Geilshausen

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Geilshausen
Gemeinde Rabenau
Koordinaten: 50° 38′ 47″ N, 8° 53′ 31″ O
Höhe: 257 m ü. NHN
Fläche: 8,63 km²[1]
Einwohner: 846 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 98 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35466
Vorwahl: 06407

Geilshausen ist einer von sechs Ortsteilen der Gemeinde Rabenau im mittelhessischen Landkreis Gießen.

Geschichte

Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen

Kirche

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des Orts erfolgte 1282 oder 1283 als Gauwoldeshusen und Gawaldeshusen in einem Eppsteinischen Lehnsverzeichnis. In erhaltenen Urkunden späterer Jahre wird Geilshausen unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Gawelshusen (um 1300), Goulenhusin (1304), Gowilshusen (1311) und Gauwilshusen (1359).

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Mainzlar:

„Geilshausen (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt 112 St. von Grünberg an der Lumda, und gehört der Freiherrl. Familie von Nordeck zur Rabenau. Man findet 86 Häuser, 443 Einw., die außer Kath. und 4 Juden evangelisch sind, ferner 1 Kirche und 1 Schulhaus. Die Einwohner, unter welchen 45 Bauern und 11 Handwerker sind, treiben zum Theil Leineweberei und Handel mit Blutigeln und irdenem Geschirr. – Geilshausen, das früher unter dem Namen Gawelsshusen vorkommt, gehörte im 15. Jahrhundert zur Londorfer Mark. Im Jahr 1822 hat die Freiherrl. Familie von Nordeck zur Rabenau einen Theil der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat abgetreten.“[3]

Hessische Gebietsreform

Die bis dahin selbständige Gemeinde Geilshausen wurde zum 31. Dezember 1971 im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Rabenau eingegliedert.[4] Für den Ortsteil Geilshausen wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Geilshausen lag, sowie deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6][7]

Gerichtszugehörigkeit seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Geilshausen das „Patrimonialgericht der Freiherren Nordeck zur Rabenau“ in Londorf zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. 1822 traten die Freiherren Nordeck zur Rabenau ihre Recht am Patrimonialgericht Londorf an das Großherzogtum Hessen ab.[13]Landgericht Grünberg“ war daher von 1822 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Geilshausen zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[14] Vom 1. Januar 1977 bis zum 1. August 1979 trug das Gericht den Namen „Amtsgericht Lahn-Gießen“, der mit der Auflösung der Stadt Lahn wieder in „Amtsgericht Gießen“ umbenannt wurde.

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Geilshausen 756 Einwohner. Darunter waren 12 (1,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 108 Einwohner unter 18 Jahren, 315 zwischen 18 und 49, 174 zwischen 50 und 64 und 159 Einwohner waren älter.[15] Die Einwohner lebten in 303 Haushalten. Davon waren 75 Singlehaushalte, 90 Paare ohne Kinder und 117 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 57 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 192 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[15]

Einwohnerentwicklung

• 1577: 048 Hausgesesse[1]
• 1669: 088 Seelen[1]
• 1742: 001 Geistlicher/Beamter, 52 Untertanen, 15 Junge Mannschaften, 21 Beisassen/Juden
• 1800: 363 Einwohner[16]
• 1804: 372 Einwohner[1]
• 1806: 387 Einwohner, 69 Häuser[11]
• 1829: 443 Einwohner, 86 Häuser[3]
• 1867: 406 Einwohner, 83 Häuser[17]
Geilshausen: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2015
Jahr  Einwohner
1800
  
363
1806
  
387
1829
  
443
1834
  
428
1840
  
491
1846
  
526
1852
  
529
1858
  
518
1864
  
521
1871
  
461
1875
  
465
1885
  
476
1895
  
509
1905
  
468
1910
  
493
1925
  
513
1939
  
543
1946
  
857
1950
  
828
1956
  
709
1961
  
700
1967
  
725
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2005
  
802
2010
  
805
2011
  
756
2015
  
821
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]Gemeinde Rabenau[2]; Zensus 2011[15]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1830: 438 evangelische (= 98,9 %), ein römisch-katholischer (= 0,2 %), 4 jüdische (= 0,9 %) Einwohner[1]
• 1961: 617 evangelische (= 88,1 %), 76 römisch-katholische (= 10,8 %) Einwohner[1]

Historische Erwerbstätigkeit

• 1961: Erwerbspersonen: 153 Land- und Forstwirtschaft, 144 Prod. Gewerbe, 38 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 23 Dienstleistungen und Sonstiges.[1]

Dorfkirche

Die Evangelische Kirche Geilshausen hat einen gotischen Chorturm aus dem 15. Jahrhundert, der wehrhaften Charakter hat. Der 21 Meter hohe Kirchturm auf quadratischem Grundriss erhält sein ungewöhnliches Äußeres durch vier Pechnasen. In den 1950er Jahren wurde westlich ein Langhaus mit Satteldach angebaut.

Politik

Ortsvorsteher von Geilshausen ist Markus Titz (BfRab).[18]

Weblinks

Commons: Geilshausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Grünberg; 1822 ging die Patrimonialgerichtsbarkeit der Freiherren Nordeck zur Rabenau an das Landgericht über) und Verwaltung.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Geilshausen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 1. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Gemeinde Rabenau – Einwohnerstatistik. In: gemeinde- rabenau.de. Abgerufen am 7. September 2021.
  3. a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 81 f. (Online bei google books).
  4. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 308.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 21 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Rabenau, abgerufen im November 2021.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Allendorf an der Lumda anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 174 (Online in der HathiTrust digital library).
  10. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Online bei google books).
  11. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 223 (Online in der HathiTrust digital library).
  12. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 413 (online bei Google Books).
  13. Die Abtretung der Patrimonal-Gerichtsame der Freiheeren von Nordeck zur Rabenau in dem Lohndorfer Grund, zur Ausübung durch den Staat betr. vom 4. März 1822. In: Großherzogliches Ministeriums des Inneren und der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1822 Nr. 15, S. 179 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 36,0 MB]).
  14. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  15. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 8 und 48;.
  16. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 183 (Online in der HathiTrust digital library).
  17. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 30 (Online bei google books).
  18. Gemeinde Rabenau: Ortsbeiräte von Allertshausen, abgerufen im November 2021.