Streitkräfte Boliviens
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Führung | |||
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Oberbefehlshaber: | Präsident von Bolivien | ||
Verteidigungsminister: | Edmundo Novillo Aguilar[1] | ||
Militärischer Befehlshaber: | Brigadegeneral César Moisés Vallejos Rocha[2] | ||
Militärische Stärke | |||
Aktive Soldaten: | 34.100 (2021)[3] | ||
Wehrpflicht: | 12 Monate | ||
Wehrtauglichkeitsalter: | 18 Jahre | ||
Paramilitärische Kräfte: | 37.100 (2021)[3] | ||
Haushalt | |||
Militärbudget: | $ 625,34 Mio. (2021) | ||
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: | 1,5 % (2021) | ||
Geschichte | |||
Gründung: | 1825 |
Die Streitkräfte Boliviens (Fuerzas Armadas de Bolivia, kurz FF.AA.) sind unterteilt in das Heer (Ejército Boliviano), die Marine (Fuerza Naval Boliviana) und die Luftstreitkräfte (Fuerza Aérea Boliviana). Ebenfalls militärisch organisiert ist die Nationalpolizei (Policía Nacional de Bolivia).
Organisation
Wehrpflicht
Es gibt eine grundsätzliche Wehrpflicht; falls es jedoch genug Freiwillige gibt, wird auf Einberufungen verzichtet. Die Wehrpflichtigen müssen mindestens 18 Jahre alt sein; bei freiwilliger Arbeit erlaubt das Gesetz, die Altersgrenze bis auf 16 abzusenken.[4] Laut Schätzungen sind 40 % der Streitkräfte unter 18 Jahren alt, die Hälfte davon unter 16.
Der Wehrdienst dauert 12 Monate. Die Gesamtstärke der Streitkräfte schwankt zwischen 31.500 und 35.000 Mann, davon sind etwa 20.000 Wehrdienstleistende.
Militärausgaben
Die Militärausgaben betrugen 2021 vergleichsweise niedrige 625,34 Mio. US-$, was 1,5 % des Bruttoinlandsprodukts entspricht.[5]
Ausrüstung
Heer
Das bolivianische Heer (Ejército Boliviano, kurz FF.EE.) ist mit rund 22.800 Mann die bei weitem stärkste Teilstreitkraft innerhalb des bolivianischen Militärs.[3] Mit 36 leichten Kampfpanzern vom Typ SK-105 Kürassier, 24 EE-9 Cascavel und 50 M113 Schützenpanzern sowie ca. 76 Artillerie- und 50 Flugabwehrgeschützen ist sie vergleichsweise schwach für einen Krieg gegen einen äußeren Feind ausgerüstet.[6] Die Armee Chiles – zu dem die Beziehungen immer noch gespannt sind – zum Beispiel hat nicht nur ein 24mal größeres Budget, sondern ist auch mit Hunderten von moderneren schweren und leichten Panzerfahrzeugen, unter anderem 250 Leopard-Panzern, wesentlich stärker ausgestattet.
Seit dem Salpeterkrieg hat sich das Heer dann auch mehr und mehr auf die „Innere Sicherheit“ konzentriert.
Marine
Obwohl Bolivien seit dem Verlust seines Pazifikzugangs im Salpeterkrieg (1879 bis 1884) ein Binnenstaat ist, unterhält das Land weiterhin eine 4.800 Mann (mit Marineinfanterie) starke Marine (Fuerza Naval Boliviana, auch „Armada“ genannt, abgekürzt FNB),[3] deren Aufgabe sich allerdings auf die Sicherung von Binnen-Grenzgewässern (Titicacasee sowie größere Flüsse im Amazonasbecken) beschränkt. Die formelle Aufrechterhaltung einer militärisch an sich unnötigen eigenständigen „Marine“ ist politischer Ausdruck für das Streben und die Hoffnung auf die Wiedergewinnung eines Zugangs zum Pazifik, angestrebt wird ein Korridor zwischen Chile und Peru. Die Kommandostruktur umfasst sechs Marinebezirke, jeder mit einer Flottille ausgestattet. Ein Bezirk umfasst den Titicaca-See, die übrigen liegen an den großen Flüssen.[7]
Die Marine besteht aus etwa 60 Patrouillenbooten und Patrouillenbarkassen sowie aus einem der Marine gehörenden Patrouillenflugzeug vom Typ Cessna U206.[8][9][10]
Das größte Schiff war der Hochsee-Frachter Libertador Bolívar (Befreier Bolívar), der von der Marine bemannt wird, um zu gewährleisten, dass die Marine über seemännisch ausgebildetes Personal verfügt, falls das Land über einen Korridor wieder Zugang zum Meer erhalten sollte und die Marine wieder von einem bolivianischen Hafen an der Pazifikküste operieren kann. Das 1978 in Dienst gestellte Schiff wurde als normales Handelsfrachtschiff eingesetzt, dessen Einnahmen dem Marineministerium zuflossen, und wurde 1990 aus dem Schiffsregister gestrichen. Es war ein Geschenk Venezuelas und hatte seinen Heimathafen in Argentinien.
Die Marineinfanterie besteht aus etwa 1.700 Mann in sieben Bataillonen, wovon in jedem der sechs Marinedistrikte eines steht. Im Distrikt des Titicacasees steht zusätzlich das VI. mechanisierte Bataillon „Independencia“. Dieses war in den 1980er Jahren in Stärke von 600 Mann aufgestellt und nach dem bolivianischen Nationalhelden Miguel Grau Seminario benannt worden.
Luftstreitkräfte
Die bolivianische Luftwaffe (Fuerza Aérea Boliviana, kurz FAB) umfasst rund 6.500 Mann. Die Ausstattung ist größtenteils veraltet; sie verfügt über folgende Flugzeugtypen (Stand Ende 2021):[11][3]
Sonstiges
Die Streitkräfte Boliviens haben durch zahlreiche Putsche eine große Rolle in der Geschichte Boliviens gespielt.
Im März 2009 kündigte der bolivianische Verteidigungsminister an, die militärischen Trainings- und Tötungsübungen an zahlreichen Hunden durch eine Resolution zu verbieten. Dies ist historisch bedeutend, da es die erste gesetzliche Verfügung zum Tierschutz in Bolivien überhaupt bedeutete und im selben Jahr zu weiteren Tierschutzgesetzen führte.[12][13]
Literatur
- Jutta Deide: Ideologie und Legitimation einer abhängigen Militärdiktatur. Das Beispiel der Regierung Banzer in Bolivien (1971–1978); ein ideologiekritischer und militärsoziologischer Beitrag zur politischen Soziologie peripherer Gesellschaften in Lateinamerika. Haag und Herchen, Frankfurt/M. 1981, ISBN 3-88129-368-X (zugl. Dissertation, Universität Hamburg 1980).
Einzelnachweise
- ↑ Defense ministers to create “Argentine-Bolivian Working Group”. In: mercopress.com. 24. Mai 2022, abgerufen am 3. Juni 2022 (englisch).
- ↑ Jonatan Pfeifenberger: Nach Putsch in Bolivien: Präsident Arce ruft Militär zu Beginn einer "neuen Ära" auf. In: amerika21.de. 9. August 2021, abgerufen am 3. Juni 2022.
- ↑ a b c d e International Institute for Strategic Studies (Hrsg.): The Military Balance 2022. 122. Auflage. Taylor & Francis, 2022, ISBN 978-1-03-227900-8, S. 397–398.
- ↑ The World Factbook–Bolivia. Central Intelligence Agency, abgerufen am 3. Juni 2022 (englisch).
- ↑ SIPRI Military Expenditure Database. Stockholm International Peace Research Institute, abgerufen am 3. Juni 2022.
- ↑ Quelle: www.globaldefence.net (Memento vom 25. April 2010 im Internet Archive)
- ↑ Jürgen Vogt: Grenzkonflikt Bolivien und Chile: Der alte Streit um das Meer. In: Die Tageszeitung: taz. 22. März 2017, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. September 2019]).
- ↑ Matrosen ohne Meer bei Zeit Online vom 3. April 2008
- ↑ Marine ohne Meer bei Der Tagesspiegel vom 23. März 2007
- ↑ Bolivien träumt vom Meer bei Welt Online vom 21. März 2010
- ↑ World Air Forces 2022. (PDF) Flight International, abgerufen am 3. Juni 2022.
- ↑ Archivlink (Memento vom 11. April 2009 im Internet Archive)
- ↑ Tierzirkusse in Bolivien gesetzlich untersagt (Memento vom 14. Juni 2010 im Internet Archive)