Galeriegrab Ostönnen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Galeriegrab Ostönnen
Galeriegrab Ostönnen (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten 51° 32′ 53,4″ N, 8° 0′ 18,4″ OKoordinaten: 51° 32′ 53,4″ N, 8° 0′ 18,4″ O
Ort Soest OT Ostönnen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Entstehung 3500 bis 2800 v. Chr.

Das Galeriegrab Ostönnen ist eine nur in Resten erhaltene und oberirdisch nicht sichtbare megalithische Grabanlage der jungsteinzeitlichen Wartbergkultur bei Ostönnen, einem Ortsteil von Soest im Kreis Soest (Nordrhein-Westfalen).

Lage

Das Grab befindet sich östlich von Ostönnen am Hellweg auf dem Flurstück „Auf dem Kräggenbrink“. Die Fundstelle war in der Vor- und Frühgeschichte über lange Zeit besiedelt. Hier wurden auch Siedlungsreste der Linearbandkeramik, ein spätbronze-/früheisenzeitliches Urnengräberfeld und früh- bis hochmittelalterliche Keramik entdeckt.

Forschungsgeschichte

Das Grab wurde 1904 bei Planierungsarbeiten entdeckt. Dabei wurde das benachbarte Urnengräberfeld zerstört und auch das Galeriegrab erheblich beschädigt. 1929 wurden die Reste der Anlage unter Leitung von August Stieren archäologisch untersucht. In den 1960er Jahren fanden Feldbegehungen der Fundstelle statt.

Beschreibung

Architektur

Die Anlage ist west-östlich orientiert. Sie hat eine Gesamtlänge von 23 m und eine Breite von 2,8 m; die ursprüngliche Höhe ist unbekannt. Die Grabkammer hat eine innere Länge von 22 m und eine Breite von 2,2 m. Die Kammer war aus Platten aus Soester Grünsandstein errichtet worden, die 1904 alle entfernt wurden. Bei der Grabung von 1929 konnten nur noch Trümmerstücke sowie die Standgruben festgestellt werden. Die Gruben sind zwischen 0,6 m und 2,3 m lang und zwischen 0,3 m und 0,4 m breit. Zwischen den Wandplatten befanden sich Lücken, die wahrscheinlich mit Trockenmauerwerk verfüllt waren. Wo sich der Zugang zur Kammer befunden hat, ist nicht ganz klar. Stieren vermutete ihn an der südlichen Langseite, etwa 6 m vom westlichen Ende. Dort stellte er eine größere Lücke von 1 m Breite fest, die von zwei kleinen Steinen eingefasst war. Nach Kerstin Schierhold wäre dies aber eine ungewöhnliche Position, da sich die Zugänge bei den Galeriegräbern von Typ Rimbeck sonst stets an der Mitte einer Langseite befinden.

Das Baumaterial für die Kammer stammte aus der unmittelbaren Umgebung und musste wohl nur wenige hundert Meter herangeschafft werden. Der Materialbedarf wird auf etwa 122,4 t geschätzt.

Bestattungen

Bei der Grabung von 1929 wurden mehrere menschliche Knochen gefunden. Diese galten lange als verschollen und wurden erst 2004 wiedergefunden. Sie lassen sich mindestens sechs Individuen zuordnen. Von diesen lassen sich zwei sicher als männliche Erwachsene bestimmen, eines als Erwachsener oder Jugendlicher unklaren Geschlechts und eines als jugendliches Mädchen.

Beigaben

Bei der Grabung wurde keine Keramik aus der Nutzungszeit des Grabes gefunden. Als einzige Beigaben wurden drei Klingen und ein Abschlag aus Feuerstein entdeckt. Grüne Patina an einem menschlichen Beckenknochen deutet auf die Beigabe von Schmuck oder Werkzeugen aus Kupfer hin. Bei den Feldbegehungen wurden weitere Feuerstein-Artefakte (Klingen, Schaber und querschneidige Pfeilspitzen) gefunden, die möglicherweise auch aus dem Grab stammen.

Datierung

Mittels Radiokarbonmethode konnte die Nutzungszeit der Anlage auf 4480±40 BP; 3205±99 calBC bestimmt werden.

Literatur

  • Hugo Hoffmann: Stand und Aufgaben der vor- und frühgeschichtlichen Forschung in Westfalen. In: Westfälische Forschungen. Band 1, 1938, S. 215.
  • Hugo Hoffmann: Eine bandkeramische Siedlung in der Warburger Börde. In: Nachrichtenblatt für deutsche Vorzeit. Band 14, 1938, S. 285–286.
  • Kerstin Schierhold: Stichwort „Ostönnen“. In: Neujahrsgruß 2006. 2006, S. 59–60.
  • Kerstin Schierhold: Studien zur Hessisch-Westfälischen Megalithik. Forschungsstand und -perspektiven im europäischen Kontext (= Münstersche Beiträge zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie. Band 6). Leidorf, Rahden/Westf. 2012, ISBN 978-3-89646-284-8, S. 265–266.
  • Waldtraut Schrickel: Katalog der mitteldeutschen Gräber mit westeuropäischen Elementen und der Galeriegräber Westdeutschlands (= Beiträge zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie des Mittelmeer-Kulturraumes. Band 5). Habelt, Bonn 1966, S. 453.
  • August Stieren: Die vorgeschichtliche Denkmalpflege in Westfalen. In: Nachrichtenblatt für deutsche Vorzeit. Band 6, 1930, S. 239.

Weblinks