Geisterfest
Das Geisterfest (chinesisch
/
, Pinyin
, W.-G.
, Jyutping
) ist die umgangssprachliche Bezeichnung eines traditionellen Festes, das von Chinesen in China und im Ausland gepflegt wird. Es fällt auf den 15. Tag des siebten Monats nach dem chinesischen Mond- bzw. Bauernkalender, also zumeist der Vollmondtag im August nach dem gregorianischen Kalender des Westens. Allgemein wird das sogenannte „Geisterfest“ in der chinesischen Gesellschaft meist als Ullambana-Fest (
,
) a) – oder als Zhongyuan-Fest (
,
) b) – bezeichnet.
Die Wurzeln des Geisterfestes liegen in buddhistischen Ullambana und taoistisch-konfuzianischen Traditionen Chinas. Für Buddhisten ist es eines der wichtigsten Feste des Jahres.[1]
Nach der chinesischen Tradition wird der siebte Monat umgangssprachlich auch „Geistermonat“ (
,
) c) genannt, weil nach dem Volksglauben Geister und Seelen der Toten aus der Unterwelt auf die Erde kommen. Das Geisterfestival ist der Höhepunkt einer ganzen Reihe von Zeremonien während des Geistermonats. Dazu gehören das Aufstellen von Speisen vor den Häusern und Verbrennen von Höllengeld als Opfergabe für die Geister und Seelen der Verstorbenen. Vielfach lässt man auch Papierboote und Laternen auf dem Wasser schwimmen, die den Geistern und Seelen nach ihrem Besuch im Diesseits die Richtung ins Jenseits weisen sollen. In manchen Traditionen Chinas werden temporäre Theater- bzw. Opernbühnen aufgebaut und Operntruppen vor Ort eingeladen, damit diese Unterhaltung für den Lebenden und verstorbene Seelen darbieten. Daneben gibt es – je nach Volksgruppen – manchmal auch aktive traditionelle sportliche Wettbewerbe zum volkstümlichen Fest.
- HK ShatinYuLanFestival BambooFramedTheatre.JPG
Temporäre Opernbühne – Sportplatz, Shatin 2009
- Ghost Festival in Ping Chou.JPG
Temporärer Opferaltar – Dorf, Peng Chau 2009
- HK 西營盤 Sai Ying Pun 香港 中山紀念公園 Dr Sun Yat Sen Memorial Park 香港盂蘭勝會 Ghost Yu Lan Festival offerings 226.jpg
Temporärer Opferaltar – Sportplatz, Sai Ying Pun 2017
Temporärer Opferaltar – Innenstadt, Taipei 2017
Opfergaben – Ullambana, Hsi Lai Temple USA 2006
- Sho-ro-bune,Bon-bune,Katori-city,Japan.jpgBonbune –盆船– Obon-Seelenschiffe, Katori 2011
Matsuri-Umzug – Obon-Vorbereitung, Japan 2018
- 密陽百中놀이.jpgBaekjung-Fest (백중날), Miryang 2009
In Korea wird das Fest
(kor.
, kurz
, M.C.
) oder
(
Hanja
, M.C.
) genannt. In Japan wird das Pendant des Geisterfestes Obon-Fest (jap.
) genannt und heute aufgrund der Kalenderreform 1872 zum Beginn der Meiji-Zeit (1868–1912) nach dem westlichen Kalender am 15. Juli gefeiert.
In Vietnam wird entsprechend am 15. Tag des siebten Lunarmonats der Tag der wandernden Seelen gefeiert. In Thailand wird dieses Fest auch Por-Tor-Festival genannt und u. a. auf Phuket gefeiert. Wie in anderen Ländern mit ähnlichem Brauchtum in taoistischer, konfuzianischer oder buddhistischer Tradition werden Speisen aufgestellt, hier vor allem rote Kuchen in Schildkrötenform.[2]
Anmerkungen
- a) Das Ullambana-Fest (chinesisch盂蘭盆節/盂兰盆节, Pinyinyúlánpén jié, W.-G.yülanp’ên chieh, Jyutpingjyu4laan4pun4 zit3) ist die buddhistische Bezeichnung des Fest.
- c) Der siebte Monat (七月/七月,qī yuè,ch’i yüeh, Jyutpingcat1 jyut6) im chinesischen Kalender wird im Volksmund auch als „Geistermonat“ (鬼月/鬼月,guǐyuè,kui yüeh, Jyutpinggwai2jyut6) bezeichnet.
Siehe auch
Weblinks
- Georg Milz – Zhongyuan Jie – Chinesisches Geisterfest – Artikel des bayrischen Rundfunks vom 21. Oktober 2019
- Hong Kong Observatory – Gregorian-Lunar Calendar Conversion Table (chinesisch, englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Georg Milz: Chinesisches Geisterfest. In: Bayerischer Rundfunk. 21. Oktober 2019, abgerufen am 6. Juli 2020.
- ↑ Sebastian Prestele: Hungrige Geister in Phuket - Das Por Tor Festival. In: phuketastic.com. 3. September 2013, abgerufen am 21. Januar 2017.