Geigenklavier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Geigenklavier bezeichnet ein Musikinstrument, das ein Klavier mit einem Register Orgelpfeifen zusammen, den Klang einer Geige kombiniert nachahmt. Mit besonders feiner Abstufung der Dynamik sowie Vibrato konnten sie den Klang einer solistisch gespielten Geige realistisch und lebendig wiedergeben. Gesteuert wird es von Lochstreifenrollen. Das Geigenklavier zählt wie das Orchestrion und Streichklavier zu den mechanischen Musikinstrumenten.

Geschichte

Die Firma J. D. Philipps & Söhne in Frankfurt/Main stellte Geigenklaviere, die unter der Bezeichnung „Pianella Paganini“ bekannt wurden her. Ab 1910 fertigte Philipps die Paganini-Reihe, benannt nach Niccolò Paganini, dem berühmtesten Geigenvirtuosen des 19. Jahrhunderts. Sie stehen damit in einer Reihe verschiedener Versuche, den Geigenklang in Automaten zu integrieren. Das Pianella Paganini wurde von Philipps zum Patent angemeldet.

Varianten

Die Produktpalette der Philipps Geigenklaviere mit Klavier und Geigenregister wurden auch Geigenorchestrion mit mehreren Pfeifenregistern und weiteren Instrumenten wie Klarinette, Xylophon, Trommeln, Tambourin, Becken, Triangel und Kastagnetten gefertigt.

Die Geigenklaviere bot Philipps sowohl mit einfacher Mechanik zum Einlegen einer Rolle sowie mit automatischen Rollenwechselmechanik zur Aufnahme mehrerer Rollen an, die ein Abspielen ohne Verzögerung ermöglichten. Diese Mechanikvariante wurde besonders in den damaligen Lichtspielhäusern bis zur Einführung des Tonfilms verwendet. Als Option gab es zudem eine Fernbedienung mit deren Hilfe ein Filmvorführer das Geigenklavier steuern konnte.

Erhaltene Instrumente

Seit 2012 wird ein gut erhaltenes Geigenklavier von Philipps «Pianella Paganini Modell 1» Baujahr ca. 1911, im Deutschen Museum in München ausgestellt. Laut den Angaben des Deutschen Museums lagen die Anschaffungskosten damals zwischen 4.890 Mark Geigenklavier Modell 1 mit einfacher Mechanik und 19.500 Mark «Geigenorchestrion Modell 12» mit Revolvermechanik.[1]

Siehe auch

J. D. Philipps

Quellen

  • Q. David Bowers: Encyclopedia of Automatic Musical Instruments, Vestal, NY: Vestal Press 1972, S. 563–579 und 684–702.
  • Katalog: Frankfurter Musikwerke-Fabrik J.D. Philipps & Söhne, Paganini-Geigen-Pianos, Paganini-Geigen-Orchestrions, Nachdruck, 56 Seiten, DIN-A4, Querformat
  • Katalog: Philipps, Pianella Musikwerke, Nachdruck, 139 Seiten, 25 cm × 18 cm, Hochformat (Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V. )