Fünf Dynastien und Zehn Reiche

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Späte Liang-Dynastie (gelb) und Nachbarkönigreiche, 923 n. Chr.

Die Zeit der Fünf Dynastien und Zehn Reiche (chinesisch 

五代十國

 / 

五代十国

, Pinyin

wǔ dài shí guó

) von 907 bis 960 war eine Zeit des politischen Umsturzes in China, nach dem Ende der Tang-Dynastie bis zur Gründung der Song-Dynastie. In kürzester Zeit folgten fünf Dynastien aufeinander, und mehr als ein Dutzend unabhängige Staaten entstanden im Süden des Landes, wobei traditionell nur zehn davon Erwähnung finden (daher auch der Name „Zehn Reiche“).

Überblick

Die Fünf Dynastien: Die Zehn Reiche: Andere Reiche:

Vorgeschichte

Diese Zeit war ein direktes Ergebnis der politischen Unterschiede am Ende der Tang-Dynastie. Die Macht wanderte immer mehr aus den Händen der kaiserlichen Regierung hin zu regionalen Militärgouverneuren (Jiedushi). Die Huang-Chao-Rebellion (875–884), die große Gebiete verwüstete, bedeutete einen schweren Schlag gegen die Zentralregierung. Der machtlose Tang-Kaiser kehrte wieder in die Hauptstadt zurück, stand aber unter der Herrschaft seiner Eunuchen und Militärs. Im frühen 10. Jahrhundert verlor die Zentralregierung fast jede Macht über die mächtigen Jiedushi, sodass diese quasi unabhängig walten konnten.

Der Norden

Ausschnitt des Gemäldes Die nächtlichen Vergnügungen des Han Xizai von Gu Hongzhong, 10. Jahrhundert

Zu der Zeit war Zhu Wen der mächtigste Kriegsherr im Norden Chinas. Ursprünglich ein Mitglied der Rebellenarmee des Huang Chao, wechselte er die Seiten und erwies sich für die Tang-Dynastie als ausschlaggebend in der Niederschlagung der Rebellion. Dafür erhielt er den Titel Xuanwu Jiedushi. Innerhalb weniger Jahre gelang es ihm, seine Macht zu konsolidieren, seine Nachbarn zu erobern und eine Verlegung der kaiserlichen Hauptstadt nach Luoyang innerhalb seines Machtbereichs zu erzwingen. 904 ließ er Kaiser Zhaozong ermorden und ersetzte ihn durch dessen 13-jährigen Sohn, der drei Jahre als Marionette regierte, bis er ihn 907 zwang, zu seinen Gunsten abzudanken. Damit begründete er die Spätere Liang-Dynastie mit sich selbst als erstem Kaiser.

Inzwischen hatten mehrere seiner Rivalen ebenfalls unabhängige Reiche ausgerufen, und nicht alle unter ihnen akzeptierten die neu-gegründete Dynastie als Oberhaupt. Besonders Li Cunxu und Liu Shouguang forderten das neue Regime heraus und kämpften um die Vormacht in Nordchina – Li Cunxu mit Erfolg: Nach dem Sieg über Liu Shouguang erklärte sich Li Cunxu 923 selbst zum Kaiser, fegte die Spätere Liang-Dynastie hinweg und ersetzte sie durch die Spätere Tang-Dynastie. Unter seiner Herrschaft wurde ein Großteil des Nordens wiedervereint, und um 925 gelang es Li Cunxu sogar, das Gebiet der frühen Shu im Süden Chinas (Provinz Sichuan) zu erobern.

Anschließend herrschte einige Jahre relativer Frieden.

Bald jedoch brachen wieder Unruhen aus: 934 erklärte sich Sichuan wieder für unabhängig, 936 rebellierte Shi Jingtang, Kriegsherr (Jiedushi) in Taiyuan, mit Hilfe des Chitan-Kaisers der Mandschurei. Als Gegenleistung versprach Shi Jingtang den Chitan 16 Präfekturen im Gebiet des Youyun (heute Hebei und Peking) sowie einen jährlichen Tribut. Die Rebellion war erfolgreich, und Shi Jingtang wurde im selben Jahr Kaiser von China und Begründer der Späteren Jin-Dynastie. Die Chitan allerdings betrachteten mit der Zeit die Späteren Jin immer weniger als Verbündete, sondern immer mehr als ihre Stellvertreter in China. 943 beschlossen sie, die Regierung selbst in die Hand zu nehmen und drangen innerhalb von drei Jahren bis in die Hauptstadt Kaifeng vor, was das Ende der Späteren Jin-Dynastie bedeutete.

Danach jedoch konnten oder wollten die Chitan die eroberten Gebiete in China nicht halten und zogen sich bereits Anfang des folgenden Jahres zurück. Der Jiedushi Liu Zhiyuan füllte das so entstandene Machtvakuum und rief 947 die Spätere Han-Dynastie aus – die kurzlebigste der fünf Dynastien, denn ein Putsch brachte bereits 4 Jahre später General Guo Wei auf den Thron, den Begründer der Späteren Zhou-Dynastie. Ein Mitglied der Späteren Han allerdings, Liu Chong, gründete als Nördliche Han ein Gegenreich in Taiyuan und rief im Kampf gegen die Späteren Zhou wieder die Chitan zu Hilfe. Nach Tod von Guo Wei 951 übernahm dessen Adoptivsohn Chai Rong den Thron und verfolgte eine Politik der Expansion und Wiedervereinigung. 954 besiegte er die vereinigte Streitmacht der Chitan und der Nördlichen Han; zwischen 956 und 958 fügte er den südlichen Tang – zu der Zeit die mächtigste Gruppierung in Südchina – schwere Niederlagen zu und zwang sie, alle Gebiete nördlich des Jangtsekiang abzutreten. 959 griff Chai Rong das Kaiserreich der Chitan an, mit dem Ziel, die von den Späten Jin abgetretenen Gebiete zurückzuerobern. Nach einer Reihe von Siegen fiel er allerdings einer Krankheit zum Opfer.

960 endete die Zeit der Fünf Dynastien und Zehn Königreiche mit dem Putsch und der Machtübernahme durch General Zhao Kuangyin (Nördliche-Song-Dynastie). In den folgenden zwei Jahrzehnten gelang es Zhao Kuangyin und seinem Nachfolger Zhao Kuangyi, alle übrigen Reiche in China zu unterwerfen, und nach der Niederlage der Nördlichen Han 979 China vollständig wieder zu vereinen.

Der Süden

Im Gegensatz zu Nordchina, wo die Dynastien in rasantem Wechsel aufeinander folgten, bestanden die unterschiedlichen Reiche in Südchina mehr oder weniger nebeneinander auf verschiedenen abgegrenzten geographischen Gebieten: So bestand um 920 das Reich Wu auf dem Gebiet der heutigen Provinzen Jiangsu, Anhui, und Jiangxi. Wuyue dagegen belegte die heutige Provinz Zhejiang, Min die Provinz Fujian, das südliche Han bedeckte Guangdong, Chu lag in Hunan, Jingnan erstreckte sich über Jiangling, Provinz Hubei und das frühe Shu lag im heutigen Sichuan. Sichuan fiel 925 unter die Kontrolle des Nordens, erlangte aber 934 seine Unabhängigkeit als Spätes Shu wieder.

A Literary Garden, Gemälde von Zhou Wenju, Südliche-Tang-Dynastie

Wenngleich der Süden stabiler war als der Norden, wurde doch auch Südchina von Kriegen erschüttert. Wu kämpfte mit allen Nachbarn, ein Kampf, der sich fortsetzte, als die Südlichen Tang das Gebiet 937 eroberten. Um 940 nutzen die Südlichen Tang die internen Krisen der Min und Chu, um sich beide Reiche der Reihe nach einzuverleiben. Damit waren sie zum mächtigsten Regime in Südchina aufgestiegen. Dennoch konnten sie den Einfall der Späten Zhou-Dynastie nicht abwehren und verloren zwischen 956 und 958 alle Gebiete nördlich des Jangtsekiangs.

Die Nördliche Song-Dynastie, begründet um 960, hatte sich die Wiedervereinigung Chinas als oberstes Ziel gesetzt: Jingnan und Wuping wurden 963 überrannt; die Späten Shu folgten 965, die Südlichen Han um 971, die Südlichen Tang 975. Schlussendlich mussten auch Wuyue und Qingyuan ihr Land an die Nördlichen Song abtreten. Damit war 978 der gesamte Süden Chinas in den Händen einer Zentralregierung.

Herrscher der Fünf Dynastien und der Zehn Reiche

Tempelname
(
廟號
,
miàohào
)
Postumer Name
(
諡號
,
shìhào
)
Persönlicher Name Regierungszeit Ära (
年號
,
niánhào
) und entsprechende Jahre
Fünf Dynastien
Spätere Liang-Dynastie
後梁
,
Hòu Liáng
907–923
Tài Zǔ
太祖
Zhū Wēn
朱溫
oder

Zhū Huàng

907–912 Kāipíng
開平
(907–911)
Qiánhuà
乾化
(911–912)
Mò Dì
末帝
Zhū Zhèn
朱瑱
913–923 Qiánhuà
乾化
(913–915)
Zhēnmíng
貞明
(915–921)
Lóngdé
龍德
(921–923)
Spätere Tang-Dynastie
後唐
,
Hòu Táng
923–936
Zhuāng Zōng
莊宗
Lǐ Cúnxù
李存勗
923–926 Tóngguāng
同光
Míng Zōng
明宗
Lǐ Sìyuán
李嗣源

oder
Lǐ Dǎn
李亶
926–933 Tiānchéng
天成
(926–930)
Chángxīng
長興
(930–933)
Mǐn Dì
節閔帝
Lǐ Cónghòu
李從厚
933–934 Yìngshùn
應順
Mò Dì
末帝
Lǐ Cóngkē
李從珂
934–936 Qīngtài
清泰
Spätere Jin-Dynastie
後晉
,
Hòu Jìn
936–947
Gāo Zǔ
高祖
Shí Jìngtáng
石敬瑭
936–942 Tiānfú
天福
Chū Dì
出帝
Shí Chóngguì
石重貴
942–947 Tiānfú
天福
(942–944)
Kāiyùn
開運
(944–947)
Spätere Han-Dynastie
後漢
Hòu Hàn 936–947
Gāo Zǔ
高祖
Liú Zhīyuǎn
劉知遠
947–948 Tiānfú
天福
(947)
Qiányòu
乾祐
(948)
Yǐn Dì
隱帝
Liú Chéngyòu
劉承祐
948–950 Qiányòu
乾祐
Spätere Zhou-Dynastie
後周
,
Hòu Zhōu
951–960
Tài Zǔ
太祖
Guō Wēi
郭威
951–954 Guǎngshùn
廣順
(951–954)
Xiǎndé
顯德
(954)
Shì Zōng
世宗
Chái Róng
柴榮
954–959 Xiǎndé
顯德
Gōng Dì
恭帝
Chái Zōngxùn
柴宗訓
959–960 Xiǎndé
顯德
Zehn Reiche
Wuyue-Reich
吳越
904–978
Tài Zǔ
太祖
Wǔsù Wáng
武肅王
Qián Liú
錢鏐
904–932 Tiānbǎo
天寶
(908–923)
Bǎodà
寶大
(923–925)
Bǎozhèng
寶正
(925–932)
Shìzōng
世宗
Wénmù Wáng
文穆王
Qián Yuánquàn
錢元瓘
932–941
Chéngzōng
成宗
Zhōngxiàn Wáng
忠獻王
Qián Zuǒ
錢佐
941–947
Zhōngxùn Wáng
忠遜王
Qián Zōng
錢倧
947
Zhōngyì Wáng
忠懿王
Qián Chù
錢俶
947–978
Min-Reich
909–945 mit Yin-Reich
943–945
Tàizǔ
太祖
Zhōngyì Wáng
忠懿王
Wáng Shěnzhī
王審知
909–925
Wáng Yánhàn
王延翰
925–926
Tàizōng
太宗
Huìdì
惠帝
Wáng Yánjūn
王延鈞
926–935 Lóngqǐ
龍啟
933–935
Yǒnghé
永和
935
Kāngzōng
康宗
Wáng Jìpéng
王繼鵬
935–939 Tōngwén
通文
Jǐngzōng
景宗
Wáng Yánxī
王延羲
939–944 Yǒnglóng
永隆
Tiāndé Dì
天德帝
(als Kaiser von Yin)
Wáng Yánzhèng
王延政
943–945 Tiāndé
天德
Jingnan-
荊南
oder Nanping-Reich
南平
906–963
Wǔxìn Wáng
武信王
Gāo Jìxīng
高季興
909–928
Wénxiàn Wáng
文獻王
Gāo Cónghuì
高從誨
928–948
Zhēnyì Wáng
貞懿王
Gāo Bǎoróng
高寶融
948–960
Shìzhōng
侍中
Gāo Bǎoxù
高寶勗
960–962
Gāo Jìchōng
高繼沖
962–963
Chu-Reich
897–951
Wǔmù Wáng
武穆王
Mǎ Yīn
馬殷
897–930
Héngyáng Wáng
衡陽王
Mǎ Xīshēng
馬希聲
930–932
Wénzhāo Wáng
文昭王
Mǎ Xīfàn
馬希範
932–947
Fèidì 废帝 Mǎ Xīguǎng
馬希廣
947–950
Gōngxiào Wáng
恭孝王
Mǎ Xī'è
馬希萼
950
Mǎ Xīchong
馬希崇
950–951
Wu-Reich
904–937
Tài Zǔ
太祖
Xiàowǔ Dì
孝武帝
Yáng Xíngmì
楊行密
904–905 Tiānyòu
天祐
Liè Zōng
烈宗
Jǐng Dì
景帝
Yáng Wò
楊渥
905–908 Tiānyòu
天祐
Gāo Zǔ
高祖
Xuān Dì
宣帝
Yáng Lóngyǎn
楊隆演
908–921 Tiānyòu
天祐
(908–919)
Wǔyì
武義
(919–921)
Ruì Dì
睿帝
Yáng Pǔ
楊溥
921–937 Shùnyì
順義
(921–927)
Qiánzhēn
乾貞
(927–929)
Dàhé
大和
(929–935)
Tiānzuò
天祚
(935–937)
Südliches Tang-Reich
南唐
937–975
Xiān Zhǔ
先主

oder
Liè Zǔ
烈祖
Lǐ Biàn
李昪
937–943 Shēngyuán (
昇元
)
Zhōng Zhǔ
中主

oder
Yuán Zōng
元宗
Lǐ Jǐng
李璟
943–961 Bǎodà
保大
(943–958)
Jiāotài
交泰
(958)
Zhōngxīng
中興
(958)
Hòu Zhǔ
後主
Wǔ Wáng
武王
Lǐ Yù
李煜
961–975
Südliches Han-Reich
南漢
917–971
Gāo Zǔ
高祖
Tiān Huáng Dà Dì
天皇大帝
Liú Yán
劉龑
917–925 Qiánhēng
乾亨
(917–925)
Báilóng
白龍
(925–928)
Dàyǒu
大有
(928–941)
Shāng Dì
殤帝
Liú Fēn
劉玢
941–943 Guāngtiān
光天
Zhōng Zōng
中宗
Liú Chéng
劉晟
943–958 Yìngqián
應乾
(943)
Qiánhé
乾和
(943–958)
Hòu Zhǔ
後主
Liú Cháng
劉鋹
958–971 Dàbǎo
大寶
Nördliches Han-Reich (Bei) 951–979
Shì Zǔ
世祖
Shén Wǔ Dì
神武帝
LiúMín
劉旻
951–954 Qiányòu
乾祐
951–954
Ruì Zōng 睿宗 Xiào Hé Dì 孝和帝 LiúChéng Jūn 劉承鈞 954–970 Qiányòu 乾祐 954–957

Tiānhuì 天會 957–970

Shào Zhǔ 少主 LiúJì Ēn 劉繼恩 970
Yīng Wǔ Dì 英武帝 LiúJì Yuán 劉繼元 970–982 Guǎngyùn 廣運 970–982
Früheres Shu-Reich (Qian) 907–925
Gāo Zǔ 高祖 Wáng Jiàn 王建 907–918 Tiānfù 天復 907

Wǔchéng 武成 908–910
Yǒngpíng 永平 911–915
Tōngzhèng 通正 916
Tiānhàn 天漢 917
Guāngtiān 光天 918

Hòu Zhǔ 後主 Wáng Yǎn 王衍 918–925 Qiándé 乾德 918–925

Xiánkāng 咸康 925

Späteres Shu-Reich (Hou) 934–965
Gāo Zǔ 高祖 Mèng Zhī Xiáng 孟知祥 934 Míngdé 明德
Hòu Zhǔ 後主 Mèng Chǎng 孟昶 938–965 Míngdé 明德 934–938

Guǎngzhèng 廣政 938–965

Quellenausgaben

Literatur

  • Frederick W. Mote: Imperial China 900–1800. Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 1999, ISBN 0-674-44515-5.

Weblinks

Commons: Fünf Dynastien und Zehn Reiche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien