E-Netz Augsburg

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Das E-Netz Augsburg ist ein Vergabenetz für den Schienenpersonennahverkehr im Großraum Augsburg, das von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) in Kooperation mit dem Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg ausgeschrieben wurde. Von 2008 bis 2022 wird das Netz von DB Regio Bayern als Fugger-Express betrieben.

Streckenübersicht

Die Ausschreibung umfasst Linien auf den Strecken von München über Augsburg nach Ulm (Kursbuchstrecken (KBS) 981 und 980), von München über Augsburg und Donauwörth nach Treuchtlingen (KBS 910) und die Relation Donauwörth – Aalen (KBS 989).[1] Sowohl Ulm, als auch Aalen liegen in Baden-Württemberg.

Ab 12/2022 wird das E-Netz Augsburg um die Relation Treuchtlingen – Würzburg (KBS 920) erweitert.[2]

Vergabe

Zwischen Betriebsbeginn 12/2008 und 12/2019 wurde das Netz von DB Regio Bayern betrieben, welche ebenfalls den Übergangsvertrag zwischen 12/2019 und 12/2022 fährt.[3]

Ab 12/2022 wird das Verkehrsunternehmen Go Ahead das Netz übernehmen. Am 7. Dezember 2018 erhielt Go Ahead den Zuschlag für das Los 1 der Augsburger Netze durch die BEG. Das Los 1 umfasst die Achsen Ulm – Augsburg – München, Würzburg – Ansbach – Treuchtlingen – Donauwörth – Augsburg und Aalen – Nördlingen – Donauwörth.[4]

Geschichte

Anlaufschwierigkeiten

Der erste Auftrag für den Fugger-Express umfasste 37 vierteilige Fahrzeuge Alstom Coradia Continental im Gesamtwert von etwa 160 Mio. Euro für den Verkehr im Raum Augsburg.

Anfang März 2008 wurde erstmals ein fertiger Triebzug dieses Typs präsentiert. Am 18. Juli 2008 stellte die DB Regio den Triebwagen 440 007 im Augsburger Hauptbahnhof der Presse und am 8. August 2008 der Öffentlichkeit vor.[5]

Im Oktober 2008 wurde bekannt, dass sich die Zulassung der Triebzüge durch das Eisenbahn-Bundesamt wegen Problemen in der Steuerungstechnik verzögerte.[6] Die Fahrzeuge konnten daher nicht wie geplant zum Fahrplanwechsel im Dezember 2008 eingesetzt werden. Man wickelte in der Übergangszeit die Verkehre wie zuvor mit lokbespannten Zügen der Baureihe 111 mit Doppelstockwagen oder Baureihe 110 oder 111 mit n-Wagen ab, die teilweise mit zwei Lokomotiven bespannt waren (sog. Sandwich-Bespannung). Alternativ kamen auch Fahrzeuge der Baureihe 425 zum Einsatz. Es musste weiterhin in Augsburg Hauptbahnhof umgestiegen werden, wenn man auf die Streckenäste Richtung Ulm oder Richtung Treuchtlingen wollte.

Ursprünglich hatte man zum „kleinen Fahrplanwechsel“ im Juni 2009 geplant, den ganzen Betrieb mit den Triebwagen und damit auch das Flügelkonzept (Treuchtlingen–Augsburg / Ulm–Augsburg zusammengekuppelt weiter nach München) aufzunehmen. Allerdings waren bis dahin nur 25 von 37 Fahrzeugen ausgeliefert, wovon auch noch nicht alle zugelassen waren. Dazu kam, dass die Software für das Flügeln und das Vereinigen der Züge in Augsburg ebenfalls noch nicht freigegeben war. Bis zum Juni 2009 fuhr die Deutsche Bahn mit einem Ersatzkonzept, bei dem in Augsburg nach wie vor umgestiegen werden musste. Es konnten jedoch mit den schon zugelassenen neuen Triebwagen unter der Woche 125 Zugleistungen abgedeckt werden. Zwischen Juni 2009 und Januar 2010 fuhr man mit dem Ersatzkonzept und den schon zugelassenen Fahrzeugen im Mischbetrieb.

Im Januar 2010 gingen alle bestellten 37 Züge in den Fahrgasteinsatz.

Im März 2010 entschädigte die Bahn wegen einiger Komfort-Mängel des Fahrzeuges rund 1500 Fahrkarten-Abokunden.[7]

Schlechtes Qualitätsranking und Petition

Das E-Netz Augsburg befand sich 2011 in einem Qualitätsranking der BEG nur auf Rang 8 von 13 Vergleichsnetzen, als die Bayerische Eisenbahngesellschaft in offenen und verdeckten Tests sowie in Fahrgastbefragungen 13 bayerische Vergleichsnetze nach den Kriterien „Sauberkeit“, „Funktionsfähigkeit der Ausstattung“, „Service“, „Kundenorientierung bei Beschwerden“ und „Fahrgastinformation“ verglich. Wie schon 2010 und 2009 verhängte die Bayerische Eisenbahngesellschaft Vertragsstrafen aufgrund von Unpünktlichkeit im Bereich des E-Netzes Augsburg, die für Angebotserweiterungen beim Fugger-Express eingesetzt wurden.

Beispiele (Auswahl)
  • Verbesserung der Kundeninformation im Störungsfall
  • Einsatz technischer Zugbegleiter für die kurzfristige Behebung von Störungen
  • Verbesserung der Baustellenkommunikation
  • vergrößerter Sitzplatzabstand
  • größere Gepäckablagen

Im Juli 2012 sammelte der Fahrgastverband Pro Bahn Unterschriften für eine Landtagspetition, die Verbesserungen beim Fugger-Express bringen sollte. Eine Hauptforderung war, dass morgens und abends im Pendlerverkehr mehr Kapazitäten von und nach München bereitgestellt werden sollten. Darüber hinaus forderte man Gepäckablagen in den Wagen und eine großzügigere Bestuhlung.[8] Mit der Unterschriftenaktion wollte man Druck auf das Wirtschaftsministerium und die Bayerische Eisenbahngesellschaft ausüben, die für den Nahverkehrs in Bayern zuständig sind. Unterstützt wurde die Petition von der Piratenpartei.[9]

Im März 2013 kamen unabhängige Qualitätsprüfer zu dem Ergebnis, dass der Komfort bei Toiletten und Klimatisierung im Fugger-Express gegenüber 2012 verbessert worden waren.

2013 erreichte der Fugger Express bei der Messung der Servicequalität der BEG sein mit Abstand schlechtestes Ergebnis bisher.[10]

Während von 2016 bis 2018 die Ergebnisse wieder in Ordnung waren erreichte der Fugger-Express 2019 im Qualitätsranking im Vergleich mit 30 anderen bayrischen Netzen den dritt letzten Platz.[10] In diesem Jahr hatte er eine Pünktlichkeitsquote von 88,5 % und 2,2 % der Fahrten fielen aus.[11]

Fahrzeuge

Bei der Deutschen Bahn kamen bis circa 2010 Lokomotiven der Baureihe 111 (teilweise auch 110) mit Doppelstockwagen, oder alternativ auch Bn-Wagen (Silberlinge) zum Einsatz. Teilweise waren diese Garnituren in Sandwichbespannung, was bedeutet, dass am Zuganfang und am Zugschluss eine Lokomotive antreibt.

Seit 2010 sind (bis auf wenige Taktleistungen) vierteilige Triebwagen vom Typ Alstom Coradia Continental (Baureihe 440) mit jeweils 236 Sitzplätzen im Einsatz.[12]

Vom Fugger-Express wurden mehrere Fahrzeuge nach Würzburg abgegeben, modernisiert und seit Dezember 2021 für den Einsatz im (neuen) E-Netz Würzburg vorgesehen. 5 Fahrzeuge der „alten“ BR 440 Vierteiler von der Mainfrankenbahn wurden im Gegenzug nach München abgegeben und fahren das letzte Einsatzjahr noch mit im Fugger-Express.

Ab 2022 werden dort 44 dreiteilige Triebzüge vom Typ Siemens Mireo mit 216 Sitzplätzen und 12 fünfteilige Triebzüge vom Typ Siemens Desiro HC mit 538 Sitzplätzen unterwegs sein.[13][14]

Liniennetz

Im Stundentakt verkehrt eine Regionalexpresslinie von München Hbf nach Augsburg Hbf, wo der Zug geteilt wird und die Zugteile nach Ulm Hbf und nach Treuchtlingen weiterfahren. Eine weitere Linie fährt auch im Stundentakt auf denselben Strecken, die Zugteile enden jedoch bereits in Dinkelscherben auf der Strecke nach Ulm beziehungsweise in Donauwörth auf der Strecke nach Treuchtlingen. Zwischen Augsburg und München bilden diese Linien gemeinsam vom frühen Morgen bis etwa 21:00 Uhr einen Halbstundentakt. Im Abschnitt Augsburg–Gessertshausen erhöht sich das Angebot auf 4 Züge pro Stunde im Berufsverkehr. Zwischen Augsburg und Meitingen verkehren seit dem 14. Dezember 2008 drei Züge pro Stunde und Richtung im Berufsverkehr und zwischen Augsburg und Dinkelscherben besteht von Montag bis Freitag ein ganztägiger Halbstundentakt.[15]

Linie Linienverlauf Takt
RE 9 München HbfMeringAugsburg Hbf Gessertshausen–Dinkelscherben–Ulm Hbf 060 Min.
RE 8 Meitingen–DonauwörthTreuchtlingen 120 Min.
RB 86 München Hbf–Mering–Augsburg Hbf– Gessertshausen–Dinkelscherben 060 Min.
RB 87 Meitingen–Donauwörth
RB 86 (München Hbf–Mering)–Augsburg Hbf–Gessertshausen Mo–Fr
(HVZ)
RB 87 Augsburg Hbf–Meitingen 060 Min.
Mo–Fr
RB 89 Donauwörth–NördlingenAalen Hbf 060 Min.

Einzelnachweise

  1. Deutsche Bahn AG, Unternehmensbereich Personenverkehr, Marketing eCommerce: Fahrpläne Fugger-Express. Abgerufen am 4. März 2020.
  2. Vergabeverfahren – Die BEG. Abgerufen am 4. März 2020.
  3. Abgeschlossene Vergabeverfahren in Bayern. (PDF; 121 kB) Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH, März 2021, S. 2, 6, abgerufen am 5. August 2021.
  4. Entscheidung im Vergabeverfahren Augsburger Netze gefallen. In: beg.bahnland-bayern.de. Bayerische Eisenbahngesellschaft, 7. Dezember 2018, abgerufen am 10. Dezember 2018.
  5. Fugger-Express - Fahrzeuginformationen (Memento vom 15. Juli 2014 im Internet Archive). DB Regio Allgäu-Schwaben, abgerufen am 21. Mai 2014.
  6. Thomas Faulhaber: Neue Züge auf dem Abstellgleis. In: Augsburger Allgemeine. 24. Oktober 2008, abgerufen am 5. August 2021.
  7. Fugger-Express im Augsburg-Wiki. Abgerufen am 4. März 2020.
  8. Jörg Lange: Erläuterungen zur Petition "Qualitätsverbesserung beim Fugger-Express". (PDF; 854 KB) Fahrgastverband PRO BAHN, Bezirksgruppe Schwaben, Oktober 2012, abgerufen am 5. August 2021.
  9. Unterschriftensammlung wegen Fugger-Express. In: Augsburger Allgemeine. 18. Juli 2012, abgerufen am 5. August 2021.
  10. a b Ranking Servicequalität - Die BEG. Abgerufen am 10. Dezember 2020.
  11. Pünktlichkeit - Die BEG. Abgerufen am 10. Dezember 2020.
  12. Baureihe 440 – Technische Daten. Abgerufen am 4. März 2020.
  13. Augsburger Allgemeine: Mit diesen Zügen fährt der Fuggerexpress ab 2022. Abgerufen am 10. Dezember 2020.
  14. Fahrzeuge | Go-Ahead Bayern. Abgerufen am 10. Dezember 2020.
  15. Der Fugger-Express. Deutsche Bahn, abgerufen am 23. Juli 2020.