Friedrich Rosenthal (Regisseur)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Friedrich Rosenthal (geboren als Jaques Rosenthal am 20. Juli 1885[1] in Wien, Österreich-Ungarn; gestorben nach dem 21. August 1942 im KZ Auschwitz) war ein österreichischer Regisseur und Dramaturg.[2]

Leben und Werk

Rosenthal war Theaterhistoriker, Dramaturg und Regisseur. Er arbeitete sowohl für das Theater als auch für den Stummfilm.

Er wurde als Sohn eines Kaufmanns in Wien geboren und studierte von 1902 bis 1904 an der Technischen Hochschule Wien, danach bis 1910 Philosophie an der Universität Wien. Parallel dazu besuchte er die Schauspielschule an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien. Seine Studien setzte er in Heidelberg fort, parallel dazu soll er von 1910 bis 1912 als Schauspieler bzw. Dramaturg am Großherzoglichen Hof- und Nationaltheater in Mannheim verpflichtet gewesen sein. Von 1913 bis 1929 wirkte er als Dramaturg und Regisseur am Deutschen Volkstheater in Wien. Dort inszenierte er vor allem Dramen Grillparzers, deutsche Klassiker und Volksstücke.

1920 gründete Rosenthal im Auftrag des Unterrichtsministeriums die erste staatliche Wanderbühne in Österreich. Er verwirklichte damit einerseits eine Idee des Architekten Adolf Loos (1870–1933), andererseits die Forderung nach einer Dritten Bühne, bespielt von Burg und Oper, „um Arbeitern, Beamten und dem so genannten Mittelstand den Besuch der Vorstellungen zu ermöglichen, ohne die ständig steigenden Eintrittspreise bezahlen zu müssen.“[3]

Von 1927 bis 1931 hatte er einen Lehrauftrag für Geschichte der Bühnenkunst an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien. Ab 1932 war er als Dramaturg, artistischer Sekretär und Regisseur am Burgtheater engagiert.[4] Dort führte er in 26 Neuproduktionen Regie. Unmittelbar nach der Annexion Österreichs wurde er – ebenso wie die Schauspieler Fritz Blum, Fritz Strassny, Hans Wengraf sowie deren Kollegin Lilly Karoly – „beurlaubt“.[3] Mit Wirkung von 30. April 1938 wurden auch seine Bezüge eingestellt. Er ging ans Volkstheater und wurde auch dort von den Nationalsozialisten entfernt. Daraufhin flüchtete er nach Frankreich, wo er nach dem Einmarsch der deutschen Truppen von der Gestapo verhaftet und schließlich ins KZ Auschwitz deportiert und ermordet wurde.

Rosenthal heiratete am 20. Juni 1920 mit der Tänzerin Gertrud Bodenwieser (1890–1959), die mit einigen ihrer Schülerinnen rechtzeitig nach Kolumbien flüchten konnte und die sich später in Australien niederließ, wo sie auch verstarb. Sie überlebte die Zeit des Nationalsozialismus.

Filme

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "Österreich, Niederösterreich, Wien, Matriken der Israelitischen Kultusgemeinde, 1784-1911," database with images, FamilySearch (https://familysearch.org/ark:/61903/3:1:33S7-8B2H-BJ9?cc=2028320&wc=4692-D6H%3A344266801%2C344266802%2C344443701 : 20 May 2014), Wien (alle Bezirke) > Geburtsbücher > Geburtsbuch K 1885-1886 > image 78 of 299; Israelitischen Kultusgemeinde Wien (Jewish Community of Vienna) Municipal and Provincial Archives of Vienna, Austria.
  2. AEIOU nennt den 20. Juli 1885 als Geburtsdatum, das Lexikon deutsch-jüdischer Autoren hingegen den 21. Juli.
  3. a b Oliver Rathkolb: Mythos Burgtheater. In: Von welchem Theater träumen wir? (Memento des Originals vom 26. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.burgtheater.at, Jubiläumskongreß anlässlich von 125 Jahren Haus am Ring 1888–2013, Burgtheater Wien, 11. bis 13. Oktober 2013
  4. Eintrag zu Friedrich Rosenthal (Regisseur) im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)