Kunstmuseum Stuttgart

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Kunstmuseum Stuttgart, im August 2013
Das Kunstmuseum bei Nacht, die Fassade wird transparent. (2011)
Kunstmuseum, oberste Etage, im Mai 2005
Anstelle des Kunstmuseums stand bis 1963 das Kronprinzenpalais.

Das Kunstmuseum Stuttgart ist ein Museum für Bildende Kunst in Stuttgart. Es steht anstelle des 1963 abgebrochenen Kronprinzenpalais und wurde im März 2005 als Nachfolgeinstitution der Galerie der Stadt Stuttgart eröffnet. Das am Schloßplatz und der Königstraße gelegene Museum zeigt ausgewählte Werke der städtischen Sammlung vom 19. Jahrhundert bis zur aktuellen zeitgenössischen Kunst. Daneben werden thematische oder monografische Sonderschauen präsentiert. 2022 wurde das Museum von Kunstkritikern der deutschen Sektion des internationalen Kunstkritikerverbandes (AICA) zum Museum des Jahres 2021 gewählt.[1]

Architektur

Das Museumsgebäude mit 5000 m² Ausstellungsfläche wurde von den Berliner Architekten Hascher und Jehle entworfen. Es wirkt von außen tagsüber als gläserner Würfel, der die Umgebung als Spiegel aufnimmt. Nachts werden die beleuchteten Kalksteinwände aus Dietfurter Kalkstein im Innern sichtbar. Die aus dem Altmühltal stammenden Natursteine sind unregelmäßige Krustenplatten mit farbigen mineralischen Oxidationen. Als weiterer Blickfang dienen meterhohe Wörter und Texte aus grauer und roter Klebefolie, die außen an den Glasfenstern angebracht werden und mit jeder Ausstellung wechseln. Der Bodenbelag in der obersten Etage ist ein Auerkalkstein, auch bekannt als Kelheimer Kalkstein, aus dem Altmühltal.

In Bezug auf das Zitat „Wenn man das Kronprinzenpalais abreißt, verliert die Westseite des Schloßplatzes die Hälfte ihres Gesichts.“ von Paul Bonatz 1951 kommentierte Dankwart Guratzsch 1999 den Entwurf des Kunstmuseums: „Sie wird es auch jetzt nicht wiederfinden.“[2]

Baugeschichte

An der Stelle des Kubus des neuen Kunstmuseums stand bis 1963 die Ruine des 1944 bei einem Luftangriff beschädigten Kronprinzenpalais. Es war das städtebauliche Pendant zum Wilhelmspalais, das sich am anderen Ende der Planie befindet. Nach Abriss der Ruine wurde die Planie zunächst zu einer sechsspurigen Straße mit vier zusätzlichen Tunneln für Autos und Straßenbahnen ausgebaut.

Um die Überquerung für die Fußgänger auf der Königstraße zu erleichtern, wurde 1968 der treppenartig angelegte Kleine Schloßplatz erbaut, der aber in seiner Funktion nie richtig angenommen wurde. Jahrelang wurde über einen Abriss des als überflüssig erachteten Bauwerks diskutiert, da auch die oberirdische Querstraße wieder überdeckelt worden war. Der Neubau des Kunstmuseums schloss nach 2000 diese Baulücke neben dem Königsbau entlang der Königstraße.

Sammlung

Die Sammlung des Museums beruht auf dem Bestand der bisherigen „Galerie der Stadt Stuttgart“. Diese geht auf eine Schenkung des Marchese Silvio della Valle di Casanova im Jahre 1924 zurück.

Zum Bestand gehört heute auch die bedeutendste Sammlung von Werken des Künstlers Otto Dix, die zu großen Teilen auf den früheren Direktor der „Galerie der Stadt Stuttgart“, Eugen Keuerleber, zurückgeht. Für sie wurden eigens zwei Ausstellungsräume reserviert. Glanzstück der Sammlung ist das Triptychon Großstadt, das Dix 1927/28 malte. Darüber hinaus besitzt das Museum zahlreiche Werke u. a. von Willi Baumeister, Adolf Hölzel, K. R. H. Sonderborg, Dieter Roth, Dieter Krieg, Joseph Kosuth, Rebecca Horn, Wolfgang Laib, Josephine Meckseper, Thomas Grünfeld, Ben Willikens, Haegue Yang.

Das Atelier- und Wohnhaus von Otto Dix in Hemmenhofen (Gaienhofen) auf der Höri am Bodensee wurde 2009 vom Kunstmuseum Stuttgart neu konzipiert. Bis dahin hatte der Verein Otto-Dix-Haus e. V. das Künstlermuseum ehrenamtlich geleitet. Als Museum Haus Dix wurde es 2013 wiedereröffnet und ist dem Leben der ganzen Familie Dix gewidmet. Der Verein unterstützt das Haus weiterhin ehrenamtlich. Die Stadt Stuttgart, die Gemeinde Gaienhofen, der Landkreis Konstanz sowie Sponsoren investierten insgesamt 1,5 Millionen Euro zur Rettung des stark sanierungsbedürftigen Hauses.[3]

Sonderausstellungen

  • Paul Uwe Dreyer (10/2021 – 01/2022)
  • Zeitgenössischer Aktivismus zwischen Haltung und Stil. Protestbereitschaft (12/2021 – 01/2022)
  • Der Traum vom Museum „schwäbischer“ Kunst (02/2020 – 11/2020)
  • Frischzelle_27: Claudia Magdalena Merk (10/2020 – 04/2022)
  • Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970 (11/2019 – 08/2020)[4]
  • Ragnar Kjartansson. Scheize – Liebe – Sehnsucht (07/2019 – 10/2019)
  • EKSTASE (09/2018 – 02/2019)
  • Reinhold Nägele. Chronist der Moderne (01/2018 – 06/2018)
  • Patrick Angus. Private Show (12/2017 – 04/2018)
  • [un]erwartet. Die Kunst des Zufalls (07/2016 – 01/2017)
  • Candice Breitz: Ponderosa (04/2016 – 05/2016)
  • Amie Siegel. Part 2. Ricochet (01/2016 – 05/2016)
  • I Got Rhythm. Kunst und Jazz seit 1920 (10/2015 – 03/2016)
  • Dieter Roth. Balle Balle Knalle (12/2014 – 05/2015)
  • Sammlung Rudolf und Barbara Fakler. Teil 1 (11/2014 – 05/2015)
  • Cool Place. Sammlung Scharpff (07/2014 – 11/2014)
  • Gego. Line as Object (03/2014 – 07/2014)
  • Willi Baumeister International (10/2013 – 03/2014)
  • Kubus. Sparda-Kunstpreis (05/2013 – 09/2013)
  • Fritz Winter. Das Innere der Natur (04/2013 – 01/2014)
  • Andreas Magdanz. Stuttgart Stammheim (11/2012 – 03/2013)
  • Das Auge der Welt. Otto Dix und die Neue Sachlichkeit (11/2012 – 04/2013)
  • Rasterfahndung. Das Raster in der Kunst nach 1945 (05/2012 – 10/2012)
  • Michel Majerus (11/2011 – 04/2012)
  • Ars Viva. Labor (06/2011 – 10/2011)
  • Kosmos Rudolf Steiner (02/2011 – 05/2011)
  • Camill Leberer (11/2010 – 01/2011)
  • Eat Art. Vom Essen in der Kunst (092010 – 01/2010)
  • Elger Esser. Eigenzeit (11/2009 – 04/2010)
  • Konkret. Die Sammlung Heinz und Anette Teufel (10/2009 – 01/2010)
  • Ben Willikens. Licht und Dunkel (07/2009 – 10/2009)
  • Kaleidoskop. Hoelzel in der Avantgarde (07/2009 – 10/2009)
  • Drei. Das Triptychon in der Moderne (02/2009 – 06/2009)
  • Christian Jankowski (09/2008 – 01/2009)
  • Dieter Krieg. Fritten und Brillanten (04/2008 – 08/2008)
  • Getroffen. Otto Dix und die Kunst des Porträts (12/2007 – 04/2008)
  • Josephine Meckseper (07/2007 – 10/2007)
  • Cross-border. Fotografie und Videokunst aus dem mumok (03/2007 – 06/2007)
  • Piktogramme – Die Einsamkeit der Zeichen (11/2006 – 02/2007)
  • Max Bill. Eine Retrospektive (09/2005 – 01/2006)
  • Otto Dix. Hommage à Martha (09/2005 – 11/2005)
  • angekommen – Die Sammlung im eigenen Haus (03/2005 – 07/2005)

Frischzelle – Ausstellungen von jungen Künstlern

Leitung

Die erste Leiterin des Kunstmuseums Stuttgart, Marion Ackermann, wurde 2009 Direktorin der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf. Ulrike Groos, frühere Direktorin der Kunsthalle Düsseldorf, übernahm 2010 die Leitung des Kunstmuseums.

Besucherzahlen

Im ersten Jahr nach der Eröffnung des Hauses wurden 330.000 Besucher gezählt. Damit hat das Kunstmuseum sogar die Staatsgalerie in Stuttgart überflügelt. Im Jahr 2015 zählte das Museum etwa 161.000 Besucher und die Staatsgalerie 375.694. Im Jahr 2017 besuchten das Kunstmuseum 149.600 Menschen (Staatsgalerie: 223.700 Besucher). Ein Jahr später 2018 kamen 199.827 Besucher in die Staatsgalerie, die die eintrittsfreie Ausstellung 175 Jahre Staatsgalerie – #mein Museum sowie die Ausstellungen Meister von Meßkirch und Ernst Ludwig Kirchner zeigte. Das Kunstmuseum konnte in diesem Jahr mit den Sonderausstellungen Reinhold Nägele. Chronist der Moderne und Ekstase die Staatsgalerie bei den Besucherzahlen mit 223.700 Besuchern die Staatsgalerie überholen.[5][6][7][8]

Weitere Angebote

  • Museumsdidaktik
  • Gastronomie
    • das »o.T.« im Foyer
    • das rundum verglaste Dachrestaurant »Cube« (Innengestaltung/Design Heinz Witthöft)

Filme

Literatur

  • Uwe Bogen (Text); Thomas Wagner (Fotos): Stuttgart. Eine Stadt verändert ihr Gesicht. Erfurt 2012, Seite 18–19.
  • Ludwig Krinn (Redaktion): Landeshauptstadt Stuttgart, Hochbauten 1994–2004. München 2004, Seite 8.
  • Christian Holl (Text): Kunstmuseum Stuttgart. Stadtwandel Verlag, Berlin 2011 (Die Neuen Architekturführer; 167), ISBN 978-3-86711-176-8.

Weblinks

Commons: Kunstmuseum Stuttgart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Koordinaten: 48° 46′ 41,8″ N, 9° 10′ 39,9″ O