Gefecht bei Hainholz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gefecht bei Hainholz 1632
Datum 23. Juli 1632
Ort Sandberg und Knochenhauerkamp vor Hainholz bei Hannover
Ausgang Ihr zuvor geraubtes Vieh konnten hannoversche Bürger retten
Konfliktparteien

Kaiserliche Truppen

protestantische Hannoveraner

Befehlshaber

Graf Gronsfeld

Verluste

21 tote Hannoveraner und zahlreiche Verwundete

Das Gefecht bei Hainholz von 1632 vor Hannover war ein Gefecht im Dreißigjährigen Krieg, bei dem 21 hannoversche Bürger starben.[1]

Geschichte

Das Knochenhauer Feld nordöstlich des Altstädter Kirchhofs;
Plan von Hannover (Ausschnitt) von August Papen, um 1830

Mitten im Dreißigjährigen Krieg beschloss Graf Gronsfeld[2] von der Katholischen Liga,[1] von der Stadt Neustadt am Rübenberge aus mit seinen Truppen die Stadt Hannover zu überrumpeln. Hierfür ließ er bei Hainholz außerhalb der Sichtweite der Stadtbefestigung Hannovers lagern, um das frühmorgendliche Öffnen der Stadttore abzuwarten.[2]

Doch vier von Gronsfelds Dragonern raubten eigenmächtig im Umfeld der Kapelle am Alten St.-Nikolai-Friedhof[2] vor dem Steintor[1] etliche Pferde und Schafe. Dies bemerkte der austreibende Kuhhirte der Stadt, der daraufhin seine Kühe hinter die Stadtmauer zurücktrieb und um Hilfe rief. Die herbeigeeilten Bürger nahmen aufgrund der Schilderung des Kuhhirten allerdings an, dass sie es mit nur wenigen Räubern zu tun bekämen, wenn sie das geraubte Vieh zurückerobern würden.[2] Daher machten sie einen Ausfall[1] und eilten ohne große Vorsichtsmaßnahmen den vier Dragonern hinterher.[2] So konnten die Hannoveraner zwar ihr Vieh retten,[1] doch während der Verfolgung gerieten sie zwischen dem damaligen Sandberg und Hainholz in einen Hinterhalt von acht Kornetten „Reitern und einer Fahne Dragoner.“[2] So zogen sich die Bürger auf den ehemaligen „Knochenhauer Camp“ zurück, wurden dort jedoch von den Partisanen umzingelt.[1] Dabei wurden zahlreiche Hannoveraner verletzt, einundzwanzig von ihnen starben.[2]

Gedenktafel

David Meier, Pastor der Marktkirche, veranlasste die Anbringung einer Gedenktafel in der Turmhalle der Kirche. Diese hochrechteckige Holztafel (Höhe 127,5 cm, Breite 87,5) befindet sich heute im Bödeckersaal unter der Kirche. Ein zentrales Feld listet die Gefallenen mit ihrem Lebensalter auf. Der Rahmen, auf dem sich weitere Inschriften befinden, wurde anscheinend später überarbeitet.[3]

Auf dem Rahmen steht oben: M[AGISTER]() DAV[ID] M[EIER] POSUIT, „Magister David Meier hat (die Tafel) anbringen lassen.“ Unter der Tafel befand sich eine lateinische Inschrift, die heute verloren ist: IN · PATRIA · PARVI · SED · IN · ARMIS · MAGNA · VIRVM · VIS · „Im Vaterland waren sie kleine Leute, aber in Waffen war die Gewalt der Männer groß.“

Die folgende Namensliste nummeriert die Gefallenen und nennt ihr Alter. Unter der Liste steht das Todesdatum: Anno Christi 1632: D[ie] 23 Iulij / OCCUBUERUNT, „Im Jahr Christi 1632, am 23. Juli verstarben sie.“[3]

Nr. Name Alter
1 HEINRICUS HOLSTEIN 36
2 CASPAR SCHILT 28
3 HEIZO MEELBAUM 36
4 ALBERT MOGELKEN 33
5 HERMAN PAXMANN 23
6 DIETRICH DIETRICHS 45
7 CHRISTIAN SCHEFFER 50
8 REINHART SOKELANT 37
9 STATZ HEMMINCK 56
10 HANS RICHERS 40
11 ANDREAS FROMELING 50
12 HANS SUPPRIAN 38
13 IURGEN BOGEN 37
14 ALBERT FROMELING 26
15 GERHART BRAUNS 40
16 TONNIES GRAMBART 27
17 MICHAEL ABELMAN 27
18 TIELE KREPEN 34
19 HANS SCHOMAN 29
20 IOBST ROLEFES 26
21 HERMAN BEER 33

Die Bohnenstraße und die Sokelantstraße in Hannover erinnern an zwei der tapferen Männer, die ihren Mut mit dem Leben bezahlt haben.

Literatur

  • Daniel Eberhard Baring: Vorrede. Von berühmten Denkmahlen, besonders denen, welche in und um Hannover sich befinden, in ders.: Beytrag zur Hannöverischen Kirchen- und Schul-Historia so mit einigen Urkunden erläutert und einer Vorrede Von berühmten Denkmahlen, besonders denen, welche in und um Hannover sich befinden, begleitet worden, in zweyten Theilen, Hannover: Nicolai Försters und Sohns Erben, 1748; Digitalisat des Aschebuchs der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB).
  • Otto Jürgens: 1632 Ueberfall hannov. Bürger beim Nikolai-Kirchhofe, in ders.: Hannoversche Chronik (= Veröffentlichungen zur niedersächsischen Geschichte, Band 6), im Auftrag des Vereins für Geschichte der Stadt Hannover hrsg. von O. Jürgens, Hannover: Verlag von Ernst Geibel, 1907, S. 503–507; Digitalisat über die Universität Rostock
  • Hermann Schmidt: Die Stadt Hannover im Dreißigjährigen Kriege 1626–1648, Fortsetzung des ersten Teils aus dem Jahr 1895, in: Niedersächsisches Jahrbuch. Neue Folge der „Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen“, Organ des historischen Vereins für Niedersachsen (in Hannover), des Braunschweigischen Geschichtsvereins, des Museumsvereins für das Fürstentum Lüneburg sowie der Vereine für Geschichte der Stadt Einbeck und der Stadt Güttingen, hrsg. von der Historischen Kommission für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen, Band 3: Hildesheim: Verlagsbuchhandlung August Lax, 1926, S. 95–135; hier v. a. S. 112f.; Digitalisat des gesamten Bandes und Vorschau über Google-Bücher.
  • Sabine Wehking: Die Inschriften der Stadt Hannover (Die Deutschen Inschriften. Band 36). Reichert Verlag, 1993, ISBN 978-3-88226-551-4. Nr. 301. (online).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Franz Hinrich Hesse: 135: Gedenktafel für das Gefecht bei Hainholz, sowie Nr. 229: Frommling'scher Grabstein, in ders.: Führer durch Hannover Stadt und Land. Heimatkundliche Wahrzeichen. Ein Begleiter auf Wanderungen durch Stadt Hannover und Umgegend. Nach Standort, Herkunft, Bedeutung usw. zusammengestellt und beschrieben, Hannover: Helwingsche Verlagsbuchhandlung, 1929, S. 25, 43.
  2. a b c d e f g R. Hartmann: Geschichte der Residenzstadt Hannover von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, (überarbeiteter Nachdruck der Originalausgabe von 1880), Barsinghausen: Unicum Verlag, 2013, ISBN 978-3-8457-0308-4, S. 159; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. a b Sabine Wehking: Die Inschriften der Stadt Hannover, Nr. 301.

Koordinaten: 52° 22′ 55″ N, 9° 43′ 48″ O