Friedrich Lesenberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Paul TischbeinPorträt J. F. W. Lesenberg (Lithographie)

Johann Friedrich Wilhelm Lesenberg (* 21. September 1802 in Ludwigslust; † 2. September 1857 in Rostock) war ein deutscher Mediziner, Stadtphysicus in Rostock und Zeichner.

Leben

Friedrich Lesenberg war ein Sohn des Ludwigsluster Rektors und späteren (seit 1805) Pastors in Hanstorf, (Joachim) Christian Lesenberg (1763–1810)[1][2] und dessen Frau Ilsabe Auguste, geb. Studemund (1762–1816), Tochter des Pastors in Dobbertin. Er studierte ab 1821 Medizin an der Universität Rostock. Hier schloss er sich dem Corps Vandalia Rostock an.[3] Nach der Promotion am 19. Mai 1827 wurde er in Rostock als praktischer Arzt tätig. Am 14. April 1828 erhielt er die Rezeption und die Zulassung als Privatdozent (Venia Legendi). Er wirkte dann ab 1830 auch als Privatdozent an der Rostocker Universität, wo er Vorlesungen in Encyklopädie und Methodologie der Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe gab.[4] Am 8. Mai 1840 wurde er zum Rostocker Stadtphysicus ernannt, womit ihm die Aufsicht über das städtische Gesundheitswesen oblag.

Selbstbildnis mit Kindern (Tusche, Feder, Blei)

Friedrich Lesenberg war neben seinen medizinischen Tätigkeiten auch künstlerisch als Maler und Zeichner aktiv. Er war kein professioneller Künstler, über den künstlerischen Werdegang ist nichts bekannt. Ob die Nähe zur berühmten, auch in Rostock vertretenen Künstlerfamilie Tischbein um August Tischbein und dessen Sohn Paul ihn inspirierte, kann nur vermutet werden. Sein zeichnerisches Werk, zunächst nur für die Familie und enge Freunde gedacht, kam erst als Nachlass Mitte des 20. Jahrhunderts in den Besitz des Rostocker Museums.[5] Das Werk ist für die Volkskunde von Interesse, da er in seinen mehrheitlich als Federzeichnungen ausgeführten Genreszenen die damaligen Lebensgewohnheiten und das Alltagsleben akribisch festhielt. Daneben schilderte er immer wieder die Landschaft um Rostock und die Ostseeküste um Warnemünde. Diese detailreich mit Bleistift, Feder oder Pinsel gestalteten Bilder lassen sich immer lokalisieren. Auch die zahlreichen Schiffsbilder sind sehr exakt ausgeführt und zeugen von einem gründlichen Studium der Schiffskörper und Takelagen.

Friedrich Lesenberg heiratete am 18. Mai 1829 Dorothea Charlotte Albertine Ahlers, Tochter des Rostocker Ratskellermeisters. Der Ehe entstammten fünf Kinder; (Sigismund Leopold) Wilhelm (1830–1916), Luise Auguste Johanna (1832–1915), Otto (Christian Ludwig) (1833–1914), Carl Christian Ernst (1834–1914) und Emma Auguste Bertha (* 1843).[6] Der älteste Sohn Wilhelm wurde ebenfalls Mediziner und Nachfolger seines Vaters als Rostocker Stadtphysicus. Otto Lesenberg wurde Betriebsdirektor der Städtischen Gas-Anstalt in Rostock.[7] Die Familie Lesenberg wohnte in den ersten Ehejahren Bei der Marienkirche 12, ab 1838 in der Wokrenterstraße 36, Ecke Pläterstraße und ab 1844 Am Burgwall 41.[5]

Friedrich Lesenberg verstarb im September 1857 wenige Tage vor seinem 55. Geburtstag.

Werke (Auswahl)

Schriften
  • De Mutata Morbi Venerei Natura Animadversiones. Sectio I. (Dissertatio Quam Pro Venia legendi), Adler, Rostock 1830.
  • De Staphyloraphia Quaedam. (Dissertatio Inauguralis Medico-Chirurgica), Adler, Rostock 1827.
Warnemünder Fischer-Jolle auf der Fahrt nach Rostock […] (Federzeichnung)
Bilder
  • Eine Gardinenpredigt. 1829/30, braunlavierte Federzeichnung
  • Selbstbildnis mit Kindern. Tuschezeichnung mit Feder und Blei
  • Dorfstraße in Biestow. 1837, Feder
  • Fischerhaus an der Warnow: Feder
  • Die Schlittenfahrt. 1835, Feder
  • Der an Bord gebrachte Lotse führt die Brigg in den Hafen von Warnemünde. um 1836, Feder
  • Warnemünder Fischer-Jolle auf der Fahrt nach Rostock, in der Höhe von Langenort kreuzend. um 1835, Feder[5]

Ausstellungen

  • 1948: Wilhelm Lesenberg. Museum der Stadt Rostock, Juli – August 1948
  • 1989: Friedrich Wilhelm Lesenberg. Kulturhistorisches Museum Rostock – Grafikkabinett, Februar – April 1989
  • 1996: Dr. W. Lesenberg – Rostocker Arzt und Künstler. Kulturhistorisches Museum Rostock – Grafikkabinett, Sept. 1996 – Jan. 1997[8]

Literatur

  • Gustav Willgeroth: Die mecklenburgischen Ärzte von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Verlag der Landesgeschäftsstelle des Mecklenburgischen Ärzteverbundes, Schwerin 1929, S. 253 (Digitalisat RosDok).
  • Johann Joachim Bernitt: Wilhelm Lesenberg (1802–1857), ein Rostocker Arzt und Künstler. Kulturhistorisches Museum, Rostock 1988, ISBN 3-910065-00-7.

Weblinks

Commons: Friedrich Lesenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Herzoglich-Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender. Jg. 1804, Verlag der HofBuchdruckerey, Schwerin (Volltext in der Google-Buchsuche).
  2. Gustav Willgeroth: Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren seit dem dreißigjährigen Kriege. Mit Anmerkungen über die früheren Pastoren seit der Reformation. 1. Band, Selbstverlag des Verfassers, Wismar 1924, S 215 (Digitalisat RosDok).
  3. Kösener Corpslisten 1910, 185, 79 und 101.
  4. Universität Rostock. Verzeichniss der Vorlesungen, welche auf der Grossherzoglichen Universität daselbst im Sommer-Semester 1853 vom 15. April an gehalten werden. In: Akademische Monatsschrift. Centralorgan für die Gesammtinteressen deutscher Universitäten. Verlag von Herm. Bethmann, Leipzig 1853, S. 101–102 (archive.org)
    Weitere Angaben: Verzeichnis der Universitätslehrer, S. 233 – Vorlesungen im Wintersemester 1853/54, S. 372–373.
  5. a b c Johann Joachim Bernitt: Wilhelm Lesenberg (1802–1857), ein Rostocker Arzt und Künstler. Kulturhistorisches Museum, Rostock 1988, ISBN 3-910065-00-7.
  6. Genealogie zu Friedrich Lesenberg
  7. Otto Lesenberg: Die städtische Gas-Anstalt [Rostock]. In: Festschrift der XXVI. Versammlung des Deutschen Vereins für Öffentliche Gesundheitspflege gewidmet von der Stadt Rostock. Adlers Erben, Rostock 1901. S. 134–147 (Digitalisat rosDok)
    Stadtwerke historisch. In: InBöter 65. Kundenzeitschrift der Stadtwerke Rostock AG., 13. Jahrgang, Februar 2009, S. 8.
  8. Ausstellungsverzeichnis Kulturhistorisches Museum Rostock, Stand: April 2019, S. 21,29,64 (PDF).