Friedrich-Joseph von Brühl

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Maria Friedrich-Joseph Hubertus Michael Rupert Graf von Brühl (* 27. März 1875 in Pförten; † 24. Januar 1949 in Herten) war erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses und Fideikommissherr.

Familie und Leben

Brühl entstammte dem eines alten sächsisch-thüringischen Adelsgeschlechts mit Stammhaus auf Gangloffsömmern in Thüringen, das vor allem in Sachsen zu Macht und Einfluss geraten war. Die im Familienbesitz befindliche Standesherrschaft Pförten geriet als Folge des Siebenjährigen Krieges in preußisches Hoheitsgebiet, blieb aber im Besitz der Familie und begründete den Anspruch auf einen erblichen Sitz im preußischen Herrenhaus.

Er[1] war der Sohn von Friedrich-Franz Graf von Brühl (1848–1911) und erbte nach dem Tod seines Vaters als ältester Sohn dessen Besitzungen, darunter zählten neben der früheren Standesherrschaft Forst und Pförten auch Güter in Straußfurt, Oegeln, Kummeltitz,[2] Weltho und Mehlen im Kreis Guben.

Graf von Brühl war um 1900 Leutnant[3] im 1. Garde-Dragoner-Regiment „Königin Victoria von Großbritannien und Irland“ zu Berlin. Er wohnte damals gleich neben der Kaserne.[4] Später wurde er Rittmeister. Nach dem Ersten Weltkrieg war Franz kurzzeitig Mitglied der zu jener Zeit noch kleinen Deutschen Adelsgenossenschaft, Landesabteilung Frankfurt a. O.[5] und wird im Mitgliederverzeichnis als Rittmeister d. R. a. D. betitelt. Er nimmt nachfolgend in den 1930er Jahren auch an keinen nennenswerten Reserveübungen des 9. Kavallerie-Regiments in Fürstenwalde mehr teil, welches die Tradition der Dragoner übernahm. Das ist aber in der Verhaltensweise bei großen Standesherren durchaus üblich gewesen.

Brühl war seit 1903 mit Mathilde Freiin von Twickel (* 30. März 1877; † 23. Oktober 1957) verheiratet. Das Ehepaar[6] hatte fünf Töchter, und den Sohn Maria Friedrich August Franziskus Hubertus Benedikt Johannes, genannt Friedrich-August von Brühl.

Der Landesdirektor der preußischen Provinz Brandenburg ernannte ihn am 6. März 1920 zum Preußischen Provinzialrat.[7]

Für die Phase kurz vor der großen Wirtschaftskrise 1929/1930, die auch die großen Begüterungen in enorme Schwierigkeiten brachten, liegen die Daten für den gesamten Besitz des Grafen Brühl-Pförten vor.[8] Das Besitztum umschloss die Standesherrschaft Forst-Pförten, zusammen auf 20625 ha, mit Wirtschaftshöfen, Vorwerken, Schäfereien und Gütern, sämtlich geleitet von mehreren Verwaltern, davon die 17000 ha der Waldreviere, geführt von einem Oberförster und einem Forstmeister. Dieser Bereich lag im Kreis Sorau. Im Kreis Guben gehörten die Rittergüter Cummeltitz, Oegeln mit Welto und Mehlen noch dazu, etwa 1912 ha.

Friedrich-Joseph von Brühl war neben Fürst Solms-Baruth, Graf Arnim-Boitzenburg und Graf von der Schulenburg-Lieberose einer der größten Grundbesitzer in der Mark Brandenburg.[9] Mathilde Gräfin Brühl-Pförten lebte zum Schluss zurückgezogen auf Schloss Herten in Westfalen, einem sonst nicht mehr genutzten Herrenhaus.

Literatur

  • Vincenz Czech, Christiane Salge: Pförten (Brody). In: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883), Bd. 2, Katalog, hrsg. von Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz, Nicolai Verlag, Berlin 2000, S. 437–442, ISBN 978-3-875-84024-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der im Ehrenschutzbunde des Deutschen Adels vereinigten Verbände. A. Deutscher Uradel. 1930. In: "Der Gotha" Standardwerk der Genealogie. Vorgänger des GHdA und des GGH. 103. Auflage. Justus Perthes, Gotha Oktober 1929, S. 123–125 (d-nb.info [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
  2. Oskar Köhler, Kurt Schleising: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. VII. Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch der Provinz Brandenburg. 1923. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz von 30 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Provinzialbehörden und des Brandenburgischen Landbundes nach amtlichen Quellen und auf Grund unmittelbarer Angaben bearbeitet (Hrsg.): Standardwerk Land-und Forstwirtschaft, vorletzte Ausgabe. 3. Auflage. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1923, S. 146 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
  3. Rang- und Quartier-Liste der Königlich-Preußischen Armee und des XIII. (Königlich-Württembergischen) Armeekorps für 1900. Mit Dienstalters-Listen der Generalität und der Stabsoffiziere und einem Anhange enthaltend die Kaiserlichen Schutztruppen. Nach dem Stande vom 7. Mai 1900. In: Redaktion: Die Königliche Geheime Kriegs-Kanzlei (Hrsg.): RQL Heer. Ernst Siegfried Mittler & Sohn, Berlin 1900, S. 324–325 (bsb-muenchen.de [abgerufen am 6. Oktober 2021]).
  4. Brühl. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1900, Teil 1, S. 185.
  5. vgl.: Deutsche Adels=Genossenschaft, Schriftführeramt (Hrsg.): Kalender der Deutschen Adelsgenossenschaft 1922. Wirtschaftsbund für den Deutschen Adel E.G.M.B.H., Berlin 1922, S. 125 (kit.edu [abgerufen am 6. Oktober 2021]).
  6. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. A. Uradel. 1942. In: Letzte Ausgabe des Gotha. 115. Auflage. Justus Perthes, Gotha 22. Oktober 1941, S. 125 (google.de [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
  7. Amtsblatt der Regierung zu Potsdam, 1920, S. 120.
  8. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adressbücher, Band VII, Provinz Brandenburg, 1929. Landwirtschaftliches Adreßbuch. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde (Hrsg.): GÜB. Letztausgabe. 4. Auflage. VII für Brandenburg-Reihe-Niekammer. Niekammer Adressbuch-Verlag G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 209–276 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
  9. Theodor Häbich: Deutsche Latifundien, Bericht und Mahnung. 3. Auflage. W. Kohlhammer, Stuttgart 1947, S. 121 (d-nb.info [abgerufen am 5. Oktober 2021]).