Friedhofskapelle
Eine Friedhofskapelle beziehungsweise Friedhofskirche ist ein zu gottesdienstlichen oder Bestattungszeremonien bestimmter Kirchenbau auf einem Friedhof. Die Kirchen sind in selteneren Fällen vollwertige Kirchen (im sakralen Sinne), dienen also im Allgemeinen speziell den Begräbnisfeierlichkeiten, nicht allgemeinen Gottesdiensten.
Gelegentlich werden daneben auch Trauerhallen, die keinen kirchlichen Charakter haben, als Friedhofskapellen bezeichnet.
Geschichte
Die Vorläufer der Friedhofskapellen befinden sich nördlich der Alpen seit der Romanik schon als zweigeschossige Bauten. Das Untergeschoss diente der Aufbewahrung ausgegrabener Gebeine (Karner, Beinhaus, Ossuarium), das Obergeschoss als Altarraum für Totenmessen. Diese Bauformen waren im Alpenraum häufig anzutreffen, gerieten aber mit der Zeit außer Gebrauch.
Friedhofskapellen im heutigen Sinn entstanden seit dem 18. Jahrhundert allmählich mit der Abschaffung des von den um die Ortskirchengebäude gruppierten Kirchenfriedhofs (Kirchhof) und der damit verbundenen Verlagerung der Bestattungsplätze in vom Ort entfernter gelegene Friedhöfe. Das Abhalten von Trauer- und Bestattungszeremonien im Ort bzw. im Wohnhaus ging zurück, so dass sich die Notwendigkeit der Schaffung besonderer zweckbestimmter Räumlichkeiten für die Bestattungsfeierlichkeiten ergab. Es entfaltete sich eine Vielfalt von Bauwerken nach dem jeweiligen Stil der Zeit. Mitunter wurden vorhandene ältere Gebäude umgewidmet.
Beispiele
Beispiele bedeutender Friedhofskapellen oder -kirchen sind:
Deutschland
- Altenburger Friedhofskapelle (1897, siehe Gustav Oßwald)
- Friedhofskirche St. Stephanus in Aachen-Kornelimünster
- Friedhofskirche St. Michael in Bad Griesbach im Rottal
- Friedhofskapelle Bebertal
- Friedhofskapelle (Böckingen)
- Evangelische Friedhofskirche St. Georgen Braunfels
- Friedhofskapelle (Rheydt)
- Friedhofskapelle (Mönchsondheim)
- St. Peter und Paul (Mönchsroth)
- Friedhofskirche (Stammbach)
- Kombinierte Kirche und Friedhofskapelle Veldrom
- Friedhofskapelle zu den Vierzehn Nothelfern (Welden)
- Christenruhkapelle in Windsbach
Frankreich
- Friedhofskapelle Chambon-sur-Lac, 10. und 12. Jahrhundert
- Friedhofskapelle von Montrol-Sénard
Österreich
- Romanischer Karner von Mistelbach an der Zaya, erbaut um 1200, Tympanonfeld
- Karner in Hartberg, zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, prototypischer spätromanischer Zweigeschoßbau, Wandmalereien
- Magdalenenkapelle Hall in Tirol, spätes 12. Jahrhundert, älteste Friedhofskapelle Tirols
- Michaelskapelle der Pfarrkirche Axam, Anfang 14. Jahrhundert
- Friedhofskapelle Maria Alm, gotische Wegkapelle mit Wandmalereien
- Friedhofskapelle Schwaz, 1504–1506 durch Christoph Reichartinger errichtet, spätgotischer Flügelaltar (vor 1511) von Christoph Scheller von Memmingen[1]
- Friedhofskapelle Peggau, Ende 15./Anfang 16., bedeutende Wandmalereien[2]
- Friedhofskapelle Pinkafeld, 1779, Malereien von Eduard Steinle
- Friedhofskapelle Ledenitzen am Faakersee, Glasfenster von Valentin Oman
- Friedhofskirche hl. Michael in Rankweil
- Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus, Wien
Schweiz
- Liebfrauenkapelle Rapperswil
- St. Ursula-Kapelle in Rapperswil-Kempraten
Siehe auch
Literatur
- Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Friedhofskapellen (PDF; 450 kB), Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Kultur
- Wolfgang Westerhoff: Karner in Österreich und Südtirol. Niederösterr. Pressehaus, St. Pölten-Wien 1989, ISBN 3-85326-891-9
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Schwaz, Friedhofskapelle hll. Michael und Veit (Memento des Originals vom 29. April 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Denkmal des Monats, September 2006, Bundesdenkmalamt
- ↑ Peggau, Friedhofskapelle, Bundesdenkmalamt