Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen

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Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen (GML)
Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen (GML)
Lage
Land Deutschland
Daten
Typ Müllheizkraftwerk
Primärenergie Hausmüll, Sperrmüll, hausmüllähnliche Gewerbeabfälle
Eigentümer GML
Betreiber GML Betriebsführer im Auftrag der GML Technische Werke Ludwigshafen
Betriebsaufnahme 1967
Kessel drei mit Walzenrost-Feuerung (ab 2022/2024: Stufenrost-Feuerung)
Website [11] gml-ludwigshafen.de

Das Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen (GML) ist ein von 1964 bis 1967 errichtetes Müllheizkraftwerk mit 3 Verbrennungslinien in Ludwigshafen. Es verbrennt den Hausmüll, Sperrmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle von Kommunen rund um Ludwigshafen am Rhein. Es liefert Hochdruckdampf an das benachbarte Fernheizkraftwerk der Technischen Werke Ludwigshafen (TWL AG) und kann jährlich ca. 210.000 Tonnen Müll durch Verbrennung in Energie umwandeln. Aus dem Hochdruckdampf, der bei der Müllverbrennung entsteht, wurden im Jahr 2020 im benachbarten Fernheizkraftwerk der TWL AG 69 Millionen Kilowattstunden Strom und 225 Millionen Kilowattstunden Fernwärme produziert.

Betrieben wird es von der GML GmbH, deren Gesellschafteranteile zu 100 Prozent die Kommunen Ludwigshafen am Rhein, Frankenthal/Pfalz, Neustadt an der Weinstraße, Mannheim und Speyer, die Landkreise Alzey-Worms, Bad Dürkheim, der Rhein-Pfalz-Kreis sowie die beiden Anstalten Zentrale Abfallwirtschaft Kaiserslautern (ZAK) und Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt Worms (ebwo) halten. Die ZAK ist eine gemeinsame kommunale Anstalt der Stadt und des Landkreises Kaiserslautern. Beide Anstalten sind Anstalten des öffentlichen Rechts (AdöR).

Geschichte

Das Müllheizkraftwerk (MHKW) wurde 1964 bis 1967 errichtet. Die GML wurde 1985 gegründet (Ludwigshafen, Worms, Speyer, Frankenthal, Mannheim, Neustadt sowie die Landkreise Ludwigshafen und Bad Dürkheim), 2003 kam der Landkreis Alzey-Worms dazu und 2014 die ZAK. Der Gesellschafter Stadt Worms wurde 2020 durch deren Anstalt ebwo ersetzt. Vor 1985 war das Müllheizkraftwerk eine Anlage der TWL AG. Die GML hat fortwährend die Anlagen des Müllheizkraftwerks auf dem jeweils aktuellen technischen Stand gehalten; die Folge waren eine Vielzahl von Umbau- oder Modernisierungsprojekten im Zeitverlauf: So z. B. der Umbau der Rauchgasreinigung von 2004 bis 2008. Ein schwerer Brand am 11. Oktober 2010 hat den Müllbunker schwer beschädigt und ein erweitertes Brandschutzkonzept erfordert (Einbau einer zusätzlichen Sprühflutlöschanlage und dadurch Erweiterung der bestehenden Brandschutzeinrichtungen)[1]. Ein neuer Müllbunker wurde 2012 bis 2014 errichtet und 2016 das ehemalige Hallenbad Nord als Löschwasser-Vorratsbehälter in Betrieb genommen.[2]

Bis Oktober 2015 betrieb die GML in Grünstadt auch das Biokompostwerk Grünstadt (BKW), das 40.000 Tonnen an Bioabfällen pro Jahr kompostierte. Im Zuge der Kooperation mit der Zentralen Abfallwirtschaft Kaiserslautern wurde das BKW stillgelegt und zur Bioabfall-Umladeanlage Nord (BAUN) umgebaut. Dort werden jetzt die Bioabfälle nur noch umgeladen, um sie zur ZAK nach Kaiserslautern zu transportieren.

Aufgabe

In der GML sind die entsorgungspflichtigen Städte Ludwigshafen am Rhein, Frankenthal/Pfalz, Neustadt an der Weinstraße, Mannheim und Speyer sowie die Landkreise Alzey-Worms, Bad Dürkheim, Rhein-Pfalz-Kreis und die Anstalten Zentrale Abfallwirtschaft Kaiserslautern (ZAK) sowie ebwo zusammengeschlossen. Das Entsorgungsgebiet umfasst ca. 2.600 Quadratkilometer mit einer Million Einwohnern, was einem Viertel der Rheinland-Pfälzer entspricht. Aus dem Reststoff Schlacke werden ca. 4.000 Tonnen/Jahr Metalle zurückgewonnen.

Energiegewinnung

Jährlich werden mehr als 210.000 Tonnen Abfälle verwertet. Nach Abzug des Eigenbedarfes (Betriebsstrom) konnten vom Energieversorger TWL aus dem Hochdruckdampf der GML etwa 69 Millionen Kilowattstunden Strom abgegeben werden, was dem jährlichen Bedarf von ca. 18.500 Vier-Personen-Haushalten entspricht. Zusätzlich hat TWL 225 Millionen Kilowattstunden Fernwärme aus dem Hochdruckdampf der GML produziert, was den Wärmebedarf von ca. 22.000 Haushalten deckt. Restmüll als Brennstoff spart so jährlich etwa 55.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) ein.

Anlagen

Im Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen wird seit über 50 Jahren die sogenannte Walzenrost-Feuerung zur Verbrennung eingesetzt. Eine von 2004 bis 2008 modernisierte Rauchgas-Reinigungsanlage reinigt die Abgase der Verbrennung, bevor diese den Kamin verlassen. Im Rahmen des Modernisierungsprojektes IGNIS von 2017 bis 2024 wird diese Feuerung durch die moderne, besser regulierbare Stufenrost-Feuerung ersetzt.

Schadstoffausstoß

Der Kamin der Anlage ist 125 Meter hoch und gehört zu den höchsten Bauwerken in Ludwigshafen. Die im Kamin des Müllheizkraftwerks gemessenen Abgas-Werte werden manipulationssicher elektronisch dokumentiert und können von der Aufsichtsbehörde SGD Süd in Neustadt jederzeit eingesehen werden. Durch den Einsatz modernster Filtertechniken werden die vom Gesetzgeber geforderten Jahresmittelwerte sicher unterschritten.

Projekt „IGNIS“

Nach 50 Jahren Betrieb erhält das Müllheizkraftwerk der GML seine dritte Kesselgeneration: Zwei der drei vorhandenen Müllkessel werden durch moderne Müllkessel mit Stufenrostfeuerung ersetzt. Der dritte vorhandene Müllkessel wird „runderneuert“. Der Schlackenbunker wird erweitert. Zur Umsetzung gibt es bei GML das Projekt IGNIS („Ignis“ = lateinisch für „Feuer“)[3] welches sich mit der Planung, der Genehmigung und der Realisierung der verschiedenen Modernisierungsmaßnahmen beschäftigt. Die GML investiert im Rahmen des Projektes IGNIS ca. 100 Millionen Euro. Von Mai 2020 bis April 2021 wurde zwischen dem bestehenden Kesselhaus und der Bahnlinie ein neues Kesselhaus für die Montage des neuen Müllkessels 4 errichtet. Bis Herbst 2022 wird der neue Müllkessel 4 in Betrieb genommen. Danach wird der bestehende Müllkessel 1 stillgelegt und abgerissen und an dessen Stelle bis Herbst 2024 der neue Müllkessel 5 in Betrieb genommen.[4]

Umweltbildung

Seit Mai 2000 dient das Freilandklassenzimmer als sogenannter außerschulischer Lernort, der zu den schulnahen Umweltbildungseinrichtungen in Rheinland-Pfalz (SchUR-Station) gehört.[5] Das Unterrichtskonzept des Freilandklassenzimmers wurde zunächst mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, danach mit der Universität Koblenz-Landau entwickelt. Das Gebäude, in dem der Unterricht stattfindet, ist von einem naturnahen Garten umgeben und mit verschiedenen Lernstationen versehen. Das Angebot ist eintrittsfrei und wird fachlich qualifiziert betreut. Es wird im Durchschnitt pro Jahr von über 200 Schulklassen mit rund 3.600 Schülern besucht.[6] Von 2019 bis 2021 wurde im ehemaligen Hallenbad Nord das GML-Informationszentrum "Die vier Elemente" entwickelt, die zweite Umweltbildungseinrichtung der GML. Dort erklärt das Unternehmen seine Aufgaben und gibt auch Erwachsenen die Möglichkeit, sich über Umweltthemen zu informieren.

Industrie und Umweltschutz

Auf dem Gelände des GML-Müllheizkraftwerks befindet sich in fast 40 Metern Höhe außerdem ein Horst für Wander- und Turmfalken.[7][8] Ein zweiter kam im Herbst 2021 dazu.

Kunst und Müll

Seit Oktober 2016 wird das von der GML als Löschwasser-Reservoir genutzte, 2001 geschlossene Hallenbad Nord auch für Veranstaltungen aus den Bereichen Kunst und Kultur kostenlos zur Verfügung gestellt (Konzerte, Vorträge und Ausstellungen)[9]. Das Hallenbad Nord ist als Baudenkmal klassifiziert.[10] Eine Dauer-Fotoausstellung stellt die Arbeit des Clean-River-Projekts[11] vor. Der 125 Meter hohe Kamin ist Ludwigshafens höchstes Bauwerk und wird farbig beleuchtet.

Ferienprogramme

Mit den jährlichen Schüler-Workshops wie dem Kinderzukunftsdiplom „WERTvoll“ und „TRASH - Alles nur Müll?“ bietet die GML kostenlos spezielle Formate für Schulen und allgemein Kinder und Jugendliche an.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1] Webseite der ASK, abgerufen am 17. April 2021.
  2. [2] Rheinpfalz vom 11. Oktober 2020.
  3. [3], Webseite der GML, abgerufen am 17. April 2021.
  4. Artikel im Mannheimer Morgen vom 19. April 2021 und vom 20. August 2021.
  5. [4] Webseite des Landes Rheinland-Pfalz, abgerufen am 17. April 2021.
  6. [5] Webseite der GML, abgerufen am 17. April 2021.
  7. [6] Webseite der GML, abgerufen am 18. April 2021.
  8. [7] Ausgabe der Rheinpfalz vom 2. April 2020.
  9. [8] Webseite des Vereins Rhein-Neckar-Industriekultur, abgerufen am 17. April 2021.
  10. [9] Webseite der GML, abgerufen am 17. April 2021.
  11. [10] Website des Clean-River-Projekt, abgerufen am 17. April 2021.

Koordinaten: 49° 29′ 7,2″ N, 8° 25′ 38,4″ O

BW