Gefecht bei Durlach

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Gefecht bei Durlach

Sturm auf die Pfinz-Brücke bei der Durlacher Obermühle am 25. Juni 1849.
Datum 25. Juni 1849
Ort Durlach
Ausgang Sieg der Preußen
Konfliktparteien

Preussen Konigreich Preußen

Flag of Germany (3-2 aspect ratio).svg badisch-pfälzische Revolutionsarmee

Befehlshaber

1. Division: Generalmajor Woldemar von Hanneken
Detachement Oberst Karl August von Brandenstein

Oberst Johann Philipp Becker

Truppenstärke
1. Division: ca. 5 000
Detachement Brandenstein ca. 1 500[1]
1 000[2] bis 3 000
Verluste

10 Tote; 109 Verwundete[3]

50 – 200 Tote + Verwundete[4]

Im Gefecht bei Durlach besiegten am 25. Juni 1849 (während der Badischen Revolution) bei der Durlacher Obermühle im heutigen Karlsruher Ortsteil Durlach Truppen des von Generalleutnant Moritz von Hirschfeld geführten 1. improvisierten preußischen Armeekorps Verbände der von Ludwik Mierosławski kommandierten badisch-pfälzischen Revolutionsarmee.

Vorgeschichte

Nachdem Hirschfelds Korps am 20. Juni bei Germersheim den Rhein überschritten hatte und dem am 21. Juni verlorenen Gefecht bei Waghäusel bestand für die nördlich stehende Neckararmee der Revolutionäre die Gefahr durch die beiden preußischen und das Korps des Deutschen Bundes eingeschlossen zu werden. Mierosławski dirigierte seine Verbände jedoch so, dass dies vermieden und die Armee im Raum Karlsruhe gesammelt werden konnte. Bei Ladenburg, Sinsheim und Ubstadt kam es während des Rückzugs noch zu Gefechten. Aufgrund der den Revolutionären feindlichen Stimmung in der Hauptstadt Karlsruhe wollte Mierosławski hier ein größeres Gefecht vermeiden und wollte stattdessen eine feste Stellung an der Murg beziehen. Die Division Becker sollte diesen Rückzug decken.

Beteiligte Truppenverbände

Auf Seiten der badischen Revolutionsarmee waren Teile der von Oberst Johann Philipp Becker befehligten 5. und 6. Division[5] eingesetzt, wobei die hierzu gehörigen Linientruppen und die Artillerie zu weit vom Kampfplatz entfernt waren um hier noch eingreifen zu können.[6] Die Truppen bestanden daher hauptsächlich aus Volkswehren und Freischaren, deren Stärke vom preußischen Kommando auf 3–4 000 Mann geschätzt wurde.[7]

Auf Seiten der preußischen Armee kamen Truppenteile der 1., 3. und 4. Division des 1. Armeekorps zum Einsatz, wobei die Hauptlast der Kämpfe bei der 1. Division unter General-Major Woldemar von Hanneken und einem Detachement unter dem Befehl von Oberst Karl August von Brandenstein lag. Das 1. Armeekorps hatte etwa 19 000 Mann.[8] Hiervon wurde die 2. Division mit knapp 4 000 Mann nicht eingesetzt. Die 3. und 4. Division waren an den Kämpfen nur marginal beteiligt, wurden aber zur Umgehung der Stellungen der Revolutionstruppen eingesetzt, womit die zahlenmäßige Überlegenheit letztlich zum Rückzug der Revolutionstruppen führte.

Verlauf

Nachdem es bereits gegen 10 Uhr erste Zusammentreffen von Patrouillen gab eröffnete Oberst von Brandenstein gegen 13 Uhr den Angriff von Norden auf die drei Barrikaden die die Revolutionsarmee zur Deckung der Übergänge über die Pfinz errichtet hatte. Hierzu wurden Bataillone des 28. und 30. Infanterie-Regiments, sowie vier Geschütze eingesetzt. Aufgrund des starken Abwehrfeuers konnten die preußischen Truppen hier keinen Durchbruch erzielen. Das nun eingesetzte 2. Bataillon (Iserlohn) des 16. Landwehrregiment unter Major Emil von Bornstedt wurde zurückgeschlagen und erlitt starke Verluste.[9] Die Preußen hatten schon die Umgehung der Revolutionstruppen über Grötzingen und den Turmberg im Osten und Rintheim im Westen eingeleitet und waren gegen 15.30 Uhr soweit fortgeschritten, dass die Revolutionstruppen genötigt waren den Rückzug einzuleiten um nicht eingeschlossen zu werden. Zudem zeigte auf der Nordfront der Einsatz von insgesamt 10 Geschützen der Preußen ihre Wirkung,[10] während die Revolutionstruppen bis zuletzt keinerlei Artillerieunterstützung hatten.

Folgen

Der Widerstand der Revolutionstruppen ermöglichte es dem Oberbefehlshaber Mierosławski das gesamte Kriegsmaterial der revolutionären Truppen von Karlsruhe und die Bestände der Ettlinger Pulvermühle nach Rastatt zu verbringen und zu verhindern,[11] dass seinen Truppen der Rückzugsweg auf die Murglinie versperrt wurde. „Durch geschickte Geländeausnutzung und tapfere, elastische Verteidigung band Becker die 1. Division des 1. preußischen Korps und schließlich zwei weitere Divisionen lange genug um Mierosławski den Rückzug hinter die Murg zu ermöglichen.“[12]

Erinnerung

Hausfassade in Durlach mit zwei preußischen Kanonenkugel von 1849

Bei der Obermühle befinden sich zwei preußische Kanonenkugeln als Erinnerung.[13][14] Einige Gräber sind erhalten, darunter das Friedrich von Schells, Kompanieführer der 5. Kompanie des 16. Landwehrregiments aus Westfalen.[15]

Literatur

  • Daniel Staroste: Tagebuch über die Ereignisse in der Pfalz und Baden im Jahre 1849. Ein Erinnerungsbuch für die Zeitgenossen und für alle, welche Theil nahmen an der Unterdrückung jenes Aufstandes. Band 1, Berlin 1852, S. 364–375 online in der Google-Buchsuche
  • Operationen und Gefechtsberichte aus dem Feldzuge in der Rhein-Pfalz und im Großherzogthum Baden, im Jahre 1849. d. Gefecht von Durlach am 25sten Juni. In: Beiheft zum Militair-Wochenblatt für April und Mai 1850, Berlin 1850, S. 103–114 Internet Archive
  • Johann Philipp Becker, Christian Essellen: Geschichte der süddeutschen Mairevolution des Jahres 1849. Genf 1849, S. 350–354 Google Digitalisat
  • R. Bräuner: Geschichte der preußischen Landwehr, Band 2, Berlin 1863, S. 153–157 Google Digitalisat
  • Durlach–Obermühle. In: Arbeitsgemeinschaft hauptamtlicher Archivare im Städtetag Baden-Württemberg (Herausgeber): Revolution im Südwesten. Stätten der Demokratiebewegung 1848/49 in Baden-Württemberg, 2. Auflage, Karlsruhe 1998, ISBN 3-88190-219-8, S. 303

Einzelnachweise

  1. s. Staroste, Band 2, Beilage Nr. 6, S. 271
  2. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg. Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.), Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009856-X, S. 242
  3. Siehe Staroste, Band 2, Beilage Nr. 18, S. 286 Google Digitalisat
  4. Siehe Staroste Band 1, S. 375 online in der Google-Buchsuche
  5. Die 6. Division bestand aus den Resten der pfälzischen Revolutionsarmee, deren Befehlshaber Franz Sznayde am Vorabend des Gefechts wegen Unfähigkeit abgesetzt wurde. Die Truppenteile die diesen Divisionen grundsätzlich zugeordnet waren, finden sich bei Staroste Band 2, Beilagen 3 und 10. Die bei Durlach eingesetzten Truppenteile bei Staroste Band 1 S. 365–366.
  6. Siehe Johann Philipp Becker, Christian Essellen: Geschichte der süddeutschen Mairevolution des Jahres 1849. Genf 1849, S. 350 Google Digitalisat
  7. Siehe Operationen und Gefechtsberichte aus dem Feldzuge in der Rhein-Pfalz und im Großherzogthum Baden, im Jahre 1849. d. Gefecht von Durlach am 25sten Juni. In: Beiheft zum Militair-Wochenblatt für April und Mai 1850, Berlin 1850, S. 105 Internet Archive. Bei Becker finden sich keine Angaben zur Stärke seiner Truppen.
  8. Siehe Staroste Band 2, S. 271
  9. Es ist davon auszugehen, dass das Bataillon für den gefährlichen Sturmangriff aufgrund des Iserlohner Aufstandes von 1849 vom Mai 1849 ausgewählt wurde. Der offizielle Bericht des Bataillons spricht auch von 15 Vermissten, die „größtenteils als verwundet zurückgeblieben sein sollen.“ Hier ist anzunehmen, dass es zu Desertationen kam.
  10. Allein die vier Geschütze der Batterie Werner gaben 120 Schuss ab.
  11. Siehe Ludwik Mierosławski: Berichte über den Feldzug in Baden. Sechstes Bülletin der Rhein-und Neckar-Armee, Berlin 1849, S. 26 Google Digitalisat
  12. Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg. Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.), Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009856-X, S. 242
  13. Georg Hertweck: Kanonendonner über Durlach.
  14. Eckart Pilick: Das Gefecht bei Durlach: Nicht einmal ein Gedenkstein.
  15. Karlsruher Stadtwiki: Gefecht an der Obermühle.