Gasthof

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Gasthof oder auch Landgasthof ist ein gastronomischer Betrieb mit einer langen Geschichte. Es handelt sich um eine Einrichtung, in welcher Reisende logieren und sich verpflegen können. Gasthöfe sind typischerweise ländlich angelegt oder befinden sich an Fernstraßen. Wo heute Autoparkplätze die Reisenden willkommen heißen, befanden sich früher Ställe und Fütterungen für deren erschöpfte Pferde.

Landgasthof in Köttmannsdorf (Österreich)

Geschichte

Gasthöfe wurden in Europa möglicherweise erstmals im Zuge des Aufkommens römischer Fernstraßen errichtet. Viele heutige Gasthöfe in Europa sind mehrere Jahrhunderte alt.[1] Zu ihrer Funktion als Ruheort für Reisende und Pilger waren sie, da zentral und gut an großen Straßen gelegen, bisweilen auch öffentliche Versammlungsorte.

Es gibt eine Nähe zu den sogenannten Bed and Breakfast-Beherbergungen, mit einem gemeinschaftlichen Speisesaal, welcher ebenfalls als örtlicher Versammlungsraum, auch für Gerichtsverhandlungen,[2] und für Feierlichkeiten, wie Hochzeiten, genutzt wurde (vergl. „Dorfsaal“). Die Straßenseite der Gasthöfe war besonders gestaltet und geschmückt und sollte vorbeieilende Reisende von den Vorzügen des Hauses überzeugen. Die Rückseite verfügte über einen Stall und Fütterung für die Pferde der Reisenden. Es gab früher keine separate Rezeption, wie in heutigen Gasthöfen oder Hotels, sondern die Bewirtung und Empfang fand in nur einem beheizten Raum statt. Der Wirt schaute einfach an der Türe, wer kam und entschied, wer rein durfte. Viele Gasthöfe waren bisweilen nur normale große Bauern- oder Gasthäuser mit vermietbaren Räumlichkeiten.

Im 19. Jahrhundert kam den Gasthöfen im erstarkenden Transportwesen Europas eine besondere Rolle zu. Die Industrie wuchs und immer mehr Menschen waren auf Geschäftsreise (siehe Geschichte des Reisens).

Mit der Entwicklung der Verkehrsmittel haben sich die Beherbergungsbetriebe an jede Generation Reisender angepasst Die Postkutsche war darauf angewiesen, dass auf ihrer festen Linie regelmäßige Halte gemacht werden konnten, wo die Pferde wahlweise eine Nacht ausruhen oder lediglich gewechselt werden konnten, während der Kutscher und die Reisenden etwas aßen.

Die ursprüngliche Funktion dieser Gasthöfe verteilt sich heute auf mehrere spezialisierte Betriebe: So übernehmen Hotels, Pensionen oder Motels die traditionellen Aufgaben, legen den Schwerpunkt aber mehr auf die Übernachtung; Kneipen oder Pubs servieren hauptsächlich Getränke, wie Alkohol; und letztlich Restaurants, Tavernen oder sogenannte Brauhäuser servieren mehr oder minder nur Essen und Getränke. Wobei einige Hotels auch angeschlossene Restaurants haben oder Restaurants und Kneipen auch einige Zimmer, wie auch Säle vermieten und somit den historischen Vorbildern nahe kommen.

Gasthöfe außerhalb Europas

Fassade der Karanwanserei von Sultanhanı (Türkei)

Gasthöfe als Ruheplatz für Fernreisende existieren überall auf der Welt. Darunter in Japan die Honjin (für hohe Militärs) oder die traditionellen Ryokan, die Karawanserei des Mittleren Ostens und Zentralasiens und die Jiuguan im alten China.

In Kleinasien, zur Zeit der Seldschuken und Osmanen, wurden eindrucksvolle Bauten errichtet, welche als Gasthäuser („Han“) fungierten. Diese, auch als wichtige soziale Begegnungsstätten angesehenen Herbergen, boten Unterkunft für Menschen, wie auch für ihre Fahrzeuge oder Tiere und dienten denen, die zu Fuß reisten, als Ruheort.

Die Inns in England

The Tabard Inn, Southwark, London, um 1850
Garrick Inn, historischer Gasthof in Stratford-upon-Avon

Der Gasthof im englischsprachigen Raum wird oftmals Inn genannt. Berühmte Inns in London sind, bzw. waren das The George Inn und abgegangene The Tabard. Die Inns waren auch der Ausgangspunkt des Elisabethanischen Theaters (siehe auch Inn-Yard Theatre). Vor dem Bau der ersten festen Londoner Theaterhäuser nach der Römerzeit, wie u. a. dem The Theatre (1576) oder dem Curtain (1577) boten die Gasthöfe Englands, Schottlands und Irlands reisenden Theaterkompanien die Möglichkeit ihre Theateraufführungen abzuhalten. Auch William Shakespeare begann seine künstlerische Karriere zunächst in Inns, wie dem Cross Keys Inn, bevor er in seinem Globe Theater seine großen Erfolge feierte. Parallel, danach und bis in die heutige Zeit, waren und sind viele Gasthäuser weiterhin Orte von Unterhaltungsveranstaltungen, wie Theater, Kleinkunst, Tanz oder Musikdarbietungen oder stellen Räume für Konferenzen oder Feierlichkeiten zur Verfügung.

Der Übernachtungsaspekt, wie er im Wort Inn zu erkennen ist, wird heute in Markennamen wie Holiday Inn oder Premier Inn herausgehoben. Die Londoner Inns of Court zeigen ihre vormalige Bedeutung als Unterbringungsmöglichkeit heute noch im Namen an. Einige englische Gesetze referieren auf den Betreiber eines Gasthofs als Innkeeper. Heute wird der historische Begriff Inn in Großbritannien auch von normalen Gaststätten (Pubs) genutzt. Entweder, weil diese schon lange ansässig sind oder schlicht als Aufwertung ihres Namens.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wo die ältesten Hotels in Deutschland stehen. In: Die Welt. 6. Februar 2016.
  2. Vgl. Luzia Knobel: Gasthaus zum Ochsen. In: Gemeinde Lexikon Riehen.

Literatur über englische Inns

  • Thomas Burke: The Book of the Inn: being two hundred pictures of the English inn from the earliest times to the coming of the railway hotel. Constable, London 1927.
  • Thomas Burke: The English Inn. (English Heritage). Herbert Jenkins, London 1930.
  • H. L. Douch: Old Cornish Inns and their place in the social history of the County. D. Bradford Barton, Truro 1966.
  • G. J. Monson-Fitzjohn: Quaint Signs of Olde Inns. Herbert Jenkins, London 1926. (neu herausgegeben von Senate, London 1994, ISBN 1-85958-028-9).
  • A. E. Richardson: The Old Inns of England. B. T. Batsford, London 1934.
  • John Sherry: The Laws of Innkeepers; for hotels, motels, restaurants and clubs. Cornell University Press, Ithaca, New York 1972, ISBN 0-8014-0702-8.

Weblinks

Wiktionary: Gasthof – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen