Gabriele Falloppio

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Gabriele Falloppio, Porträt eines unbekannten Künstlers aus dem 16. Jahrhundert

Gabriele Falloppio (auch Fallopio, Falloppia und Faloppio genannt; * 1523 in Modena; † 9. Oktober 1562 in Padua[1]) war ein italienischer Anatom und Chirurg. Besser bekannt ist er unter seinem latinisierten Namen Fallopius. Er gilt als Mitbegründer der modernen Anatomie und war einer der wichtigsten Ärzte des 16. Jahrhunderts.

Leben

Falloppio wuchs in armen Verhältnissen auf und war zunächst zum geistlichen Stand bestimmt und studierte, bevor er das medizinische Studium aufnahm, zwei Jahre klassische Wissenschaften. 1544 führte er seine erste öffentliche Sektion durch, 1545 begann er sein Studium der Medizin in Ferrara, wo er unter anderem Schüler von Andreas Vesalius war und 1552 den Doktortitel erhielt. In Ferrara lehrte er seit 1547 Materia medica und wurde 1548 zum Professor der Anatomie ernannt. Von 1548 bis 1551 lehrt er als Professor und Lehrstuhlinhaber Anatomie in Pisa, und nachdem man ihm 1551 den Lehrstuhl für Chirurgie und Materia medica, wozu auch der Unterricht in Botanik gehörte, angeboten hatte, an der Universität Padua[1] als zweiter Nachfolger Vesals. Mit zahlreichen selbst durchgeführten Sektionen trug er zur Explosion des anatomischen Wissens im 16. Jahrhundert bei. Besonders detaillierte Beschreibungen steuerte er zum Bau des Gehörorgans bei. Zudem setzte er neue Akzente in der Beschreibung des Eileiters, der deshalb auch als Fallopp’sche Tube oder Tuba uterina (Fallopii) – im englischen Sprachraum: Fallopian tube – bezeichnet wird.

Gabriele Falloppio erklärte die morphologische Unabhängigkeit der zwei Zahnungen, nennt erstmals den Zahnfollikel und beschreibt vier verschiedene Obturatoren.[2]

Als erste wissenschaftlich sichere Erwähnung der oft schamhaft verschwiegenen Syphilis gilt sein Buch De morbo Gallico („Über die französische Krankheit“). Er empfahl mit Medikamenten und anorganischen Salzen getränkte Leinensäckchen gegen die sich ausbreitende (möglicherweise aus dem neu entdeckten Amerika eingeschleppte) Syphilis. Falloppio wird daher vielfach für den Erfinder des Kondoms gehalten.

Zu Falloppios Schülern auf dem Gebiet der Anatomie gehörten neben Hieronymus Fabricius auch Joachim Camerarius der Jüngere und Georg Marius.[3][4]

Falloppio untergeschoben wurden die Secreti diversi e miracalosi (1563).[5]

Schriften

  • Observationes anatomicae. Venedig 1561.
  • De morbo Gallico. Venedig 1564.
  • Kunstbuch Des hocherfarnen und weytberhümpten Herrn Gabrielis Fallopij, der Artzney Doctorn von mancherley nutzlichen Künsten . Sampt einem andern büchlin / durch Christophorum Landrinum außgangen. Augsburg (1571 und) 1578 Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. – Das Kunstbuch enthält zum Beispiel medizinische und technische Rezepte sowie Ratschläge für Haus und Garten.
  • Opera omnia. Venedig 1584.
  • Gabrielis Fallopii Wunderlicher menschlichem Leben gewisser und sehr nutzlicher Secreten drey Bücher : vom Authore selbst in Ttalienischer Sprach publicirt, jetzund aber Teutscher Nation zu gutem in unser Muttersprach ubersetzet. Franckfurt am Mayn 1616 Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Weblinks

Literatur

  • Barbara I. Tshisuaka: Falloppia, Gabriele. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 391 f.
  • Öncel Çağatay: One of the Great Pioneers of Anatomy: Gabriele Falloppio (1523-1562). In: Bezmialem Science. 2016 (3), S. 123–126 (doi:10.14235/bs.2016.634) – (Digitalisat (PDF)).

Einzelnachweise

  1. a b Wolfgang U. Eckart, Christoph Gradmann (Hrsg.): Ärzte Lexikon: Von der Antike bis zur Gegenwart. 3. Auflage. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2006, ISBN 978-3-540-29584-6, S. 114.
  2. Ullrich Rainer Otte: Jakob Calmann Linderer (1771–1840). Ein Pionier der wissenschaftlichen Zahnmedizin. Medizinische Dissertation, Würzburg 2002, S. 17.
  3. Rolf Heyers: Dr. Georg Marius, genannt Mayer von Würzburg (1533–1606). (Zahn-)Medizinische Dissertation Würzburg 1957, S. 12 und 104.
  4. Robert Herrlinger: Volcher Coiter, 1534–1576. Habilitationsschrift. Universität Würzburg 1952, S. 93.
  5. Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Zum Magie-Begriff in der Renaissance-Medizin und -Pharmazie. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984 (= Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 99–116, hier: S. 114 (zur Secreta- und Mirabilien-Literatur).