Georg Friedrich Müller (Mediziner)

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Georg Friedrich Müller (* 1804 in Simmozheim; † 1892 in Grunbach)[1] war ein Württemberger Arzt, Homöopath und Begründer der Diakonie Stetten.

Leben

Georg Friedrich Müller wurde als Sohn des Gastwirts und Bierbrauers Johann Georg Müller und dessen Ehefrau Elisabeth Margarete Müller geboren.[1] Georg Friedrich Müller studierte Medizin an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Zu seinen akademischen Lehrern gehörten die Mediziner Johann Heinrich Ferdinand Autenrieth (1772–1835) sowie Carl August von Eschenmayer (1768–1852). Müller war Arzt und Homöopath der ersten Generation nach Samuel Hahnemann (1755–1843). Er gehörte dem so genannten „Siebengestirn“ der frühen spezifischen Heilkunde in Württemberg an. Er arbeitete zunächst als praktischer Arzt ab 1830 in Metzingen, Tübingen und Riet. Zu seinem Tübinger Bekanntenkreis gehörten Universitätsprofessoren, Vertreter der evangelischen Gemeinden und die prägende Figur der Inneren Mission in Württemberg, Christoph Ulrich Hahn.[2]

Im Oktober 1841 gründete Georg Friedrich Müller das „Medizinische Missions-Institut zu Tübingen“, dessen Präsident der Evangelische Theologie Maximilian Albert Landerer wurde. Dieses Institut bestand lediglich bis zum Jahr 1849.[3] Es gab deutlichen Widerstand seitens der Basler Mission gegen diese Einrichtung in Tübingen. Wilhelm Hoffmann (1806–1873), der „Inspektor“der Basler Mission formulierte klare Gegenargumente gegen das „Medizinische Missions-Institut“.[3]

Bereits im Frühjahr 1848 versuchte Georg Friedrich Müller, die Gründung einer „Irrenanstalt zu Rieth in Württemberg“ anzubahnen. Schon am 26. Dezember 1846 hatte er sein Haus in Tübingen zum Verkauf angeboten.[4] Im Jahr 1849 eröffnete Georg Friedrich Müller dann schließlich mit zwei schwachsinnigen Kindern in Riet eine „Heil- und Pflegeanstalt“,[5][6] in die zwei Jahre später bereits 40 schwachsinnige (Bezeichnung heute nicht mehr gebräuchlich!) Kinder aufgenommen worden waren. Es erfolgte der Umzug nach Winterbach im Remstal. Hier konnte das Schwefelbad käuflich erworben werden. Mit diesem standen zusätzliche Badekabinen, Krankenzimmer und Gemache zu Handwerkstätten zur Verfügung.[7] 1863 konnte das Schloss Stetten erworben werden und die sich ständig vergrößernde Anstalt wurde in dieses Schloss verlegt. Georg Friedrich Müller war überzeugt von der Einheit körperlicher Heilbehandlung, seelischer Pflege und geistlicher Unterweisung. Deshalb favorisierte er Badekuren, homöopathische Mittel, Gemütsbildung und Unterricht in biblischer Geschichte.

Georg Friedrich Müller verfasste eine naturheilkundliche Heilmittellehre.[8] Er war beteiligt an der Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung für Arbeiter, Lehrlinge, Knechte und Mägde und war Leiter des „Dienstbotenhospitals“ in Schwäbisch Gmünd von 1860 bis 1881.

Familie

Georg Friedrich Müller war verheiratet mit Johanna Müller. Mit ihr feierte er im Jahr 1880 Goldene Hochzeit in Schwäbisch Gmünd. Das Ehepaar hatte insgesamt 12 Kinder, von denen allerdings nur sieben Kinder das Erwachsenenalter erreichten. Ein Vetter von Georg Friedrich Müller, der evangelische Pfarrer Karl Georg Haldenwang (1803–1862), war Begründer der ersten „Rettungs-Anstalt für schwachsinnige Kinder“ in Württemberg.[1]

Publikationen (Auswahl)

  • 1841: Ostindien – Ein Gesamtbild der Geographie, Geschichte, Kultur und der religiösen Zustände dieses großen Länder- und Völkergebiets mit besonderer Berücksichtigung auf die christlichen Missionen dargestellt.[3]
  • 1845: Sammlung von Volksarzneimitteln gegen Krankheiten des Menschen, Reutlingen. (205 Seiten)
  • 1847: Das Turnen als Schutz und Heilmittel für körperliche Leiden beider Geschlechter, Reutlingen. (227 Seiten)
  • 1847: Das krankhafte und schwere Zahnen der Kinder und seine Heilmittel nebst erläuternden Kranheitsgeschichten für Mütter, Reutlingen.
  • 1847: Die Mutter am Krankenbett ihres Kindes oder Leitfaden zum Erkennen und ersten Behandeln der gewöhnlichen Kinderkrankheiten mit besonderer Rücksicht auf die Diätetik, Reutlingen.
  • 1847: Die Gefahren für Kinder durch Kindermädchen nebst Anweisung zur Bildung brauchbarer Kinderwärterinnen, Reutlingen.
  • 13. August 1855: Der gegenwärtige Stand des Kretinismus in den Orten Gaisburg, Oberndorf, Schorndorf ... und Vorschläge zu dessen Abhülfe.

Literatur

  • Ludwig Dinzinger: Georg Friedrich Müller. Zusammenleben und Zusammenwirken. Leben und Werk des Begründers der Diakonie Stetten und sein Ansatz in der Betreuung von Menschen mit Behinderung, Edition Marhold Berlin 1999.

Einzelnachweise

  1. a b c Ludwig Dinzinger: Georg Friedrich Müller. Zusammenleben und Zusammenwirken. Leben und Werk des Begründers der Diakonie Stetten und sein Ansatz in der Betreuung von Menschen mit Behinderung, Edition Marhold Berlin 1999, S. 15 f.
  2. Diakonie Stetten: Über uns. Geschichtsbroschüre Bilder. Digitalisat, abgerufen am 15. Juli 2021.
  3. a b c Karin Engels: Medizin und Mission. Das Deutsche Institut für ärztliche Mission in Tübingen. Ärztliches Engagement in deutschen evangelischen Missionen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Inauguraldissertation Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg, akademischer Betreuer Wolfgang U. Eckart, Heidelberg 2018, S. 19 f.
  4. Christenbote 26. März 1848
  5. Landesarchiv Baden-Württemberg. Staatsarchiv Ludwigsburg, Findbuch E163 Verwaltung der Staatskrankenanstalten. Hier: E163 Bü880: Errichtung einer Heil- und Pflegeanstalt für schwachsinnige Kinder in Riet durch Dr. Müller, Bewilligung einer staatlichen Unterstützung. Digitalisat, abgerufen am 15. Juli 2021.
  6. Geschichte der Sonderpädagogik (www.sonderpaed-online.de).
  7. Archiv Stetten: Brief Müllers vom 16. Juli 1851 an die Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins.
  8. Weltbild.de: Klappentext zu „Georg Friedrich Müller“. Digitalisat, abgerufen am 15. Juli 2021.