Gabbiano-Klasse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gabbiano-Klasse
Die Korvette Gazzella.
Schiffsdaten
Land ItalienItalien (Seekriegsflagge) Italien
Deutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge) Deutsches Reich
ItalienItalien (Seekriegsflagge) Italien
Schiffsart Geleitfahrzeug
(Korvette)
Bauzeitraum 1942 bis 1953
Stapellauf des Typschiffes 23. Juli 1942
Dienstzeit 1942 bis 1975
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
64,4 m (Lüa)
Breite 8,7 m
Tiefgang max. 2,8 m
Verdrängung Standard: 670 ts
Einsatz: 740 ts
 
Besatzung 110–112 Mann
Maschinenanlage
Maschine 2 Fiat M 407 Dieselmotoren,
2 Elektromotoren
Maschinen-
leistung
3.500 PS (2.574 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
18,5 kn (34 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung
Sensoren
  • Sonar
  • Hydrophon

Die Gabbiano-Klasse (dt. „Möwe-Klasse“) war eine Korvetten-Klasse der italienischen Marine. Während des Zweiten Weltkrieges wurden insgesamt 60 dieser Schiffe in Auftrag gegeben. Ihre Hauptaufgabe war der Geleitschutz und die U-Boot-Jagd.

Geschichte

Ab 1940 setzte die Regia Marina für den Schutz von Geleiten von Italien nach Nordafrika verschiedene Schiffstypen ein, darunter Zerstörer und auch Torpedoboote aus dem Ersten Weltkrieg. 1941 beschloss man die Beschaffung einer großen Anzahl relativ einfach und daher schnell zu bauender Korvetten. Die rund 700 Tonnen verdrängenden, gut bewaffneten Korvetten der Gabbiano-Klasse verfügten neben einem Dieselmotor auch über einen Elektromotor und über ein Sonar zur U-Jagd.

Die Schiffe wurden in fünf Serien oder Unterklassen von verschiedenen italienischen Werften gebaut. Von den 60 geplanten Einheiten wurden 29 Schiffe ab 1942 in Dienst gestellt. Bis zum Waffenstillstand am 8. September 1943 gingen drei Korvetten verloren. Danach übernahm die deutsche Kriegsmarine sieben Schiffe, weitere 21 wurden unter deutscher Regie auf den Werften fertiggebaut. Sechs weitere, im Bau befindliche Korvetten konnten bis Kriegsende nicht mehr fertiggestellt werden. Die Beschaffung von zwei Einheiten wurde kriegsbedingt annulliert, zwei Schiffe liefen erst nach dem Krieg vom Stapel. Insgesamt 22 Korvetten der Gabbiano-Klasse wurden nach 1946 von der Marina Militare der Republik Italien übernommen. 16 Einheiten wurden zunächst modifiziert, um Minenräumaufgaben zu übernehmen. In den 1950er-Jahren erfolgten größere Umbauten und Modernisierungsarbeiten. Elf Schiffe übernahmen danach vorwiegend U-Jagd-Aufgaben, die anderen elf Einheiten waren auf die Flugabwehr spezialisiert. In dieser Form blieben sie bis Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre in Dienst. Sie wurden von den Korvetten der Klassen Albatros und De Cristofaro ersetzt.

Unterklassen

Bei den Schiffskennungen kam es während des Krieges zu einer Abweichung vom Standard. Italienische Zerstörer, Torpedoboote und andere Schiffstypen führten als Kennung zwei große Buchstaben am Schiffsrumpf, die als Abkürzung des Schiffsnamens dienten. Im Falle der Gabbiano-Klasse verzichtete man von Anfang an auf dieses System, das angesichts der vielen geplanten Einheiten zu unübersichtlich geworden wäre. Stattdessen griff man auf einen alphanumerischen Kode zurück. Anwendung fand der Buchstabe C für Corvetta, es folgten Zahlen von 11 bis 70. Nach dem Krieg wurde wegen der geringeren Anzahl der verfügbaren Schiffe wieder die Abkürzung des Schiffsnamens durch zwei Buchstaben verwendet. Ab 1953 wurde das standardisierte NATO-Kennungssystem eingeführt, wobei die Schiffe der Gabbiano-Klasse den Buchstaben F (für Fregatten und Korvetten) erhielten, dem eine Nummer im 500er Bereich (für Italien reserviert) folgte. In nachstehender Liste sind unter dem Abschnitt „Kennung“ alle drei verwendeten Schiffskennungen angeführt. Tauchen im Abschnitt „Verbleib“ Bezeichnungen des Musters UJ 2222 auf, so verweisen sie auf die Nutzung als U-Jagd-Boote durch die deutsche Kriegsmarine. Die ersten beiden Zahlen verweisen dabei auf den jeweiligen Marineverband (hier: 22. U-Jagd-Flottille).

Serie Gabbiano

Die insgesamt zwölf Schiffe dieser Unterklasse waren nach Seevögeln benannt. Die ersten vier Korvetten (Gabbiano, Procellaria, Cormorano, Pellicano) wurden auf der Cerusa-Werft in Voltri (Genua) gebaut, die übrigen acht von Ansaldo in Genua.

Name Kennungen Kiellegung Stapellauf Indienststellung Anmerkungen, Verbleib
Gabbiano C 11, GB, F 571 14. Januar 1942 23. Juni 1942 3. Oktober 1942 1951, 1954/55 Umbauten, 1971 außer Dienst
Procellaria C 12 14. Januar 1942 4. September 1942 29. November 1942 am 31. Januar 1943 vor Cap Bon durch Mine versenkt
Cormorano C 13, CO, F 575 14. Januar 1942 17. November 1942 6. März 1943 Umbauten 1952 und 1954, 1971 außer Dienst
Pellicano C 14, PE, F 574 15. September 1942 20. Februar 1943 15. April 1943 Umbauten zwischen 1952 und 1962, 1969 außer Dienst
Cicogna C 15 15. Juni 1942 12. Oktober 1942 11. Januar 1943 am 24. Juli 1943 in Messina zerstört
Folaga C 16, FO, F 576 15. Juni 1942 13. November 1942 16. Februar 1943 Umbauten 1950 und 1953, am 1. August 1965 außer Dienst
Ibis C 17, IB, F 561 18. Juni 1942 12. Dezember 1942 3. April 1943 4 Umbauten zwischen 1950 und 1955, 1971 außer Dienst
Gru C 18, GU, F 566 6. Juli 1942 23. Dezember 1942 29. April 1943 3 Umbauten zwischen 1951 und 1953, 1971 außer Dienst
Tuffetto C 51 15. März 1943 25. August 1943 22. Februar 1944 UJ 2222, am 24. April 1945 in Genua selbstversenkt
Marangone C 52 15. März 1943 16. September 1943 18. März 1944 UJ 2223, am 24. Mai 1944 bei Elba versenkt
Strolaga C 53 15. März 1943 30. Oktober 1943 18. April 1944 UJ 2224, am 24. April 1945 in Genua selbstversenkt
Ardea C 54 15. März 1943 8. Januar 1944 1944 UJ 2225, am 24. April 1945 in Genua selbstversenkt

Die Korvette Cicogna versenkte am 14. März 1943 vor San Vito lo Capo das britische U-Boot HMS Thunderbolt. Gabbiano war am 24. April 1943 an der Versenkung des U-Bootes HMS Sahib beteiligt. Ibis schoss am 25. August 1943 eine britische de Havilland DH.98 Mosquito ab.

Serie Antilope

Diese Serie von neun Korvetten war nach Säugetieren (Hornträger) benannt. Gebaut wurden sie von OTO in Livorno.

Name Kennungen Kiellegung Stapellauf Indienststellung Anmerkungen, Verbleib
Antilope C 19 20. Januar 1942 9. Mai 1942 11. November 1942 UJ 6082, am 15. August 1944 von USS Somers versenkt
Gazzella C 20 20. Januar 1942 9. Mai 1942 6. Februar 1943 am 5. August 1943 vor Asinara auf Mine gelaufen, gesunken
Camoscio C 21 20. Januar 1942 9. Mai 1942 18. April 1943 UJ 6081, am 17. August 1944 von USS Endicott vor Toulon versenkt
Capriolo C 22 3. Juni 1942 5. Dezember 1942 UJ 6083, am 24. April 1945 in Genua selbstversenkt
Alce C 23 27. Mai 1942 5. Dezember 1942 UJ 6084, am 24. April 1945 in Genua selbstversenkt
Renna C 24 31. Mai 1942 5. Dezember 1942 1943 UJ 6085, am 4. September 1944 in Genua zerstört
Daino C 55 1. März 1943 1944 1944 UJ 6087, am 11. Juli 1944 in Livorno selbstversenkt
Cervo C 56 25. März 1943 1944 1944 UJ 6086, am 24. April 1945 in Genua selbstversenkt
Stambecco C 57 4. März 1943 UJ 6088, 1944 durch Luftangriff in Livorno zerstört

Serie Ape

Diese zwölf Einheiten trugen die Namen von Insekten. Gebaut wurden sie von Navalmeccanica in Castellammare di Stabia bei Neapel.

Name Kennungen Kiellegung Stapellauf Indienststellung Anmerkungen, Verbleib
Ape C 25, AP, F 567, A 5328 4. Mai 1942 22. November 1942 15. Mai 1943 6 Umbauten zwischen 1951 und 1965, 1979 außer Dienst
Vespa C 26 4. Mai 1942 22. November 1942 2. September 1943 UJ 2221, am 24. April 1945 in Genua selbstversenkt
Lucciola C 27 22. Juni 1942 21. März 1943 im September 1943 selbstversenkt
Grillo C 28 22. Juni 1942 21. März 1943 im September 1943 selbstversenkt
Cicala C 29 30. September 1942 27. Juni 1943 im September 1943 selbstversenkt
Calabrone C 30 1. Oktober 1942 27. Juni 1943 im September 1943 selbstversenkt
Cavalletta C 31 3. Dezember 1942 Bau abgebrochen
Libellula C 32 3. Dezember 1942 Bau abgebrochen
Crisalide C 58, CR, F 547 22. April 1943 8. Dezember 1947 25. September 1952 Umbau von 1959 bis 1960, 1972 außer Dienst
Farfalla C 59, F 548 21. April 1943 4. Januar 1948 10. Februar 1953 1971 außer Dienst
Maggiolino C 60 Bau annulliert
Cocciniglia C 61 Bau annulliert

Serie Scimitarra

Die neun Schiffe dieser Unterklasse waren nach Waffen benannt. Sie wurden von Breda in Marghera bei Venedig gebaut.

Name Kennungen Kiellegung Stapellauf Indienststellung Anmerkungen, Verbleib
Scimitarra C 33, SC, F 564 24. Februar 1942 16. September 1942 10. Mai 1943 5 Umbauten zwischen 1949 und 1957, 1971 außer Dienst
Baionetta C 34, BA, F 578 24. Februar 1942 5. Oktober 1942 28. Juli 1943 1971 außer Dienst
Colubrina C 35 14. März 1942 7. Dezember 1942 14. Januar 1944 UJ 205, am 28. März 1944 in Šibenik versenkt
Spingarda C 36 14. März 1942 22. Mai 1943 6. Mai 1944 UJ 208, am 1. November 1944 vor Zadar mit UJ 202 (ex Melpomene) und TA 20 versenkt
Carabina C 37 14. März 1942 22. Mai 1943 UJ 207, im Februar 1944 bei Luftangriff zerstört
Bombarda C 38, BD, F 549 21. August 1943 10. Februar 1944 30. Oktober 1944 UJ 206, am 25. April 1945 selbstversenkt, gehoben, in Dienst von 1951 bis 1975
Scure C 62 20. Oktober 1942 UJ 209, abgebrochen
Clava C 63 20. Oktober 1942 UJ 210, abgebrochen
Zagaglia C 64 1. Februar 1943 UJ 211, abgebrochen

Serie Artemide

Die insgesamt 18 Korvetten der Artemis-Unterklasse waren nach weiblichen Gottheiten der Antike benannt. Die ersten zehn Schiffe wurden von CRDA in Monfalcone gebaut, die übrigen acht Einheiten in Triest

Name Kennungen Kiellegung Stapellauf Indienststellung Anmerkungen, Verbleib
Artemide C 39 9. März 1942 10. August 1942 10. Oktober 1942 UJ 2226, am 24. April 1945 in Genua selbstversenkt
Persefone C 40 9. März 1942 21. September 1942 28. November 1942 UJ 2227, am 24. April 1945 in Genua selbstversenkt
Euterpe C 41 2. April 1942 22. Oktober 1942 20. Januar 1943 UJ 2228, am 24. April 1945 in Genua selbstversenkt
Minerva C 42, MI, F 562 3. April 1942 6. November 1942 25. Februar 1943 1969 außer Dienst
Urania C 65, UR, F 570 1. Oktober 1942 21. April 1943 7. August 1943 6 Umbauten zwischen 1946 und 1961, 1971 außer Dienst
Berenice C 66 1. Oktober 1942 20. Mai 1943 1. September 1943 am 9. September 1943 vor Triest versenkt
Egeria C 67 15. Februar 1943 3. Juli 1943 28. Januar 1944 UJ 201, am 29. Februar 1944 versenkt
Melpomene C 68 25. März 1943 29. August 1943 24. April 1944 UJ 202, am 11. November 1944 vor Zadar mit UJ 208 (ex Spingarda) und TA 20 versenkt
Tersicore C 69 15. April 1943 16. Oktober 1943 1944 UJ 203, am 20. April 1944 in Monfalcone zerstört
Euridice C 70 1. Juli 1943 12. März 1944 1944 UJ 204, am 25. Mai 1944 in Monfalcone zerstört
Driade C 43, DR, F 568 9. Mai 1942 7. Oktober 1942 14. Januar 1943 1966 außer Dienst
Danaide C 44, DA, F 563 9. Mai 1942 21. Oktober 1942 27. Februar 1943 4 Umbauten zwischen 1952 und 1958, 1967 außer Dienst
Pomona C 45, PO, F 573 16. Mai 1942 18. November 1942 4. April 1943 Umbau 1955/56, außer Dienst 1964
Flora C 46, FL, F 572 16. Mai 1942 1. Dezember 1942 25. April 1943 1969 außer Dienst
Sfinge C 47, SF, F 579 20. Juni 1942 9. Januar 1943 12. Mai 1943 1975 außer Dienst
Chimera C 48, CB, F 569 20. Juni 1942 30. Januar 1943 26. Mai 1943 1975 außer Dienst
Sibilla C 49, SB, F 565 26. Juni 1942 10. März 1943 5. Juni 1943 1971 außer Dienst
Fenice C 50, FE, F 577 27. Juni 1942 10. März 1943 15. Juni 1943 1964 außer Dienst

Euterpe war am 24. April 1943 an der Versenkung des britischen U-Bootes HMS Sahib beteiligt. Zusammen mit der Korvette Minerva versenkte Euterpe am 14. August 1943 bei Bastia das U-Boot HMS Saracen.

Literatur

  • Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945, Bd. 8/1-2, Flußfahrzeuge, Ujäger, Vorpostenboote, Hilfsminensucher, Küstenschutzverbände, Kleinkampfverbände, Beiboote, Bernard & Graefe, München 1993, ISBN 3-7637-4808-3
  • Zvonimir Freivogel: Die Korvetten der Gabbiano-Klasse, Verlag Simon Frey, Düsseldorf 2009, ISBN 3-938494-08-5

Weblinks

Commons: Gabbiano-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien