Garten

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Garten einer Arbeiterwohnung, Textilmuseum Bocholt
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Barocke Gartenanlage des Stiftes Melk

Ein Garten ist ein abgegrenztes Stück Land, in dem Pflanzen oder Tiere vom Menschen in Kultur genommen und somit gepflegt (kultiviert)[1] werden. Im Gegensatz zu Parks werden Gärten meist privat genutzt.

Gärten werden nicht nur angelegt, um einen direkten Ertrag zu ernten (Nutzgarten), sondern auch um einem künstlerischen, spirituellen oder therapeutischen Zweck zu dienen, oder auch der Freizeitgestaltung und Erholung, wie Zier- und Kleingärten.

Etymologie

Der deutsche Begriff Garten leitet sich etymologisch von Gerte (indogermanisch gher und später ghortos, womit lateinisch hortus verwandt ist) ab. Gemeint sind Weiden-, Haselnussruten oder andere Gerten, die früher – ineinander verflochten – den ursprünglich in der Nähe des Hauses gelegenen Garten umfriedeten. Das Wort gerd, gard bezeichnet über gotisch gardeGehege“, garda "Pferch"[2] ursprünglich „das (mit Gerten) umzäunte Gelände“, während die von einem lebenden Zaun umstandenen Fläche im Wortfeld Hag, Hecke zu finden ist. Das niederländische Wort tuin für Garten (vgl. Deutsch Zaun, Altnordisch tún) geht auf eine ähnliche Entwicklung zurück.[3]

Mittelalterliche Darstellungen zeigen auch ummauerte Gärten. In diesem Begriffsfeld steckt eine indogermanische Wurzel cart(o)Schutz“, das in lat. hortus „Nutzgarten“, franz. jardin „Garten“ (deutsch aber Hort), ahd. gard, gart, altnordisch garðr („Hof“, „Herrschaftsgebiet“, vergl. Asgard, Midgard) in engl. yard („Hof“), skand. gaard („Hof“, „Gehöft“) und slaw. grad („Burg“, „Befestigung“, „Umfriedung“), indirekt auch der Garde („Wache“, „Schutztruppe“) wie auch in Eigennamen auf -gard/t (Luitgard, Irmgard, Eringard) erhalten ist.[4]

Der dem Wort in der heutigen Form zugrundeliegende Begriff ist „umfriedetes Land zum Zweck des Anbaus von Pflanzen“. Der Garten stand unter besonderem rechtlichem Schutz (Gartenfrieden). Toponyme auf -gard/t(en), -gad(en) leiten sich aus diesem Kontext ab, vermischen sich aber mit dem althochdeutschen Wort gadamGadem“, „Raum“, „Gemach“, „Scheune“ (Berchtesgaden).

Die Konzeption eines Gartens ist jedoch in jeder Kultur unterschiedlich, westliche Garten-Definitionen und Konzepte sollten nicht ungeprüft übertragen werden.[5] Siehe auch Garten Eden und Paradies.

Typen

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Garten (Frühling), Abbildung aus dem Tacuinum Sanitatis aus dem 14. Jahrhundert
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Kleiner Ziergarten (Naturlandstiftung Saar, Saarbrücken)

Neben der heute oftmals anzutreffenden Form eines Mischgartens, der viele (also gemischte) Aspekte in sich vereint, unterscheidet man in Europa je nach schwerpunktmäßiger Nutzung

Ziergärten können öffentlich oder privat sein, eingefriedet oder zugänglich.

Ein großer Garten, der nicht (nur) zu Ertragszwecken, sondern als ästhetisches Objekt angelegt und unterhalten wird, ist ein Park, auch wenn sich im Namen solcher Anlagen das Wort „Garten“ erhalten hat, wie beim Englischen Garten. Ästhetisch gestaltete Gärten und Parks erhalten die Bezeichnung nach

Bepflanzung

In einem Garten verwendet man Nutzpflanzen, insbesondere:

Eine weitere Gruppe sind die Zierpflanzen. An Typen lassen sich unterscheiden:

Geschichte

Botanische Gärten

Der botanische Gartenbau in Europa kam erst dauerhaft im 16. Jahrhundert, nach der Entdeckung Mexikos, in Schwung und ging zunächst von Spanien aus.[6] Gaspar de Gabriel, ein reicher toskanischer Edelmann, gründete 1525 den ersten botanischen Garten, dem bald der von Cornaro in Venedig, der von Simonetti in Mailand, von Pinetta in Neapel und andere folgten. 1545 wurde vom Senat in Venedig die Anlage eines öffentlichen botanischen Gartens in Padua bewilligt, Papst Pius V. ließ den in Bologna einrichten, der Großherzog von Toskana den in Florenz, und bald darauf hatte beinahe jede bedeutende Stadt in Italien einen botanischen Garten. Auch in Frankreich wurden 1597 botanische Gärten angelegt.

Als Ökosystem

Gärten können für die Biodiversität eine wichtige Bedeutung haben. Ihre vielfältigen Strukturen wie Hecken, Büsche, Zäune, Asthaufen oder Einzelbäume bieten Insekten, Vögeln und Amphibien Unterschlupf und Jagdrevier. Dabei spielt jedoch die Art des Gartens eine große Rolle. Herausgeputzte Privatgärten wirken sich nachteilig auf die Artenvielfalt aus.[7] Zu diesem Schluss kam auch die nationale Hummelnest-Zählung 2007 in England, bei der 700 Freiwillige im eigenen Garten sämtliche Nester absuchten. Dabei stellte sich heraus, dass Gärten mit vielen unordentlichen Zonen in der Regel mehr Hummeln aufweisen.[8] Damit hängt es direkt vom individuellen ästhetischen Empfinden des Besitzers ab, ob ein Garten als ökologische Nische dienen kann oder nicht.

Zumindest auf dem Papier hat sich das Wissen um den Nutzen von Strukturreichtum niedergeschlagen. Ein Beispiel sind die Richtlinien für die Besitzer von Schrebergärten in Zürich. Dort heißt es explizit:

„Das Anlegen und Pflegen von naturnahen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen (z. B. Wiesen, standortheimische Sträucher, Wildhecken, Obstbäume, Feucht- und Trockenbiotope, Kleinstrukturen wie Trockenmauern, Lesesteinhaufen und anderes) ist erwünscht.“[9]

Eine Studie aus den USA zeigte auf, dass die Bereitschaft zum naturnahen Gartenbau stark vom Aussehen des Gartens des Nachbarn abhänge. Wenn dieser einen sauber geschnittenen Rasen führe, fühle man sich selbst ebenfalls dazu verpflichtet.[10] Einer Studie aus der Schweiz zufolge würden artenarme Gärten generell als ästhetisch nicht ansprechend bewertet. Die Zustimmung steige jedoch, je farbenfroher, artenreicher und wilder ihr Erscheinungsbild sei. Irgendwann kippt diese Bewertung wieder; gänzlich chaotische Gärten würden selten als schön empfunden. Die Ausnahme bildet der vertikale Garten, bei dem eine bunte Vielfalt erwünscht ist.[11]

Schwerpunktmäßig in Deutschland, Österreich und der Schweiz löste die vermehrte Anlage von Schottergärten, die im Wesentlichen nur aus dekorativen Steinflächen bestehen und keine oder nur wenig, naturferne Vegetation beinhalten, vermehrt Kritik aus.

Siehe auch

Literatur

  • Eva Berger: Die neuzeitliche Gartengestaltung faßt den Garten als erweiterte Wohnung auf. In: Die Gartenkunst. Band 20, Nr. 1, 2008, S. 47–82.
  • Maureen Carroll-Spillecke (Hrsg.): Der Garten von der Antike zum Mittelalter (= Kulturgeschichte der antiken Welt. Band 57). 2. Auflage. Von Zabern, Mainz 1995, ISBN 3-8053-1355-1.
  • Friedrich Jakob Dochnahl: Bibliotheca Hortensis. Nürnberg 1861 (Digitalisat) – Bibliographie der 1750–1860 erschienenen deutschen Gartenliteratur.
  • Anne Marie Fröhlich (Hrsg.): Gärten – Texte aus der Weltliteratur, Manesse Verlag, Zürich 1993, ISBN 3-7175-1836-4.
  • John Harvey: Early gardening catalogues with complete reprints of lists and accounts of the 16th–19th centuries. Phillimore/Chichester 1972.
  • John Harvey: Medieval gardens. Timber Press, Oregon 1981.
  • Dieter Hennebo: Gärten des Mittelalters. (Hamburg 1962) München/ Zürich 1987.
  • Walter Janssen, Ulrich WillerdingGartenbau und Gartenpflanzen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 10, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 3-11-015102-2, S. 449–462.
  • Walter Jannsen: Mittelalterliche Gartenkultur. Nahrung und Rekreation. In: Bernd Herrmann (Hrsg.): Mensch und Umwelt im Mittelalter. Stuttgart 1986, S. 224–243.
  • Hans Sarkowicz (Hrsg.): Die Geschichte der Gärten und Parks. Insel Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 2001, ISBN 3-458-34423-3.
  • Wolfgang Teichert: Gärten: Paradiesische Kulturen. Stuttgart 1986.
  • Christopher Thacker: Die Geschichte der Gärten. Aus dem Englischen übertragen von Dieter W. Portmann. Orell Füssli, Zürich 1979.

Weblinks

Commons: Garten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Garten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Vgl. „Kultur“ und „Kult“ von lateinisch colere ‚pflegen‘.
  2. Rudolf Schützeichel: ‚Dorf‘. Wort und Begriff. In: Herbert Jankuhn, Rudolf Schützeichel, Fred Schwind (Hrsg.): Das Dorf der Eisenzeit und des frühen Mittelalters: Siedlungsform, wirtschaftliche Funktion, soziale Struktur. Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1973 und 1974. In: Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-Historische Klasse 3. Folge Nr. 101 (Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht) 1977, S. 27.
  3. Rudolf Schützeichel: ‚Dorf‘. Wort und Begriff. In: Herbert Jankuhn, Rudolf Schützeichel, Fred Schwind (Hrsg.): Das Dorf der Eisenzeit und des frühen Mittelalters: Siedlungsform, wirtschaftliche Funktion, soziale Struktur. Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1973 und 1974. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-Historische Klasse 3. Folge Nr. 101 (Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht 1977) 35.
  4. garten, m. hortus. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 4: Forschel–Gefolgsmann – (IV, 1. Abteilung, Teil 1). S. Hirzel, Leipzig 1878, Sp. 1388–1401 (woerterbuchnetz.de).
  5. Michel Conan: Learning from Middle East Garden Traditions. In: Michel Conan (Hrsg.): Middle East Garden Traditions: Unity and Diversity. Harvard Press, Washington DC 2007, ISBN 978-0-88402-329-6.
  6. W. H. Prescott: History of the Conquest of Mexico, with a preliminary view of the ancient Mexican civilization, and the life of the conqueror, Hernando Cortez. London, Routledge, 1857 Online-Version
  7. Koordinationsstelle Biodiversitäts-Monitoring Schweiz 2009: Zustand der Biodiversität in der Schweiz. Ergebnisse des Biodiversitäts-Monitorings Schweiz (BDM) im Überblick. Stand: Mai 2009. Umwelt-Zustand Nr. 0911. Bundesamt für Umwelt, Bern.
  8. Medienmitteilung Eurekalert 2007
  9. Nutzungs- und Bauordnung für die Kleingärten der Stadt Zürich@1@2Vorlage:Toter Link/www.xn--zri-garte-q9a.ch (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Art. 5/3.
  10. J. I. Nassauer, Z. Wang, E. Dayrell: What will the neighbors think? Cultural norms and ecological design. (Memento des Originals vom 16. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www-personal.umich.edu 2009 (PDF; 1,7 MB) Landscape and Urban Planning 92, 282–292.
  11. Vertikaler Garten. Abgerufen am 20. April 2020.