Gebirgs-Hellerkraut

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Gebirgs-Hellerkraut

Gebirgs-Täschelkraut (Noccaea caerulescens)

Systematik
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Gattung: Täschelkräuter (Noccaea)
Art: Gebirgs-Hellerkraut
Wissenschaftlicher Name
Noccaea caerulescens
(J.Presl & C.Presl) F.K.Mey.

Das Gebirgs-Hellerkraut, Gebirgs-Täschelkraut, Alpen-Hellerkraut oder Voralpen-Hellerkraut (Noccaea caerulescens)[1] ist eine Pflanzenart der Gattung der Täschelkräuter (Noccaea) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).

Beschreibung

Illustration aus Sturm: Deutschlands Flora in Abbildungen nach der Natur, 1830

Vegetative Merkmale

Das Gebirgs-Hellerkraut wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 5 bis 25 Zentimetern. Sie besitzt nichtblühende Blattrosetten, aber im Unterschied zum ähnlichen Berg-Hellerkraut keine ausläuferartig verlängerten Seitentriebe.

Die Laubblätter sind in grundständigen Rosetten und wechselständig verteilt am Stängel angeordnet. Die einfache Blattspreite ist blaugrün, kahl und fett.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von März bis Mai.[2] In einem anfangs schirmtraubigen, später durch deutliche Streckung der Blütenstandsachse bis zur Fruchtreife, traubigen Blütenständen stehen viele Blüten zusammen. Die vier weißen bis blauvioletten Kronblätter sind länglich-keilförmig und kaum länger bis doppelt so lang wie die Kelchblätter.[3]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[2]

Inhaltsstoffe

Diese Pflanzenart ist in der Lage, Zink aufzunehmen und im Gewebe zu speichern. Die Konzentration an Zink in den Pflanzenteilen kann bis das 300-fache gegenüber dem betragen, was die meisten Pflanzentaxa als Toleranzgrenze aufweisen. Am meisten Zink weisen die Laubblätter auf.[3]

Zeigerwerter

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+w (frisch aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[4]

Systematik

Die Erstbeschreibung erfolgte 1819 unter dem Namen (Basionym) Thlaspi caerulescens durch Jan Svatopluk Presl und Karel Bořivoj Presl in Flora Čechica, S. 133.[5] Die Neukombination zu Noccaea caerulescens (J.Presl & C.Presl) F.K.Mey. wurde 1973 durch Friedrich Karl Meyer in Conspectus der Thlaspi-Arten Europas. Afrikas und Vorderasiens. In: Feddes Repertorium, Band 84, Nummer 5–6, S. 463 veröffentlicht.[5] Weitere Synonyme für Noccaea caerulescens (J.Presl & C.Presl) F.K.Mey. sind je nach Autor, beispielsweise: Thlaspi alpestre (L.) L. non Jacq., Thlaspi calaminare (Lej.) Lej. & Courtois, Thlaspi guadinianum Jord., Thlaspi lereschii Reut., Thlaspi muretii Gremli, Thlaspi oligospermum (Merino) Greuter & Burdet, Thlaspi pratulorum Gand., Thlaspi rhaeticum Jord., Thlaspi suecicum Jord., Thlaspi villarsianum Jord., Thlaspi virgatum Gren. & Godr., Thlaspi vogesiacum Jord., Thlaspi vulcanorum Lamotte, Thlaspi alpestre var. calaminare Lej., Thlaspi alpestre subsp. calaminare (Lej.) O.Schwarz, Thlaspi caerulescens subsp. calaminare (Lej.) Dvořáková, Noccaea oligosperma (Merino) Holub.[5]

Die Art Noccaea caerulescens ist wegen häufiger Selbstbestäubung, die neu erworbene Eigenschaften oft in kleinen isolierten Vorkommen gut erhält formenreich und wird deshalb auch als Sammelart mehrerer Kleinarten angesehen.[1] Je nach Autor werden die Taxa im Rang von Arten, Unterarten oder Varietäten geführt.[6] Es ist weitere Forschungsarbeit erforderlich um die natürlichen Verwandtschaft und den Umfang der Arten zu klären.[6]

Mitteleuropäische Unterarten

Bei manchen Autoren gibt es Unterarten, hier die Darstellung nach Oberdorfer 2001 nur nach morphologischen Merkmalen:[2]

  • Noccaea caerulescens subsp. brachypetala (Jord.) Tzvelev hat meist einen ästigen Stängel, und die Staubbeutel bleiben gelb oder rötlich. Die Blütenhüllblätter sind 2 bis 3 Millimeter lang und sind wenig länger als der Kelch. Es wächst in Österreich, zum Beispiel häufig im Montafon. Es kommt vor in Pflanzengesellschaften des Verbands Polygono-Trisetion.[2]
  • Noccaea caerulescens (J.Presl & C.Presl) F.K.Mey. subsp. caerulescens hat meist einen einfachen Stängel, die Staubbeutel verfärben sich blauviolett. Die Blütenkronblätter sind bis 3,5 Millimeter lang und sind doppelt so lang wie der Kelch. Die Pflanze ist zwei- bis dreijährig, die Blütenblätter sind so lang oder kürzer als die Staubblätter. Es ist eine Pflanze der Berg-, seltener Talwiesen im Alpenvorland, Schwarzwald, Rheinischen Schiefergebirge, in Thüringen, Sachsen, dem Fichtelgebirge und dem Bayerischen Wald. Es gedeiht in Pflanzengesellschaften des Verbands Polygono-Trisetion, kommt aber auch in denen des Verbands Arrhenatherion vor.[2] Das Gebirgs-Hellerkraut ist präalpin in den süd-, mittel- und osteuropäischen Gebirgen verbreitet. Das Gebirgs-Hellerkraut wächst gesellig in Bergwiesen oder rasigen Böschungen. Es gedeiht am besten auf kalkarmen, mäßig sauren, humosen Lehmböden.
  • Galmei-Hellerkraut (Noccaea caerulescens subsp. calaminaris (Lej.) Mag.): Sie ist ausdauernd und die Blütenkronblätter länger als die Staubblätter. Diese Unterart, die auch als Art oder Synonym der Nominatform angesehen wird, kommt in lückigen Schwermetallrasen vor, zum Beispiel bei Aachen und Osnabrück. Es ist eine Charakterart des Verbands Thlaspion calaminariae.[2]

Literatur

  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete, Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 978-3-8001-3131-0.
  • Friedrich Karl Meyer: Conspectus der Thlaspi-Arten Europas. Afrikas und Vorderasiens. In: Feddes Repertorium Band 84, Nummer 5–6, 1973, S. 449–469. doi:10.1002/fedr.19730840503
  • Ihsan A. Al-Shehbaz: A synopsis of the genus Noccaea (Coluteocarpeae, Brassicaceae). In: Harvard Papers in Botany, Volume 19, Issue 1, 2014, S. 25–51. doi:10.3100/hpib.v19iss1.2014.n3 Volltext-PDF.

Einzelnachweise

  1. a b Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, Gefäßpflanzen: Grundband. 20. Aufl. - Spektrum, Heidelberg, 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3, S. 549
  2. a b c d e f Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 448–449.
  3. a b Friedrich Markgraf: Familie Cruciferae. S. 370–373. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 1, Verlag Carl Hanser, München 1958.
  4. Thlaspi caerulescens J. Presl & C. Presl In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 7. April 2021.
  5. a b c Karol Marhold, 2011+: Brassicaceae. Datenblatt Noccaea caerulescens In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  6. a b Ihsan A. Al-Shehbaz: A synopsis of the genus Noccaea (Coluteocarpeae, Brassicaceae). In: Harvard Papers in Botany, Volume 19, Issue 1, 2014, S. 25–51. doi:10.3100/hpib.v19iss1.2014.n3 Volltext-PDF.

Weblinks

Commons: Gebirgs-Hellerkraut (Noccaea caerulescens) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien