Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft
Die Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft ein heute aufgeteiltes ehemaliges Montan- und Verkehrsunternehmen in der Steiermark.
Geschichte
Die GKEB entstand 1856 durch den Zusammenschluss von sieben kleinen Bergbauunternehmen in der Region Köflach – Voitsberg – Maria Lankowitz in der Weststeiermark unter Führung von Hugo Graf Henckel von Donnersmarck. Der Zweck des Zusammenschlusses war vor allem die Vermarktung der dort abgebauten Braunkohle. Einer der Gewerke war zu dieser Zeit Erzherzog Johann. Für den kostengünstigen Abtransport der Kohle wurde 1859 eine Eisenbahnstrecke von Köflach nach Graz in Betrieb genommen, die Graz-Köflacher Eisenbahn (GKB).[1]
Neben dem Hauptabbaugebiet im Voitsberg-Köflacher Kohlenrevier wurde ein zweites Revier um Wies und Eibiswald erschlossen. Allerdings war bereits in den 1870er Jahren eine erste finanzielle Sanierung des Unternehmens notwendig. Die belgische Sociéte belge des chemins de fer übernahm einen Großteil der neu aufgelegten Aktien.[1]
Um die Jahrhundertwende betrug die Fördermenge bereits rund 600.000 Tonnen Kohle jährlich. Ab 1923 geriet das Unternehmen durch die „undurchsichtigen Machenschaften“[2] (missglückte Transaktionen) seines Präsidenten Viktor Wutte in ernsthafte Schwierigkeiten und musste abermals saniert werden. 1928 übernahm die Alpine Montangesellschaft daher die Aktienmehrheit der GKB, die Mitarbeiteranzahl sank jedoch im Zuge der Weltwirtschaftskrise auf lediglich 700 Personen mit Ende des Jahres 1931.[1]
Im Dritten Reich wurden die GKEB den Reichswerken Hermann Göring einverleibt, wo sie zu der Reichswerke AG Alpine Montanbetriebe Hermann Göring gehörte, die aus der Alpine Montangesellschaft hervorgegangen war. Der GKEB unterstanden damals die AG Harter Kohlenwerke (Sitz in Wien, Bergbau in Hart bei Gloggnitz), die Sulmtalbahn AG (Graz) sowie der Steirische Industrieversicherungsverein a. G. (Graz). Zu jener Zeit bestand eine Anschlussbahn in den Kaiserwald zu einem groß angelegten Bauprojekt der Wehrmacht, das 1942 aufgegeben wurde.[3]
1960 wurde die GKEB von neuem der Österreichisch-Alpinen Montangesellschaft angeschlossen und übernahm von dieser den Bergbau Fohnsdorf sowie den Bergbau Ratten-St. Kathrein in der Obersteiermark. Damit wurde das Unternehmen zum größten in der heimischen Kohlebranche und vereinigte rund 70 % der österreichischen Kohleförderung. Mit über 4.500 Beschäftigten erreichte die Mitarbeiterzahl zu dieser Zeit ihren absoluten Höhepunkt.[1]
Der Kohleabbau erfolgte zunächst vorwiegend unter Tage. Erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts verlagerte er sich mehr und mehr zum Tagebau. 1988 schließlich wurde mit der Grube Zangtal die letzte Grube geschlossen, aber auch der Tagbau Oberdorf kämpfte mit zunehmender Unwirtschaftlichkeit und Konkurrenz aus dem Ausland importierter Brennstoffe.
1998, als das baldige Ende absehbar war, wurde der Betrieb der Eisenbahnstrecke ausgegliedert (siehe Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH). Der Bergbaubetrieb blieb unter dem Namen GKB-Bergbau GmbH (im Besitz der Österreichische Industrieholding AG, seit 2019 Österreichische Beteiligungs AG) weiter bestehen. Im Jahr 2004 wurde die Belieferung von Industriekunden mit Braunkohle eingestellt. Die letzten Restbestände wurden bis 2006 zur Erzeugung von elektrischem Strom im Dampfkraftwerk Voitsberg eingesetzt.
Neben der Stilllegung der verschiedenen Abbaustätten wurde ein Revitalisierungsprozess eingeleitet. Dadurch sind Projekte wie etwa der Biotoplehrpfad „Igelpfad“, der Bade- und Freizeitteich „Piberstein“ und die Golfanlage Maria Lankowitz entstanden. Die Geschäftstätigkeit der GKB-Bergbau GmbH besteht heute in der Verwertung der Liegenschaften und Absicherung von ehemaligen Bergbauen wie etwa dem Lavanttaler Kohlenbergbau.
Literatur
- Ernst Lasnik: Glück auf! Glück ab! Die Ära des braunen Goldes. Kohlebergbau in der Weststeiermark. Huemer Mediaverlag, Hart-Purgstall 2004, ISBN 3-9501927-0-0.
- Franz Mathis: Big Business in Österreich. Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1987, ISBN 3-7028-0256-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Mathis: Big Business in Österreich. S. 128 ff.
- ↑ Markus Roschitz: Die NSDAP in der Region Schwanberg 1930–1938. StudienVerlag Innsbruck-Wien 2020. ISBN 978-3-7065-6018-4, S. 41.
- ↑ Bernd Gassler: Die Geschichte Unterpremstättens 1848–1995. In: Walter Brunner (Hrsg.): Unterpremstätten im Wandel der Zeit, S. 566–652.