Fritz Hartmann (Mediziner, 1920)
Fritz Hartmann (* 17. November 1920 in Osterfeld (Oberhausen); † 10. Februar 2007 in Hannover) war ein deutscher Arzt, Medizinhistoriker[1] und Begründer der wissenschaftlichen Rheumatologie als einer eigenständigen medizinischen Disziplin in Deutschland.
Leben
Fritz Hartmann studierte Psychologie, Philosophie und Medizin. 1945 wurde er an der Universität Göttingen promoviert; 1950 habilitierte er sich mit der Schrift zum Thema „Störungen der Leberfunktion“.
1956 erhielt er einen Ruf als Ordinarius an die Universität Marburg. Dort war er Direktor der Medizinischen Poliklinik und ab 1957 als außerordentlicher, ab 1958 als ordentlicher Professor tätig.
Im Jahre 1961, als erstmals der Gründungsausschuss für die zu gründende Medizinische Hochschule Hannover (MHH) zusammentrat, übernahm er dort eine beratende Funktion. Nach dem Gründungsrektor Rudolf Schoen folgte er im Jahr 1965 dem Ruf an die MHH als erster gewählter Rektor (1967 bis 1969) und Leiter der internistischen Klinik, die noch viele Jahre im Krankenhaus Oststadt untergebracht war. Hartmann leitete später im Zentrum für Innere Medizin und Dermatologie die Abteilung für Krankheiten der Bewegungsorgane und des Stoffwechsels, sowie daneben das Seminar für Geschichte, Theorie und Wertelehre der Medizin bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1988.[2]
Seine besonderen Arbeitsgebiete waren die Rheumatologie, Fragen der Inneren Medizin und der Hepatologie. Im Rahmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DGF) nahm er Aufgaben als Senator und Mitglied des Hauptausschusses wahr, wobei er für 15 Sonderforschungsbereiche der Medizin als Berichterstatter wirkte.
Wirken
Als erster widmete er sich dem Ausbau der Rheumatologie als eigenständiger medizinischer Disziplin, wobei er erreichte, dass in der DFG ein Sonderforschungsbereich eingerichtet wurde, der sich auf die Rheumatologie konzentrierte. Auf seine Initiative hin wurden auch, von Hannover ausgehend, in Deutschland Regionale Rheumazentren aufgebaut. An der MHH erreichte er den Aufbau eines Instituts für Medizingeschichte. Auf seine Bemühungen hin wurde auch in Hannover das zerstörte Wohnhaus von Leibniz wieder aufgebaut, das als Begegnungszentrum für Wissenschaftler dient.
Auszeichnungen (Auswahl)
- Träger des Niedersächsischen Verdienstordens
- Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (seit 1982)
- Officier dans l'Ordre Académiques
- Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
- 1960: Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie
- 1970: 2. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin
- Ehrenmitglied der Schweizer Gesellschaft für Rheumatologie und physikalische Medizin
Schriften (Auswahl)
- Der ärztliche Auftrag: Die Entwicklung der Idee des abendländischen Arzttums aus ihren weltanschaulich-anthropologischen Voraussetzungen bis zum Beginn der Neuzeit, Göttingen – Berlin – Frankfurt 1956.
- Medizin. Das Fischer Lexikon. 3 Bände mit Johannes Linzbach und Rudolf Nissen, Fischer, Frankfurt am Main 1959.
- Klinisches und sozialwissenschaftliches Curriculum an der medizinischen Hochschule Hannover, Hochschuldidaktische Materialien Nr. 31, mit Manfred Pflanz, 1971.
- Biopolymere und Biomechanik von Bindegewebssystemen, mit Christoph Hartung und Henning Zeidler, Berlin – Heidelberg – New York 1974.
- Connective Tissues: Biochemistry and Pathophysiology mit Reinhard Fricke, New York 1974.
- Einleitung in das Studium der Heilkunde, Hannover MHH 1975.
- 150 Jahre Ärzteverein Hannover. Stadt- und Ärztebilder dieser Zeit. Eine Festschrift er hannoverschen Bezirksstelle der Ärztekammer Niedersachsen mit Walther Ruge und Hans Kaspar Büscher, Hannover 1979.
- Patient, Arzt und Medizin. Beiträge zur ärztlichen Anthropologie, Göttingen 1984.
- Der Teil und das Ganze im Blickfeld des Arztes, Stuttgart 1988.
- Praktische Rheumatologie: Grundlagen, Allgemeine Diagnostik, Therapie mit Alfred Wittenborg und Hennig Zeidler, München 1988, ISBN 3-541-12391-5.
- Klinik der Gegenwart. Handbuch der praktischen Medizin, 12 Bände + Registerband mit Hans Erhard Bock und Wolfgang Gerock als Hrsg., München, Wien, Baltimore 1985–1990.
- Klassiker der Medizin II. Von Philippe Pinel bis Viktor von Weizsäcker, 2 Bände mit Dietrich von Engelhardt, München 1991.
- Mit der Krankheit leben. Über Lebenswert und Würde chronisch kranker Menschen, Passau 1996, ISBN 3-927575-52-6.
Literatur
- Mitteilungen der Viktor von Weizsäcker Gesellschaft: Fritz Hartmann (1920–2007). Fortschr Neurol Psychiat 2008; 76: 747–753
Weblinks
- Literatur von und über Fritz Hartmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): MHH trauert um Professor Fritz Hartmann. 14. Februar 2007.
- Hartmann, Fritz. Hessische Biografie. (Stand: 23. Januar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Heiner Raspe, Henning Zeidler: Prof. Dr. med. Fritz Hartmann (17.11.1920-10.2.2007). (Nachruf)
Einzelnachweise
- ↑ Fritz Hartmann: Gedenken und Dank an Heinrich Schipperges: Prof. emer. Dr. med., Dr. phil., Dr. h .c. 1918–2003. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 24, 2005, S. 554–569
- ↑ Mitteilungen der Viktor von Weizsäcker Gesellschaft: Fritz Hartmann (1920–2007). Fortschr Neurol Psychiat 2008; 76: 747–753
Personendaten | |
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NAME | Hartmann, Fritz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Rheumatologe |
GEBURTSDATUM | 17. November 1920 |
GEBURTSORT | Osterfeld (Oberhausen) |
STERBEDATUM | 10. Februar 2007 |
STERBEORT | Hannover |