Gabriella Carli
Gabriella Carli (* 1. Juni 1953 in Triest[1]) ist eine italienische Dirigentin und Pianistin.
Leben und Wirken
Gabriella Carli studierte von 1964 bis 1975 Klavier am Conservatorio Giuseppe Tartini in Triest. Nach dem Abschluss als diplomierte Pianistin besuchte sie die Meisterklasse von Carlo Zecchi am Mozarteum Salzburg und machte dort 1976 ihr Konzertexamen. In dieser Zeit trat sie als Pianistin bei den Musikfestspielen von Spoleto auf, wo sie dem Komponisten Gian Carlo Menotti begegnete, dem sie bei den Festspielen von 1975 bis 1980 assistierte. Auf seinen Rat wandte sie sich dem Dirigieren und der Opernregie zu.[2]
Sie besuchte Meisterkurse bei Franco Ferrara an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia und an der Accademia Musicale Chigiana sowie bei Karlheinz Stockhausen am Teatro Comunale di Bologna und bei Sergiu Celibidache bei den Münchner Philharmonikern.[1] Ihr Dirigierdiplom legte sie 1977 bei Pierre Dervaux während der Internationalen Sommerakademie in Nizza ab. Im selben Jahr gab sie ihr Debüt als Dirigentin mit dem Philharmonischen Orchester Danzig in Venedig, unter anderem mit der 4. Sinfonie (Beethoven).[3] Neben dem musikalischen Curriculum promovierte sie 1980 an der Universität Padua in Literaturwissenschaft mit einer Arbeit über Die Lieder mit Goethes Text von Mozart bis Hugo Wolf.[4] Sie war ein Jahr Ballettrepetitorin am Theater Krefeld, bevor sie 1985 nach Berlin ging, wo sie 1987 Assistentin von Herbert von Karajan war.[3][5] Carli gründete 1988 mit dem Kammerensemble Berlin ihr eigenes Orchester, mit dem sie 1989 im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie auftrat.[3] Über das Konzert schrieb Der Tagesspiegel: „Gabriella Carli dirigiert auswendig und ohne Taktstock. Auffallend ist ihre geschmeidige Linienführung und die sehr bewusste Gestaltung durch die Hände. Sie überzeugte durch eine unspektakuläre sensible Führung.“[6]
Der RIAS Berlin porträtierte sie 1989 in einem Dokumentarfilm.[3][7]
Seit 1992 lebt Carli in der Schweiz.[8] Nachdem sie 2008 Opfer eines gewalttätigen Überfalls geworden ist, engagiert sie sich mit Benefiz-Konzerten[9][10][11] und Vorträgen[12] für Frieden und Menschenrechte.
Im Frühjahr 2021 hat Carli die Idee sogenannter «covidistischer» Konzerte für den Frieden lanciert zum Gedenken an alle Opfer der COVID Krise und im November 2021 kam es zu ersten Aufführungen in Zürich und Basel.[13]
Auszeichnungen
- 1982 Dr. Walter Strebi-Preis bei den internationalen Musikfestspielen Luzern (heute „Lucerne Festival“)
- 1985 Stipendiatin des Deutschen Musikrates und der Deutschen Künstlerhilfe
- 1987 Stipendiatin der Freunde der Berliner Philharmonie
- 1990 Preis für künstlerische Verdienste des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker
- 1991 Verdienstorden der Italienischen Republik (Ordine al Merito della Repubblica Italiana) in der Stufe Offizier (Ufficiale).[14][15]
Literatur
- Elke Mascha Blankenburg: Gabriella Carli, in dies.: Dirigentinnen im 20. Jahrhundert. Portraits von Marin Alsop bis Simone Young, Deutsche Verlagsanstalt, Hamburg 2003, ISBN 3-434-50536-9, S. 74–76
- Annamaria Ducaton: Gabriella Carli – due grandi passioni la musica e il mare, in dies.: Amiche mie carissime – interviste a 26 protagoniste della cultura triestina, Hammerle, Trieste 2002, S. 53–56
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Elke Mascha Blankenburg: Gabriella Carli, in dies.: Dirigentinnen im 20. Jahrhundert. Portraits von Marin Alsop bis Simone Young. Deutsche Verlagsanstalt, Hamburg 2003, ISBN 3-434-50536-9, S. 74 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Mascha-Blankenburg, S. 74.
- ↑ a b c d Elke Mascha Blankenburg: Gabriella Carli, in dies.: Dirigentinnen im 20. Jahrhundert. Portraits von Marin Alsop bis Simone Young. Deutsche Verlagsanstalt, Hamburg 2003, ISBN 3-434-50536-9, S. 75.
- ↑ Aufbewahrt und einsehbar im Archiv der Universität Padua.
- ↑ Neue Zeitschrift für Musik, 1990, S. 53 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Zitiert von Elke Mascha Blankenburg in: Gabriella Carli, in dies.: Dirigentinnen im 20. Jahrhundert. Portraits von Marin Alsop bis Simone Young. Deutsche Verlagsanstalt, Hamburg 2003, ISBN 3-434-50536-9, S. 75.
- ↑ Das Orchester, Band 39, 1991, S. 72 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Elke Mascha Blankenburg: Gabriella Carli, in dies.: Dirigentinnen im 20. Jahrhundert. Portraits von Marin Alsop bis Simone Young. Deutsche Verlagsanstalt, Hamburg 2003, ISBN 3-434-50536-9, S. 76.
- ↑ Annik Hosmann: Interview mit Dirigentin Gabriella Carli. In: Annabelle, 24. April 2015 (abgerufen am 8. Januar 2019)
- ↑ Concerto per la Pace ed i Diritti Umani, Teatro Dal Verme, Mailand 2015
- ↑ Daniel Diriwächter: Sie setzt ein Zeichen für alle Opfer: Gabriella Carli organisiert ein Konzert für den Frieden. In: Limmattaler Zeitung, 25. November 2019 (abgerufen am 18. Mai 2020)
- ↑ Lecture as seen by the Organisation for Peace: Migration and terrorism, Veranstaltung mit Gabriella Carli in der Universität Zürich, 17. November 2016
- ↑ Sven Hoti: «Covidistische Konzerte»: Dirigentin Gabriella Carli lanciert Konzertreihe für Coronaopfer. Abgerufen am 4. Dezember 2021.
- ↑ Ordine al Merito della Repubblica Italiana. Presidenza della Repubblica Italiana, abgerufen am 12. Januar 2019 (italienisch).
- ↑ nach Elke Mascha Blankenburg S. 76
Personendaten | |
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NAME | Carli, Gabriella |
KURZBESCHREIBUNG | italienische Dirigentin |
GEBURTSDATUM | 1. Juni 1953 |
GEBURTSORT | Triest |