Geisberg (Wissembourg)
Der Geisberg ist ein Teil der Gemeinde Wissembourg, er liegt südöstlich von Wissembourg am Rande der Rheinebene, seit dem 17. Jahrhundert ist er von Mennoniten bewohnt.
Geschichte
Geisberg und der benachbarte Ort Schafbusch haben eine gemeinsame Geschichte, heute gehört Schafbusch zur Gemeinde Steinseltz. Der Schafbusch wurde 1615 erstmals erwähnt als Schoppswald oder Schoppusfeld. Vor der französischen Revolution war der Schafbusch und Geisberg im Besitz des Deutschen Ritterordens, der Hof war ca. 30 Hektar groß. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Elsass entvölkert und der Ritterorden siedelte Mennoniten aus der Schweiz an, die in ihrer Heimat aus religiösen Gründen verfolgt wurden. Die Mennoniten waren als kundige und fleißige Bauern bekannt. Sie siedelten ab 1695 in Riedseltz und in Diffenbacherhof, ab 1698 auch in Geisberg. Von Anfang an gab es Streit mit den eingesessenen Bauern, aus Neid über den Erfolg und aus religiösen Gründen. Im Dezember 1793 fand hier die Zweite Schlacht bei Weißenburg (1793) zwischen den französischen Revolutionstruppen und den Koalitionstruppen statt. Bis 1848 blieb der Geisberg das religiöse Zentrum der Mennonitengemeinde. Nach der französischen Revolution pachteten die Mennoniten den Hof. 1912 kaufte die Mennonitenfamilie Hege den Hof und bewirtschaftet ihn bis heute.[1] Sowohl während des Deutsch-Französischen Kriegs 1870 als auch während des Zweiten Weltkriegs 1940–1944 wurden die Gebäude auf dem Geisberg beschädigt, danach aber, bis auf das Schloss, wieder aufgebaut.
Ab 1760 siedelten Mennoniten in der Südpfalz in der Gegend von Bad Bergzabern, 1795 wurde die Gemeinde Deutschhof, heute Teil von Kapellen-Drusweiler, gegründet, die bis zum Zweiten Weltkrieg zur Gemeinde Geisberg gehörte.[2] Vor und während des Zweiten Weltkriegs durften die Elsässer nicht die Pfalz besuchen und nach 1940 wurden die Bewohner der französischen Grenzregion ins Landesinnere evakuiert.
Die Gemeinde heute
Die Kirche, erbaut 1999, liegt am Dorfanger, am Rande stehen die letzten Reste des Schloss Geisberg. Die Kirche selbst ist sehr schlicht, innen und außen, nach dem Motto der Mennoniten: „Die Kirche sind nicht die Gebäude, sondern die Menschen“. Die Geisberger Gemeinde ist an den Verein der französischen Mennoniten angeschlossen und hat auch Beziehungen mit den zwei Weissenburger Evangelikalen Freikirchen, man feiert zusammen hohe Feiertage, z. B. Pfingsten. Auch zu ihren Glaubensbrüdern in der Pfalz hält die Gemeinde weiterhin Kontakt.[3] Die Mennoniten sind für ihre religiöse Toleranz bekannt. Bei den Bewohnern der umliegenden Gemeinden sind die Weihnachtsgottesdienste der Mennoniten beliebt: die Schmucklosigkeit ihrer Kirche und der fröhliche und gleichzeitig gläubige Gottesdienst beeindruckt besonders an Weihnachten.
Auf dem Schafbusch gibt es drei größere Betriebe, die von den Nachkommen der Familie Hege bewirtschaftet werden. Jahrelang hat Claire-Lise Gerber, genannt „Gänse Liesel“ vom Geisberg Produkte ihrer Entenzucht auf dem Markt in Wissembourg verkauft.
Literatur
- Bernard Weigel: Le pays de Wissembourg (Land Wissembourg). ID L'Edition, Strasbourg 2004, ISBN 2913302904, S. 41f
Einzelnachweise
- ↑ Enzyklopädie der Anabaptisten und Mennoniten. Abgerufen am 7. Oktober 2021
- ↑ Die Mennonitengemeinde Deutschhof in der Südpfalz. Abgerufen am 7. Oktober 2021
- ↑ Elsass-Besuch auf dem Kohlhof. In: DIE RHEINPFALZ - Tageszeitung. 12. Juni 2014, abgerufen am 9. Januar 2022.
Koordinaten: 49° 1′ N, 7° 57′ O