  9. freiburg.de: B 31 wird mit Stadttunnel zur Autobahn (Memento vom 24. Februar 2018 im Internet Archive). Pressemeldung vom 21. Mai, abgerufen am 18. Juni 2012
  10. Uwe Mauch: Freiburg: Zu- und Abfahrten bei Ganter: Stadttunnel-Planung kostet eine Million mehr und dauert länger, Badische Zeitung, 28. Januar 2013, abgerufen am 24. März 2013
  11. Joachim Röderer: Freiburg: Verkehr: Planung des Freiburger Stadttunnels macht Fortschritte. In: www.badische-zeitung.de. Abgerufen am 18. März 2016.
  12. Freiburg: Schwarzwaldstraße: 70 Meter tiefe Bohrungen als Voruntersuchungen für den Stadttunnel. Abgerufen am 21. August 2013.
  13. Uwe Mauch: Freiburg: Planungen B31: Ein Haus muss für den Freiburger Stadttunnel weichen, Badische Zeitung, 28. Juni 2013, abgerufen am 11. November 2013
  14. a b BVWP Gesamtplanentwurf (nicht barrierefrei). (PDF; 6,9 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, März 2016, S. 79, archiviert vom Original am 16. März 2016; abgerufen am 18. März 2016.
  15. Uwe Mauch: Freiburg: Stadttunnel: Planer finden oberirdisch neue Wege für Radler und Fußgänger. In: www.badische-zeitung.de. Abgerufen am 18. März 2016.
  16. Uwe Mauch: Freiburg: Bundesverkehrswegeplan: Freiburger Politiker sehen jetzt realistische Chancen, den Stadttunnel zu verwirklichen. In: www.badische-zeitung.de. Abgerufen am 18. März 2016.
  17. Joachim Röderer: Freiburger Stadttunnel kann samt Vollanschluss kommen. Badische Zeitung, 11. Juli 2017, abgerufen am 12. Juli 2017.
  18. Kontakt Niederlassung Südwest und Außenstellen. Die Autobahn GmbH des Bundes, abgerufen am 22. September 2021.
  19. Uwe Mauch: Der Freiburger Stadttunnel soll mehr Verkehrsentlastung bringen als erwartet. Badische Zeitung, 3. August 2020, abgerufen am 7. August 2020.
  20. Greta Zieger: Wie könnte die Dreisam nach dem Bau des Freiburger Stadttunnels aussehen? Badische Zeitung, 22. September 2021, abgerufen am 22. September 2021.
  21. Infoblatt_Statttunnel. (PDF; 2,84 MB) Initiative Statt Tunnel Freiburg, 1. Oktober 2021, abgerufen am 16. März 2022.
  22. Uwe Mauch: Experte des BUND hält Freiburger Stadttunnel für einen Klimakiller. In: Badische Zeitung. 16. März 2022 (badische-zeitung.de [abgerufen am 16. März 2022]).
  23. Nadine Klossek-Lais: Kein Durchkommen. Gruppe prominenter Freiburger um Volker Finke setzt sich für ein Transitverbot im Höllental ein. In: Badische Zeitung, Ausgabe Hochschwarzwald. 22. Februar 2022, S. 17 (badische-zeitung.de [abgerufen am 16. März 2022]).